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Kann Integration so klappen? Hamburg: Noch 25.000 Flüchtlinge leben in Unterkünften

Kann Integration unter diesen Umständen funktionieren? Mehr als 25.000 Geflüchtete leben in Hamburg immer noch in städtischen Einrichtungen. Sie sind in diesen Unterkünften unter ihresgleichen und teilen sich mit fremden Menschen beengte Zimmer, Küchen und Bäder. Die Initiative „Hamburg für gute Integration“ fordert jetzt: Gebt jede vierte neu gebaute Wohnung Flüchtlingen!

„Die durchschnittliche Verweildauer in den Unterkünften liegt mittlerweile bei drei Jahren“, sagt Klaus Schomacker von „Hamburg für gute Integration“. Dabei ist diese Form des Wohnens eigentlich nur für bis zu sechs Monate vorgesehen. „Jeder braucht doch ein Minimum an Privatsphäre.“ Daran drohe die Integration zu scheitern.

Flüchtlinge in Hamburg: Zahl der Unterkünfte sinkt nicht

So sind Großfamilien teils auf mehrere Wohngruppen verteilt untergebracht. Junge Menschen teilen sich jahrelang ein Doppelzimmer, obwohl sie in Ausbildung sind, früh aufstehen müssen, kaum allein mit dem Partner auf dem Zimmer sein können.

Rund 190 Flüchtlinge wohnen am Björnsonweg in Blankenese.

Acht Häuser stehen auf dem Gelände der Flüchtings-Unterkunft am Björnsonweg in Blankenese.

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Die Belegung der Zimmer wechselt ständig, wenn jemand den Absprung in eine normale Wohnung schafft. Flüchtlinge werden von einer Unterbringung in die nächste geschoben, wenn diese geschlossen oder verkleinert wird.

Initiative Hamburg für gute Integration übt Kritik

Die Initiative „Hamburg für gute Integration“ hatte sich zur Flüchtlingskrise 2015 gegründet, nachdem die Stadt viele riesige Flüchtlings-Unterkünfte plante. Sie handelte mit der Stadt in allen Bezirken Verträge aus, wie es auf mittlere und lange Sicht mit den Einrichtungen weitergehen soll.

Wohnungen für Flüchtlinge am Mittleren Landweg.

Diese Wohnungen am Mittleren Landweg in Billwerder werden bisher noch größtenteils von Flüchtlingen bewohnt. Eine Lärmschutzmauer schützt vor den Zügen direkt nebenan.

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Dazu gehörte auch die Vereinbarung, dass große Unterkünfte nach und nach auf höchstens 300 Plätze abgeschmolzen werden sollten und Flüchtlinge in kleinen Einrichtungen verteilt über die ganze Stadt untergebracht werden sollten. Schomacker: „Dieses Ziel wurde vollständig verfehlt und von der Stadt schnell aufgegeben.“ Das berge ein schwer vorhersehbares Risiko für ein Scheitern der Integration.

Hamburg: Noch mehr große Unterkünfte für Flüchtlinge

Schomacker stellt eine Bilanz auf: Im Jahr 2016 hatte Hamburg 126 Unterkünfte mit knapp 27.000 Plätzen. In diesem Jahr seien es 125 Unterkünfte mit 33.188 Plätzen. Auch die Zahl der großen Unterkünfte sei weiter gestiegen: von damals 29 auf heute 42 mit mehr als 300 Plätzen.

Bürgerverträge

Die Bürgerinitiative übergibt im März 2016 die gesammelten Unterschriften im Rathaus. Eine ihrer Forderungen: In Flüchtlingsheimen sollen nicht mehr als 300 Menschen leben.

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Deshalb erneuert die Initiative ihre Forderung, die sie 2015 bereits gestellt hatte: sie will einen Viertel-Mix beim Wohnungsbau. Je ein Viertel der in Hamburg neu gebauten Wohnungen sollen für Mietwohnungen, Sozialwohnungen, Eigentumswohnungen und Geflüchtete vorgesehen sein.

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Sollte der Senat dazu nicht bereit sein, aus Angst vor politischen Diskussionen, dann müsste er zumindest andere Maßnahmen ergreifen. „Dann müssen die Standards in den Unterkünften angehoben werden und an die Standards von Sozialwohnungen angepasst.“ Denn ohne eine andere Weichenstellung werde sich an der Lage nichts ändern. Zu wenige Flüchtlinge finden auf dem angespannten Hamburger Wohnungsmarkt eine eigene Wohnung.

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