Nach 100 Jahren: Verkehrssenator will endlich neue Elbbrücke für Hamburg
Hamburgs Süden fühlt sich abgehängt – und ist es derzeit auch, jedenfalls mit Blick auf den S-Bahn-Verkehr. Der Lkw-Unfall an den Elbbrücken hat zum Vorschein gebracht, wie störungsanfällig Hamburgs Schienennetz ist. Seit Wochen können Pendler die S3/S31 nicht wie gewohnt nutzen, um über die Elbe zu kommen. Damit sowas in Zukunft nicht mehr passiert, braucht es dringend weitere Elbquerungen – aber wo?
Hamburgs Süden fühlt sich abgehängt – und ist es derzeit auch, jedenfalls mit Blick auf den S-Bahn-Verkehr. Der Lkw-Unfall an den Elbbrücken hat zum Vorschein gebracht, wie störungsanfällig Hamburgs Schienennetz ist. Seit Wochen können Pendler die S3/S31 nicht wie gewohnt nutzen, um über die Elbe zu kommen. Damit sowas in Zukunft nicht mehr passiert, braucht es dringend weitere Elbquerungen – aber wo?
Auf nur vier Gleisen fahren täglich über 600 Regional- und Güterzüge. Direkt daneben müssen sich hunderte S-Bahnen zwei Gleise teilen. Zwischenfälle wie Weichen- oder Signalstörungen, Bombenfunde im Hafen oder Personen im Gleisbereich bringen das gesamte Konstrukt in Wackeln. Richtig unangenehm wird es, wenn die Strecke für längere Zeit nicht befahrbar ist.
S-Bahn-Chaos: Tjarks fordert weitere Elbquerung
Aktuell kann nur eins der S-Bahngleise von einem Pendelzug genutzt werden. Dazu hat der HVV ein Ersatzangebot aufgebaut: Buslinien wurden verstärkt, Ersatzbusse eingerichtet, und seit neuestem sind auch Moias im Einsatz. Dazu können Fahrgäste die ICs und ICEs ab Harburg nutzen sowie die Regionalzüge.
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Wäre all das nötig, wenn es eine weitere Elbquerung gäbe? Für Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) ist die Sache klar: „Es wurde jahrzehntelang versäumt, die Infrastruktur auszubauen und sich auf Autoquerungen konzentriert“, sagte er am Montag auf dem Hamburger Verkehrstag. „Die letzte regionale Elbe-Fernbahnbrücke wurde vor 100 Jahren gebaut.“
Tjarks will zwei zusätzliche Gleise über Elbe bauen lassen
Deshalb will Tjarks die Elbbrücken sechsgleisig ausbauen lassen. Das bedeutet zwei weitere Gleise von der Norderelbebrücke bis nach Harburg für den Regional- und Fernverkehr. Derzeit laufe die Machbarkeitsuntersuchung, heißt es aus der Behörde. „Bei Bestätigung könnte nach Klärung weiterer technischer, betrieblicher und finanzieller Fragen eine Stabilisierung und Kapazitätssteigerung für den gesamten Raum Süderelbe im Regional- und Fernverkehr erreicht werden“, sagt Sprecher Dennis Heinert der MOPO.

Bei der Opposition dagegen Kopfschütteln. „Die von Tjarks favorisierte Brücke würde im Störungsfall auch nicht helfen“, ist sich Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linken, sicher. Sie stimmt zu, dass weitere Schienen-Elbquerungen nötig seien. „Zum Beispiel könnte die alte Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof zur Veddel und weiter nach Wilhelmsburg genutzt werden. Der Platz ist noch vorhanden“, schlägt sie vor. Auch der lang geforderte Bahn-Elbtunnel sei sinnvoll.
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Dieser soll es der S-Bahn möglich machen, bereits in Neugraben abzuzweigen, die Elbe zu unterqueren und in Altona zu landen. So würde die Harburg-Strecke entlastet werden. Eine Machbarkeitsstudie läuft seit 2021, diese Variante favorisiert die Behörde allerdings nicht. „Perspektivisch wäre die Brücke deutlich schneller umsetzbar als ein Bahn-Elbtunnel“, sagt Heinert.

Priorität habe zudem die U4-Verlängerung in den Süden. Aktuell arbeiteten Architekturbüros an der Elbbrücke zum Kleinen Grasbrook. Danach sei aber nicht Schluss, versichert Heinert. „Für eine Verlängerung nach Wilhelmsburg werden derzeit drei Varianten betrachtet.“ Bis dort aber tatsächlich eine Bahn fährt, kann es noch einige Jahre dauern.
Umso wichtiger, dass die beschädigte Brücke für S3 und S31 schnell wieder in beide Richtungen befahrbar ist. Laut der Bahn wird das ab Montag, 19. September, der Fall sein.