Kampf ums Diekmoor: Gutachten soll Umbaupläne stoppen!
Kammmolch oder kein Kammmolch? Der Streit um die Kleingärten im Langenhorner Diekmoor geht in die nächste Runde. Schützenswerte Tiere wie dieses bis zu 18 Zentimeter lange Tierchen könnten eventuell den Bau der 700 Wohneinheiten im Landschaftsschutzgebiet verhindern. Die Stadt hatte im Rahmen einer Untersuchung keine solchen Arten gefunden. Die Bürgerinitiative „Rettet das Diekmoor“ zweifelte an dem Gutachten und hat ein eigenes in Auftrag gegeben – die Ergebnisse geben den Kleingärtnern jetzt neue Hoffnung.
Kammmolch oder kein Kammmolch? Der Streit um die Kleingärten im Langenhorner Diekmoor geht in die nächste Runde. Schützenswerte Tiere wie diese bis zu 18 Zentimeter lange Amphibie könnten eventuell den Bau der 700 Wohneinheiten im Landschaftsschutzgebiet verhindern. Die Stadt hatte im Rahmen einer Untersuchung keine solchen Arten gefunden. Die Bürgerinitiative „Rettet das Diekmoor“ zweifelte an dem Gutachten und hat ein eigenes in Auftrag gegeben – die Ergebnisse geben den Kleingärtnern jetzt neue Hoffnung.
„Dort, wo ich Gutachten erstellt habe, ist danach zu 100 Prozent noch nie gebaut worden“, sagt Tierökologe Micha Dudek. Applaus brandet auf in der Bankfiliale am Langenhorner Markt. Etwa 60 bis 70 Kleingärtner, Anwohner und Naturschützer haben sich am Mittwochabend dort versammelt.

„Ich bin sehr gespannt, welche schützenswerten Tierarten gefunden wurden“, sagt Andrea Timm (51) aus Langenhorn. „Es ist jetzt schon alles zugebaut, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das später aussieht.“
Diekmoor: Kleingärten in Langenhorn sollen Wohnungen weichen
Auf dem 16 Hektar großen Gebiet des grünen Diekmoors mit seinen 260 Kleingärten sollen 700 Wohnungen entstehen. Seitdem das klar ist, regt sich Widerstand unter Naturschützern und Kleingärtnern, die sich inzwischen immer professioneller organisieren. Als die Stadt den Rahmenplan für das Gebiet Ende März präsentierte, herrschte Proteststimmung unter den Anwesenden.

Das tierökologische Gutachten der Stadt wurde von der Initiative als „lückenhaft“ kritisiert. Der Grund: Die Beauftragten waren für ihre Untersuchung nur auf den öffentlichen Wegen. In die privaten Kleingärten ging niemand. Herausgekommen war das durch die Senatsantwort auf eine Anfrage der CDU. „Die Privatflächen wurden respektiert“, hieß es darin vom Senat. Die Kleingärtner sagen, sie hätten ausdrücklich eingeladen.
Der Kammmolch – ein echtes Blockadetier
Tierökologe Dudek war für sein Gutachten in den Gärten. Von Juni 2021 bis Ende Mai 2022 hat er bei Begehungen am Tag und in der Nacht geschaut, was hier alles wächst, fliegt und quakt. Insgesamt hat er fünf verschiedene Fledermausarten gesehen, sieben Amphibienarten und 42 Brutvogelarten.
Dabei will Dudek auch Tiere entdeckt haben, die in Hamburg auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen wie den Kammmolch, die Breitflügelfledermaus, den Großen Abendsegler oder das Sumpf-Blutauge.

Mindestens eines dieser Tiere hat es als „Blockadetier“ schon zu Berühmtheit geschafft. Der Kammmolch beeinflusste in Hessen den Bau der A49. Die Trasse musste um den Lebensraum der Tiere herumgeleitet werden.
Immer wieder gibt es auch in Hamburg Streit um gefährdete Arten: In Neugraben-Fischbek musste wegen des Wachtelkönigs eine Wohnsiedlung umgeplant werden, der Schierlings-Wasserfenchel hätte fast die Elbvertiefung verhindert.
Das sagt der Bezirk Nord zum Gutachten
Welche Tierart könnte die Bebauung des Diekmoors verhindern? „Alle und keine, das weiß man nie so genau“ sagt Dudek zur MOPO. Wichtig sei die Bezeichnung „FFH“-Art, das steht für die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU. Diese Arten stehen europaweit unter besonderen Schutz – zum Beispiel der Kammmolch.
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Der Bezirk sieht sich das Gutachten nun ebenfalls an: „Wir sind in der Prüfung des Gutachtens, da wir es vor der Veröffentlichung bisher nicht erhalten haben“, sagt ein Sprecher am Donnerstag auf MOPO-Anfrage. Sollten im weiteren Verfahren wie nach der Durchführung des städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerbs weitere „Untersuchungen oder Gutachten notwendig sein, werden diese selbstverständlich eingeholt“.
Die Initiative „Rettet das Diekmoor“ strebt als nächsten Schritt eine Volksinitiative an, um den Bau doch noch zu verhindern. „Wir gehen stark davon aus, dass wir das schaffen werden“, sagt Sprecher Michael Heering.