Kündigt die Stadt dem Tierheim Süderstraße den Vertrag?
Zu viele Tiere, zu wenig Personal – im Tierheim an der Süderstraße liegen die Nerven blank. Längst gibt es ein Tauziehen um die Unterbringung von gefundenen und sichergestellten Tieren, denn die Stadt schaut sich nach neuen Partnern um. Dabei geht es um viel Geld.
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Zu viele Tiere, zu wenig Personal – im Tierheim an der Süderstraße liegen die Nerven blank. Längst gibt es ein Tauziehen um die Unterbringung von gefundenen und sichergestellten Tieren, denn die Stadt schaut sich nach neuen Partnern um. Dabei geht es um viel Geld.
Wann immer in Hamburg ein Tier aufgegabelt wird, kommt es ins Tierheim in der Süderstraße. So sieht es der Vertrag zwischen der Stadt und dem zuständigen Hamburger Tierschutzverein (HTV), der das Tierheim betreibt, vor. Die Tierschützer sind für alle Belange herrenloser Hamburger Tiere verantwortlich und sollen 24 Stunden am Tag erreichbar sein – dafür überweist die Stadt jährlich rund zwei Millionen Euro. Gerade erst hat die Bürgerschaft außerdem Hunderttausende Euro locker gemacht, damit das Katzenhaus in der Süderstraße saniert werden kann.
Hamburg sucht neue Partner, Tierschützer wollen neuen Vertrag
Doch die bisherige Zusammenarbeit könnte bald Geschichte sein! Längst sucht die Stadt nach neuen Partnern und auch der HTV will den derzeitigen Vertrag neu aufsetzen lassen.
„Wir mussten leider feststellen, dass der HTV bestimmte Leistungen nicht mehr erbringen und den Vertrag mit der Stadt ändern möchte“, heißt es aus der zuständigen Justizbehörde auf Nachfrage der MOPO. Demnach sei man über „unzureichende räumliche Kapazitäten“ und „personelle Engpässe“ informiert worden.

Konkreter: Im Tierheim in der Süderstraße ist kein Platz mehr und auch an Mitarbeiter:innen mangelt es. Seitens der Justizbehörde verweist man zwar darauf, dass man mit dem HTV „im engen Austausch“ stehe, um Lösungsmöglichkeiten zu finden. Doch längst sondiert die Stadt Alternativen zum bisherigen Vertragspartner.
Herrenlose Tiere: Hamburg erwägt neue Ausschreibung
So wurden unter anderem Hamburgs Tierärzte kontaktiert. In einem Rundschreiben – offiziell „Markterkundung“ genannt –, das der MOPO vorliegt, heißt es: „Die Freie Hansestadt Hamburg erwägt aus verschiedenen Gründen, diese Dienstleistung (Anm. gemeint ist die Unterbringung und Aufnahme von Tieren) möglicherweise zum 1. Juli 2023 im Wege der öffentlichen Ausschreibung neu zu vergeben.“ Wer sich vorstellen könne, einzusteigen, solle sich doch bitte melden. Auf der Basis der Rückmeldungen will die Stadt dann entscheiden, ob man offiziell neu ausschreibt.
Tierschützer bestätigen: „Wir haben zu wenig Personal“
Auch der HTV bestätigt der MOPO, dass es derzeit alles andere als glatt laufe. „Bei der Unterbringung von Katzen sind wir an unsere Kapazitätsgrenze gestoßen und mussten daher einen Aufnahmestopp verhängen“, so Sprecherin Cathleen Stegmann. Grund dafür sei die Sperrung des Alten Katzenhauses, das einsturzgefährdet ist. Dadurch fielen 150 Unterbringungsmöglichkeiten für Katzen weg.
Aber auch beim Personal pfeifen die Tierschützer aus dem letzten Loch. „Auch wir haben mit einem Personal- und Fachkräftemangel zu kämpfen.“ Die Folge: Es kann vorkommen, dass der Schalter von 0 bis 6 Uhr morgens nicht besetzt werden kann und dann keine Tiere angenommen werden können.
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Wie es nun genau weitergeht, das wollen die Stadt und der HTV zügig verhandeln. Zu Details äußert sich allerdings keine der beiden Seiten. Nach MOPO-Informationen treffen sich die jeweiligen Vertreter aber schon am Dienstag für weitere Gespräche.