Kein Zuschuss für Beschäftigte: Beim Deutschlandticket ist Hamburg knauserig
„Ein schlechter Witz”, einfach „schäbig": Gewerkschaft und Opposition sind auf Zinne. Denn während sich viele Arbeitnehmer in Hamburg mit dem neuen Deutschlandticket sogar auf eine extragünstige Fahrkarte freuen können, geht eine Gruppe leer aus – und bekommt keine Zuschüsse.
„Ein schlechter Witz”, einfach „schäbig“: Gewerkschaft und Opposition sind auf Zinne. Denn während sich viele Arbeitnehmer in Hamburg mit dem neuen Deutschlandticket sogar auf eine extragünstige Fahrkarte freuen können, geht eine große Gruppe leer aus – und bekommt keine Zuschüsse.
34,30 Euro im Monat – so günstig können viele Hamburger ab dem 1. Mai mit Bus und Bahn durch die Stadt fahren. Die Voraussetzung: Ihr Arbeitgeber bezuschusst ihre Deutschlandtickets jeweils mit 12,25 Euro im Monat. Doch die rund 77.000 Beschäftigten der Stadt Hamburg haben Pech – denn die zahlt den Arbeitgeberzuschuss nicht.
Kein Zuschuss für Mitarbeiter der Stadt Hamburg
Die Stadt beteilige sich in einem „erheblichen Umfang an den Kosten der Einführung des Deutschlandtickets – allein bis zum Jahr 2025 mit über 500 Millionen Euro“, verteidigt der Leiter des zuständigen Personalamts, Volker Wiedemann, das Vorgehen auf MOPO-Nachfrage. „Dies bedeutet eine erhebliche Investition aus Hamburger Mitteln in die Mobilitätswende, von der alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt profitieren können.“ So auch die Beschäftigten der Stadt: Bisher zahlen sie für ein Profi-Ticket zwischen 88 und 213 Euro – mit dem Deutschlandticket für 49 Euro gebe es schon einen „großen Mehrwert“, argumentiert Wiedemann.
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Immerhin: Ausgehend von den derzeit 16.000 Beschäftigten mit Profiticket-Abo, spart die Stadt so zunächst mehr als zwei Millionen Euro im Jahr. Ganz ausgehandelt ist das Thema aber noch nicht: Für die Stadt gehören etwaige Zuschüsse in einen Tarifvertrag. Sie will das Thema im Herbst in die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften einbringen.
Dennis Hering (CDU): Ein „schlechter Witz”
Doch auch daran hagelt es Kritik: CDU-Chef Dennis Thering findet den Vorstoß, die Ticket-Vergünstigung an Tarifverhandlungen zu koppeln „skandalös“. „Bis die Verhandlungen abgeschlossen und umgesetzt worden sind, ist wahrscheinlich schon 2025. Das ist inakzeptabel“, sagt er der MOPO. Dass der Senat nicht als Vorreiter vorangehe, sei ein „schlechter Witz“.
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So sind sich sogar CDU und Linke einig: Die Stadt müsse Vorbild sein, meint Heike Sudmann. Bisher haben nur 16.000 von 77.000 Beschäftigten der Stadt ein Profiticket, so die Politikerin. „Mit einem Zuschuss oder dem Klimaticket kann der Senat mehr Beschäftigte aus dem Auto in Bus und Bahn bringen.“ Die Folgekosten des schädlichen Autoverkehrs in Hamburg müsse überwiegend die öffentliche Hand ausgleichen. Deshalb sei es „schäbig, wenn der Senat das Klimaticket oder einen Arbeitgeberzuschuss mit den dringend notwendigen Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst verrechnen will.“ Auch die Gewerkschaft Verdi fordert die Stadt auf, zu handeln: „Ein Zuschuss wäre gut für die Beschäftigten, gut für die Umwelt und ein gutes Beispiel für alle“, sagt Sandra Goldschmidt von Verdi Hamburg.