Hamburg schmeißt große Menge an Impfstoff weg: Vor allem ein Hersteller betroffen
Dafür stand Hamburg teils stundenlang Schlange: die Corona-Impfung. Während das Angebot vor eineinhalb Jahren begrenzt war, wird die Stadt ihre Impfstoffe jetzt nicht mehr los. Wie die MOPO erfuhr, mussten insgesamt mehr als 100.000 Impfdosen in Hamburg weggeworfen werden. Vor allem ein Hersteller ist betroffen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch wie viele Hamburger lassen sich überhaupt noch impfen?
Während die Hamburger zu Beginn der Impfkampagne vor fast eineinhalb Jahren für eine Impfung Schlange stehen mussten, ist die Nachfrage nun deutlich zurückgegangen. Inzwischen mussten insgesamt mehr als 100.000 Impfdosen in Hamburg weggeworfen werden, bei denen das Haltbarkeitsdatum überschritten war. Warum das passiert ist und womit die Sozialbehörde jetzt rechnet.
Im Rahmen des städtischen Impfangebots wurden seit Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 insgesamt 103.185 abgelaufene Impfdosen entsorgt. Dies geht aus einer Antwort der Sozialbehörde auf MOPO-Anfrage hervor.
Hamburg: Diese Impfstoffe mussten entsorgt werden
Den größten Anteil an verworfenen Impfdosen machen 68.630 Dosen Spikevax (Moderna) aus, dahinter folgen 16.850 Dosen Cormirnaty (Biontech, Kinder-Zulassung), 14.345 Dosen Janssen (Johnson&Johnson) sowie 3360 Dosen Cormirnaty (Biontech) für Erwachsene. Über die Vorratshaltung in den Praxen, die einen großen Teil der Impfungen durchführen, kann die Stadt keine Auskünfte geben.

„Die Nachfrage nach Impfungen ist, bedingt durch die sehr hohe erreichte Impfquote, natürlich zwischenzeitlich deutlich zurückgegangen und liegt in den öffentlichen Angeboten bei wenigen hundert Impfungen pro Woche“, sagte Behördensprecher Martin Helfrich.
Nur noch wenige hundert Impfungen pro Woche
Weil aus vorherigen Lieferungen vom Bund noch Impfstoffbestände vorhanden waren, habe man im Laufe der vergangenen Monate auch Impfstoff verwerfen müssen, der das Haltbarkeitsdatum überschritten hatte.
Seit Anfang Mai gibt es zwei städtische Impfzenten, jeweils im Terminal Tango am Hamburger Flughafen und in der Harburger Arcaden. Diese Impfzentren bleiben unter anderem bestehen, um in Zukunft kurzfristig eine höhere Nachfrage abdecken zu können, sollte es erforderlich werden.
Hamburgs Impfquote liegt über dem Bundesschnitt
Insgesamt sind in Hamburg bisher etwa 4,4 Millionen Corona-Schutz-Impfungen durchgeführt worden. Von den erwachsenen Hamburger:innen haben rund 95 Prozent eine Grundimmunisierung erhalten. Damit liegt Hamburg rund 10 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt.

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Anfang Februar hatte die MOPO schon einmal bei der Sozialbehörde nach vernichteten Impfdosen gefragt. Damals hieß es, es gebe keine „größeren Restbestände, die ungenutzt bleiben“ und man beschaffe stets nur so viel Impfstoff, wie benötigt werde.
Wegen vielen Infektionen: Impfnachfrage geringer
„Im ersten Quartal dieses Jahres war die Impfnachfrage geringer als sie möglicherweise hätte ausfallen können“, so Helfrich. Grund dafür sei die sehr hohe Anzahl von Neuinfektionen in den ersten Monaten des Jahres gewesen, die unmittelbar dazu geführt habe, dass viele Zehntausend Hamburger „frisch genesen“ waren und daher noch keine Auffrischungsimpfung erhalten konnten.
Derzeit verfüge Hamburg über einen Lagerbestand von rund 90.000 – zum Teil tiefgefrorenen – Impfstoffdosen unterschiedlicher Hersteller:innen mit unterschiedlicher verbleibender Rest-Haltbarkeit. Zum Teil würden sie im Sommer, zum Teil im Laufe des Herbstes ablaufen. „Gegenwärtig werden daher keine neuen Impfstoffe bestellt, soweit sie noch auf Lager sind, sondern Bestände abgebaut“, sagt Helfrich.
Sozialbehörde: Hamburg kann Impfstoff nicht weitergeben
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Warum gibt Hamburg nicht einfach Impfstoff an andere Länder weiter? Eine Weiterverteilung von Impfdosen komme sinnvoll nur in Frage, wenn die Haltbarkeit noch mindestens drei Monate betrage, sagt der Sprecher der Sozialbehörde. Andernfalls sei der Impfstoff beispielsweise für Länder, an die der Impfstoff verschenkt würde, kaum sinnvoll einsetzbar.
„Über eine mögliche Weitergabe von Restbeständen entscheidet der Bund, der die ausschließliche Zuständigkeit für Außenpolitik hat – Hamburg kann nicht ,im Alleingang‘ vom Bund beschafften Impfstoff weitergeben“, so Helfrich.