Warum es kostenloses WLAN in Hamburgs U-Bahnen wohl nie geben wird
In der City oder der U-Bahn durchgängig im Internet surfen oder E-Mails abarbeiten – und das dank eines öffentlichen Wlans komplett kostenlos. Das wird es für Hamburger wohl nicht geben. Denn der Senat hält das für nicht mehr so wichtig.
In der City oder der U-Bahn durchgängig im Internet surfen oder E-Mails abarbeiten – und das dank eines öffentlichen WLAN komplett kostenlos. Das wird es für Hamburger wohl nicht geben. Die CDU ist stinksauer – und zieht einen interessanten Vergleich.
Ein offenes und kostenfreies WLAN im gesamten Citybereich, an touristischen Hotspots und in den Bezirkszentren – 2020 war das noch erklärtes Ziel des Senats und so in der Digitalstrategie für Hamburg niedergeschrieben. Doch nun zeigt sich: Der Senat hat offenbar damit abgeschlossen. Das legt seine Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der CDU nahe. Das „Abendblatt“ berichtete zuerst.
Hamburg: Kein Wlan in den U-Bahn-Tunneln geplant
Momentan gibt es mit dem Angebot „Mobyklick“ von wilhelm.tel mehr als 2500 Accesspoints für kostenloses, öffentliches WLAN in der Stadt, wie die Zugangspunkte offiziell heißen. Damit sei Hamburg „sehr gut aufgestellt“, findet der Senat. Allein im Citybereich Ring 1 gebe es 100 Accesspoints, dazu noch weitere teils auch private Angebote, die öffentlich zur Verfügung stehen. Auch an touristischen Hotspots wie der Speicherstadt, den Landungsbrücken oder dem Rathausmarkt gibt es kostenloses Netz.

Lückenlos ist die Versorgung aber nicht: In Standorten der Bezirksämter Eimsbüttel, Nord und Wandsbek und dem Landesbetrieb Verkehr oder öffentlichen Plätzen für Wochenmärkte gibt es zum Beispiel noch kein solches WLAN. „In fast jeder Kneipe in Brasilien bekommt man besseres WLAN als in Hamburg“, schimpft Sandro Kappe (CDU). „Wer mal versucht hat, in Hamburg in der U-Bahn oder auf touristischen Hotspots WLAN durchgehend zu nutzen, wird feststellen, dass das nicht möglich ist“, sagt er der MOPO. Auf der U3-Fahrt von Barmbek bis Rathaus fliege man regelmäßig aus dem WLAN.
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Immerhin: In allen Bussen und U- und S-Bahnstationen gibt es bereits seit einigen Jahren öffentliches WLAN. In den U-Bahntunneln sei das aber nicht geplant und auch nicht versprochen worden, sagt eine Hochbahn-Sprecherin der MOPO. Zum einen seien die Provider für den Ausbau verantwortlich. Zudem sei es unterirdisch nur mit extremem Aufwand möglich, Funkverbindungen aufzubauen – noch dazu so leistungsstark, um gleich mehrere hundert Personen in einer Bahn zu bedienen.
Kritik an Hamburgs Senat: „Die digitale Stadt sieht anders aus”
Weil die Fahrtzeiten zwischen den Stationen anders als bei einem ICE oder Regionalzug nur wenige Minuten betragen, sieht man den Aufwand offenbar nicht im angemessenen Verhältnis. Und an den anderen Orten? Eine nahtlose, flächendeckende Versorgung könne gar nicht erreicht werden, heißt es nun in der Senatsantwort – etwa wegen technischer Beschränkungen, wenn zum Beispiel in Grünanlagen Strom- oder Glasfaseranbindungen fehlen.
Zudem hänge die Installation der Accesspoints an den Telekommunikationsunternehmen und deren Entscheidungen. Auch äußere Einflüsse wie Lieferkettenprobleme wirkten sich aus. Allerdings sei eine öffentliche WLAN-Versorgung wegen der immer leistungsstärkeren Mobilfunknetze und häufigeren Flatrates mit großen Datenvolumina auch nicht mehr so wichtig.
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Kappe sieht das anders: Der Senat sei mit einem Ziel von 2020 krachend gescheitert, sagt er. Kappe befürwortet zwar, dass die Stadt auf einen eigenwirtschaftlichen Ausbau setzt. Doch wenn der nicht alle Punkte abdecke, müsse der Senat unterstützen. „Der jetzige Zustand ist nicht weiter tragbar. Die digitale Stadt sieht anders aus.“