Dschungelcamp-Star packt aus: So fake ist Reality-TV wirklich
Jolina Mennen ist im Internet ein Star: Auf Instagram folgen ihr mehr als 330.000 Menschen und schauen ihr bei ihrem Alltag zu. Immer öfter ist sie auch im Fernsehen zu sehen, beispielsweise beim diesjährigen RTL-„Dschungelcamp“. Mennen wurde als biologischer Mann geboren und steht nun als selbstbewusste Frau im Rampenlicht. Anlässlich der „Glow“ – der größten Beauty-Messe Europas – war die Bremerin in Hamburg. Im MOPO-Interview verrät die 30-jährige Trans-Frau, warum sie sich eine Ausbildung für Influencer wünscht, warum sie kein Vorbild sein will – und sie packt aus: So fake ist Reality-TV wirklich.
Jolina Mennen ist im Internet ein Star: Auf Instagram folgen ihr mehr als 330.000 Menschen und schauen ihr bei ihrem Alltag zu. Immer öfter ist sie auch im Fernsehen zu sehen, beispielsweise beim diesjährigen RTL-„Dschungelcamp“. Mennen wurde als biologischer Mann geboren und steht nun als selbstbewusste Frau im Rampenlicht. Anlässlich der „Glow“ – der größten Beauty-Messe Europas – war die Bremerin in Hamburg. Im MOPO-Interview verrät die 30-jährige Trans-Frau, warum sie sich eine Ausbildung für Influencer wünscht, warum sie kein Vorbild sein will – und sie packt aus: So fake ist Reality-TV wirklich.
Jolina, du verdienst dein Geld mit dem Veröffentlichen von Videos und Bildern. Welche Inhalte produzierst du am liebsten?
Jolina Mennen: Ich liebe es, die Leute in meiner Instagram-Story in meinem Alltag mitzunehmen. Das ist für mich der natürlichste, am wenigsten inszenierte Content.
Also dein Ziel ist es, möglichst authentisch zu sein?
Total. Ich habe natürlich auch mal Spaß daran, ein besonderes Shooting oder eine größere Produktion zu machen. Aber auch wenn ich die Inhalte von anderen Influencern anschaue, merke ich: Die Storys vom verkaterten Sonntagmorgen sind am menschlichsten.
Viele Menschen stellen sich aber die Welt der Influencer als schillernde Bubble vor. Wie viel Wahrheit steckt in dieser Vorstellung?
Unterm Strich kann nur das gezeigt werden, was auch tatsächlich passiert ist. Natürlich wird hier und da nachgeholfen und sehr gezielt ausgewählt, was gezeigt wird. Ich probiere, meinen Content so zu gestalten, wie ich ihn meinen besten Freunden schicken würde. Ich will nicht nur die schönen Seiten zeigen.
„Ich habe keine Hemmschwelle.“
Da unterscheidest du dich also von anderen Influencern?
Natürlich gibt es auch bei mir die Auswahl. Selbst wenn ich mich heulend zeige, dann nicht, wenn der Rotz aus der Nase läuft. Aber ich habe keine Hemmschwelle. Ich habe ganz lange in meinem Leben dafür gekämpft, akzeptiert und gemocht zu werden. Ich wollte Anerkennung und ich habe alles dafür geopfert. Mittlerweile möchte ich mir nur noch selber gerecht werden.
„Ich möchte kein Vorbild sein.“
Siehst du dich da als Vorbild für deine Follower:innen?
Ich möchte kein Vorbild sein. Das Wort „Vorbild“ hat für mich zu viel Macht. Ich freue mich, wenn ich einen positiven Einfluss habe. Ich sage im Gegenteil auch oft: „Leute, lernt aus meinen Fehlern.“
Kannst du verstehen, dass ältere Menschen eher abweisend gegenüber Influencern eingestellt sind und diese belächeln?
Ältere Menschen sind es gewohnt, dass ein gut bezahlter, angesehener Beruf immer mit einem akademischen Werdegang verbunden ist. Bei Influencern gibt es keine Eintrittsbarriere: Jeder kann Videos ins Internet hochladen. Ich würde mir fast wünschen, dass es so etwas wie ein verpflichtendes Seminar gibt, um die Basics zu lernen. Das würde vielleicht Menschen davor schützen, finanziell auf die Nase zu fallen.
Fühlst du dich da unterschätzt, dass viele gar nicht wissen, welches Business dahintersteckt?
Ich find’s per se nicht schlecht, unterschätzt zu werden. Im Endeffekt kann ich dann nur positiv überraschen. Ich hab nicht das Gefühl, mich beweisen zu müssen.
Unter deinen Beiträgen befinden sich auch negative Kommentare – aber in deinen Bildern und Beiträgen wirkst du immer sehr selbstbewusst. Berühren dich Hate-Kommentare nicht?
Nicht mehr so schlimm wie früher. Im Laufe der Zeit stumpft man ab. Ich habe gemerkt, dass viel aus der Unzufriedenheit der Leute selber kommt, da wird viel projiziert. Aber natürlich gibt es auch gerechtfertigte Kritik. Zum Beispiel für ein Video, bei dem zu sehen war, dass ich mit dem Handy am Steuer war.

Du bist jetzt ja auch öfter im Fernsehen zu sehen – ist TV ein Traum von dir?
War es nie. Die Formate, bei denen ich mitgemacht habe – sei es Turmspringen, Wok-WM oder Dschungelcamp – die habe ich selber als Jugendliche gerne mit meinen Freunden geschaut. Wenn ich die Wahl hätte zwischen Social Media und Fernsehen, würde ich zu 100 Prozent Social Media nehmen.
Warum?
Social Media ist selbstbestimmt, schneller und effizienter. Ein TV-Dreh dauert manchmal mehrere Tage – am Ende entsteht ein Zehn-Minuten-Beitrag für die Mittagszeit. Ich weiß nicht, was die da für Einschaltquoten haben, aber ich vermute, das sehen weniger Menschen als meine Story. Ich habe im Prinzip meine eigene TV-Show in meiner Hosentasche.
Was stört dich am Fernsehen am meisten?
Beim Fernsehen ist mein größtes Problem, dass man jeden Handschlag fünfmal drehen muss. Wenn man im Dschungelcamp über eine Brücke läuft, dann muss man fünfmal über diese Brücke laufen, damit aus jedem Kamerawinkel alles aufgenommen wird.
„Gefühl, man muss schauspielern“
Also ist Reality-TV völlig irreal?
Es ist nicht wie der normale Alltag. Man muss sich das so vorstellen: Man geht im Supermarkt in die Gemüseabteilung, greift sich eine Gurke. Dann heißt es: „Okay, gut, leg nochmal alles zurück und lauf noch einmal in den Supermarkt.“ Und dann muss man beim zweiten Mal so tun, als würde man die Gurke suchen, obwohl man ja schon weiß, wo sie ist. Manchmal hat man da schon das Gefühl, man muss schauspielern.
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Hast du das Gefühl, dass du für Fernsehsender oder für Marken ausschließlich interessant bist, weil du transsexuell bist?
Ich glaube nicht ausschließlich. Das ist sicherlich ein positiver Beigeschmack fürs deutsche Fernsehen, weil wir niemanden haben, der aktuell aus der Trans-Community so präsent ist wie ich. Ich hoffe einfach, dass ich da für viele Leute einen positiven Berührungspunkt bieten kann – gerade was Aufklärungsarbeit angeht. Aber natürlich kann das kritisiert werden, wenn Marken nur mit mir zusammenarbeiten wollen, weil gerade Pride-Monat ist.