Sein Knast-Kumpel schwärzte ihn an: Mörder steht wieder vor Gericht
Frank W. (63) ist ein verurteilter Doppelmörder und Langzeithäftling. Seit 40 Jahren sitzt er in Santa Fu. Zuletzt waren mögliche Lockerungen seiner Haft im Gespräch. Nun steht jedoch ein neuer Vorwurf im Raum, weswegen sich Frank W. erneut vor Gericht verantworten muss. Ausgerechnet ein Kumpel aus dem Knast schwärzte ihn an – ein verurteilter Betrüger.
Frank W. (63) ist ein verurteilter Doppelmörder und Langzeithäftling. Seit 40 Jahren sitzt er in Santa Fu. Zuletzt waren mögliche Lockerungen seiner Haft im Gespräch. Nun steht jedoch ein neuer Vorwurf im Raum, weswegen sich Frank W. erneut vor Gericht verantworten muss. Ausgerechnet ein Kumpel aus dem Knast schwärzte ihn an – ein verurteilter Betrüger.
Frank W. hat den Großteil seines Lebens hinter Gittern verbracht, er sitzt im Gefängnis, seit er 23 Jahre alt ist. 1982 beging er einen Raubmord, 1994 ermordete er einen Mithäftling.
Hamburg: Betrüger beschuldigt Mörder eines Drogenkaufs
Heute ist Frank W. ein älterer drahtiger Mann mit Glatze und stechend blauen Augen. Er sitzt neben seinem Verteidiger im Saal des Amtsgerichts Hamburg. Mit zwei Fingern hält er sich am Tisch fest, sein Zeigefinger tippt unaufhörlich auf die Holzplatte. Der Prozess bewegt ihn offensichtlich.
Kein Wunder, schließlich könnten seine Haft-Lockerungen auf dem Spiel stehen. Die Staatsanwaltschaft wirft Frank W. vor, er habe im Juni 2022 in Santa Fu zweimal Haschisch von dem verurteilten Betrüger Jason B. gekauft. „Die Anklage steht und fällt mit dem Zeugen Jason B.“, sagt der Richter zu Beginn des Prozesses. „Ob es ein Spinner ist oder ein glaubwürdiger Zeuge, werde ich sehen.“
Der Verteidiger von Frank W. hat dazu bereits eine klare Meinung: „Es ist einfach gelogen, was Herr B. über Herrn W. sagt“, sagt er. Man müsse allein schon wegen der langjährigen Haftstrafe von Jason B. wegen Betruges „Zweifel an seiner Wahrhaftigkeit“ haben.
Prozess: Kronzeuge nennt Angeklagten Bezugsperson – und belastet ihn
Der Auftritt von Jason B. vor Gericht ist vor allem eins: merkwürdig. Begleitet von zwei LKA-Beamten betritt der korpulente 26-Jährige mit Sonnenbrille und Käppi den Gerichtssaal und erzählt freimütig: Häftlinge hätten ihn angesprochen, ob er für sie Drogen in die JVA schmuggeln würde. Er habe zugesagt und seine Ausgänge zur Therapie dafür genutzt, alle zwei Wochen, immer montags. In Ochsenzoll habe er einen Mann auf dem Klo einer Cafeteria getroffen, die Drogen entgegen genommen, sich rektal eingeführt und so in den Knast geschmuggelt.
Obwohl Jason B. nie auffliegt, verrät er den Schmuggel irgendwann der Polizei und belastet etliche Männer in und außerhalb von Santa Fu. Er wird zum Kronzeugen, bekommt Polizeischutz.
„Warum haben Sie nicht einfach aufgehört?“, fragt der Richter. Jason B. überlegt kurz: „Ich wollte dazu gehören, alle haben mich dafür gefeiert, das hat mir gefallen.“ Die Frage, warum er seine Mithäftlinge ans Messer lieferte, bleibt offen.
Jason B. bekommt Polizeischutz – und postet seinen Aufenthaltsort bei TikTok
Auffällig ist auch: Jason B. nennt nur den Namen von Frank W. als Drogen-Käufer im Knast – und schwärzt damit ausgerechnet den Mann an, zu dem er nach eigener Aussage ein freundschaftliches Verhältnis gehabt hatte. Immer wieder betont er sein Vertrauen zu dem Angeklagten, Frank W. sei seine Bezugsperson gewesen. Man habe zusammen Kaffee getrunken, geraucht, er habe Frank W. sogar von seinen Schmuggel-Plänen erzählt.
Nicht der einzige Widerspruch: Jason B. gilt aufgrund seiner Aussagen gegen viele einflussreiche Verbrecher in Santa Fu als gefährdete Person. Er selbst sieht das genauso. Trotzdem zeigt er sich nach seiner Haftentlassung in diesem Jahr auf seinem TikTok-Account nicht nur im Planschbecken bei sich zu Hause auf der Terrasse, sondern feiert sich auch offen als Kronzeuge, postet sogar Datum und Ort des aktuellen Prozesses.
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Der Richter hat dazu eine klare Meinung: „Das ist so dermaßen bescheuert, was Sie da machen“, poltert er. „Sie gefährden nicht nur sich, sondern auch die Beamten. Wenn Ihnen jemand etwas Böses will, interessiert auch niemanden, dass da noch zwei weitere Personen daneben stehen.“ Jason B. schweigt. Als er mit den LKA-Beamten den Raum verlässt, ruft ihnen der Richter hinterher: „Ziehen Sie ihm dafür die Löffel lang!“
Der Prozess wird am 13. Oktober fortgesetzt.