Hamburgerin (40): „Ich werde erblinden – wann, will ich nicht wissen“
Annie Heger (40) ist eine selbstbewusste, extrovertierte und humorvolle Frau, die als Sängerin, Schauspielerin, Autorin und Moderatorin durch die Republik tourt. Sie bringt Menschen zum Lachen, reist für ihr Leben gern. Was kaum jemand sieht, ist die Krankheit, mit der Heger seit 27 Jahren kämpft. Diabetes Typ 1 – wie etwa 0,4 Prozent der Deutschen. Die wird dazu führen, dass die Künstlerin in naher Zukunft erblinden wird. Wie geht man damit um, wenn man weiß, dass das eigene Augenlicht erlischt?
Annie Heger (40) ist eine selbstbewusste, extrovertierte und humorvolle Frau, die als Sängerin, Schauspielerin, Autorin und Moderatorin durch die Republik tourt. Sie bringt Menschen zum Lachen, reist für ihr Leben gern. Was kaum jemand sieht, ist die Krankheit, mit der Heger seit 27 Jahren kämpft. Diabetes Typ 1 – wie etwa 0,4 Prozent der Deutschen. Die wird dazu führen, dass die Künstlerin in naher Zukunft erblinden wird. Wie geht man damit um, wenn man weiß, dass das eigene Augenlicht erlischt?
Die MOPO trifft Annie Heger in einem Café in Ottensen. Die 40-Jährige trägt ihre dunklen Haare offen, ihre Bomberjacke ist knallrot, ihre Augen leuchten in einem intensiven Grün. Sie bestellt eine Cola ohne Zucker.
Während des Interviews geht der Zucker plötzlich runter
Die gebürtige Ostfriesin ist gerade mit der Bahn aus Berlin nach Hamburg gekommen. Sie bereitet sich auf Auftritte in der Hansestadt vor – unter anderem wird sie auf der Einheitsfeier am 3. Oktober moderieren. „Ich bin an 200 Tagen im Jahr auf Tour“, sagt sie. Schon kurz nach der Begrüßung wird klar, dass die zuckerfreie Cola nicht die richtige Wahl war. Hegers Handy fängt an zu piepen. „Mein Blutzucker ist bei unter 39 mg“, stellt sie mit einem alarmierten Blick auf das Gerät fest. Ein normaler Wert wäre doppelt so hoch. „Ich brauche jetzt schnell eine echte Cola.“ Auf ihrer Stirn bilden sich Schweißperlen. Die App ist mit ihrem Blutzuckermesser verbunden, der wiederum mit der Isulinpumpe. Die stößt immer dann Insulin aus, wenn die App es ihr aufträgt.

Nach der Cola und einigen Stücken Brot wird es besser. „Mein System aus Insulinpumpe und Blutzuckermesser hat versagt“, erklärt Heger. „Es hat mir nicht rechtzeitig Bescheid gesagt, dass ich etwas essen muss. Das passiert selten. Ich muss mich auf die App verlassen können.“

Seit Heger ihre Diagnose im Alter von 13 Jahren bekam, haben sich die medizinischen Möglichkeiten verbessert. „Ich kann mittlerweile alles essen, was ich will, und das ist ein verdammt gutes Gefühl“, sagt sie. Diabetes Typ 1 betrifft vor allem Kinder. Es handelt sich hier um einen Insulinmangel – bei Typ 2 wird man im Alter gegenüber Insulin unempfindlicher.
Die drastischen Folgen ihrer Erkrankung zeigen sich jetzt: Annie Heger hat kleine Infarkte in den Augen, die diese immer weiter zerstören und zur Erblindung führen werden. „Das fühlt sich ziemlich scheiße an“, sagt Heger. Diabetes ist immer noch die häufigste Ursache für eine Erblindung innerhalb des Lebens.
Bald blind: „Habe keinen Bock, so durch die Welt zu laufen“
Ihre Lebenspartnerin ist in dieser Situation ihre wichtigste Stütze, sagt Annie Heger. „Mittlerweile schaffe ich es auch, schwache Momente zuzulassen. Am Anfang hatte ich Angst, ich würde zu tief fallen. Aber das ist nicht passiert.“

Sie habe sich den genauen Zeitpunkt ihrer Erblindung bewusst nicht sagen lassen. „Ich habe keinen Bock durch diese Welt zu laufen und zu denken, das und das und das will ich schnell nochmal sehen“, erklärt sie. „Ich mag mein Leben und habe immer zu allem ja gesagt, was mein Schicksal mir geschickt hat. Trotzdem kann ich mich nicht dagegen wehren, dass ich versuche, manche Momente besonders zu genießen.“
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Sie bleibt positiv: „Wer weiß: Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder und jemand findet eine Möglichkeit mich zu heilen, bevor es zu spät ist.“