Mega-Kahlschlag in Hamburg: Wir wollen unsere Bäume zurück!
Sie haben ihr kleines Paradies tagelang bewacht, vergeblich: Ein kleines Waldstück in Bramfeld wurde nach langem Kampf gerodet. Doch die Anwohner geben sich nicht geschlagen. Sie sind voller Wut – und entschlossen, den geplanten Bau von Wohnungen und einer Tiefgarage zu verhindern. Ihr Ziel: Wiederaufforstung! Dafür gehen sie bis zum Äußersten.
Sie haben ihr kleines Paradies tagelang bewacht, vergeblich: Ein kleines Waldstück in Bramfeld wurde nach langem Kampf gerodet. Doch die Anwohner geben sich nicht geschlagen. Sie sind voller Wut – und entschlossen, den geplanten Bau von Wohnungen und einer Tiefgarage zu verhindern. Ihr Ziel: Wiederaufforstung! Dafür gehen sie bis zum Äußersten.
Über Jahrzehnte war die kleine Naturoase, eingerahmt von Bramfelder Chaussee, Mützendorpsteed, Hildeboldtweg und dem Trittauer Amtsweg, ungestört gewachsen. Von außen konnte man das Wäldchen – 138 Bäume – nicht betreten. Es war ein Paradies für Vögel, Eichhörnchen, Pflanzen und Wildbienen.
Bramfeld: Bürgerinitiative hatte zunächst Erfolg vor Gericht
Im Mai 2019 hatte die Bezirksversammlung mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken die Abholzung des Waldstückes für den Bau von vier Wohnblöcken mit 64 Wohnungen beschlossen. 70 Prozent des Grundstückes sollen für eine Tiefgarage versiegelt werden.
Das wollten empörte Anwohner nicht akzeptieren. „Der Hamburger Klimaplan sieht die Aufforstung von einem Hektar Waldfläche pro Bezirk vor“, sagt Herbert Siegert, Sprecher der Bürgerinitiative „Bramfeld 70“, die sich seit dem Beschluss vor knapp vier Jahren für den Erhalt des Grüns eingesetzt hat. „Wieso werden da vorhandene Bäume abgeholzt?“
Das Hamburger Oberverwaltungsgericht hatte die Abholzungspläne nach einer Klage der Initiative im September 2020 zunächst gestoppt – ein erster Erfolg. Im Februar 2022 dann aber die Ernüchterung. Nach Nachbesserungen am Bebauungsplan durch den mittlerweile rot-grünen Bezirk stand fest, dass die Bäume gefällt werden.
Anwohner zu Baumfällung: „Wir hoffen auf ein Wunder“
Anfang Dezember 2022 rückten die Arbeiter mit den Sägen an. „Mehrere Tage haben wir das Grundstück noch bewacht, doch ausgerechnet an diesem Tag waren wir nicht da“, so Herbert Siegert (66). Seine Bürgerinitiative zieht nun vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, um sich darüber zu beschweren, dass die Bürger nicht zu der Frage angehört wurden, ob die Rodung des Waldes auf Grund des in Kraft getretenen Bebauungsplans sofort erfolgen darf oder bis zu einer abschließenden Entscheidung ausgesetzt wird.
Um die Gerichtskosten von mittlerweile mehr als 6000 Euro bezahlen zu können, gab es in den vergangen Jahren drei Benefizkonzerte im Stadtteil. Übrigens: Weil es sich bei dem Idyll um einen gerichtlich festgestellten Wald handelt, muss auch ein Wald nachgepflanzt werden. Dafür hat Hamburg aber keinen Platz, darum soll die Ersatzpflanzung in der Gemeinde Ricklingen im Kreis Segeberg erfolgen, wie aus einer Kleinen Anfrage der CDU an den Senat hervorging.
Das könnte Sie auch interessieren: Umstrittener Vorstoß: So wollen die Grünen viel mehr bezahlbare Wohnungen schaffen
„Der Wald ist bereits gefällt, Karlsruhe ist unser letzter Schritt. Wir hoffen auf ein Wunder“, sagt Siegert und erwähnt eine mögliche Aufforstung. Die Klage wurde in dieser Woche eingereicht.