Macht, Drohungen, Beleidigungen: Wie Johannes Kahrs in Hamburg zur „Überfigur“ wurde
Einst brachte er sehr viel Geld ein, nun bringt er nur noch Ärger: Johannes Kahrs, vielleicht der umtriebigste SPD-Politiker der vergangenen Jahre, steht im Zentrum der jüngsten Cum-Ex-Enthüllungen. Doch wer ist der Mann, der mehr als 200.000 Euro in einem Schließfach hortet? Die einen bezeichnen ihn als „Überfigur“, die anderen als „Arschloch“. Klar ist: Kahrs zählt sicher zu den Hamburger Politikern, die man nicht so schnell vergisst.
Eigentlich hätte Kahrs‘ politische Karriere schon früh vorbei sein können: Als damals 28-Jähriger terrorisiert und bedroht er nachts mit anonymen Anrufen eine parteiinterne Konkurrentin. Eine Fangschaltung der Polizei überführt ihn schließlich. Kahrs entschuldigt sich anschließend, zahlt 800 D-Mark und steigt weiter in der SPD auf.
Einst brachte er sehr viel Geld ein, nun bringt er nur noch Ärger: Johannes Kahrs, vielleicht der umtriebigste SPD-Politiker der vergangenen Jahre, steht im Zentrum der jüngsten Cum-Ex-Enthüllungen. Doch wer ist der Mann, der mehr als 200.000 Euro in einem Schließfach hortet? Die einen bezeichnen ihn als „Überfigur“, die anderen als „Arschloch“. Klar ist: Kahrs zählt sicher zu den Hamburger Politikern, die man nicht so schnell vergisst.
Eigentlich hätte Kahrs‘ politische Karriere schon früh vorbei sein können: Als damals 28-Jähriger terrorisiert und bedroht er nachts mit anonymen Anrufen eine parteiinterne Konkurrentin. Eine Fangschaltung der Polizei überführt ihn schließlich. Kahrs entschuldigt sich anschließend, zahlt 800 D-Mark und steigt weiter in der SPD auf.
Auch andere Entgleisungen bleiben nicht an ihm haften. Als er eine Schülerin als „Schlampe“ bezeichnet, legt sich der Shitstorm schnell wieder, in der Partei zieht sowieso niemand Konsequenzen. Dabei ist er bei Weitem nicht bei allen beliebt: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist einmal so genervt von Kahrs, dass er ihn anbrüllt und als „Arschloch“ beschimpft.
Das Machtsystem Kahrs
Vor allem linke Parteimitglieder beklagen, dass der Jurist Kahrs ein System in der Hamburger SPD aufgebaut hat, das aus Abhängigkeitsverhältnissen, Drohungen und schmutzigen Aktionen bestehe. Kahrs versteht es wie kein Zweiter, sich ein Netz aus loyalen Mitstreitern zu spannen. Dabei setzt er vor allem auf junge Parteimitglieder der Nachwuchsorganisation Jusos, nimmt sie an die Hand, vermittelt Praktika und Jobs und stellt ihnen eine Politikkarriere in Aussicht.

Parteiintern ist er nicht zimperlich, es gibt einen Haufen Berichte von SPD-Politikern, die erzählen, wie sie von ihm oder seinem Netzwerk unter Druck gesetzt oder sogar bedroht worden sind, wenn es beispielsweise um Listenaufstellungen ging. Dann wurde gerne dezent darauf hingewiesen, dass man doch noch Geld für Projekte im Wahlkreis benötige und man lieber im Sinne Kahrs abstimmen sollte, wenn die Pläne Wirklichkeit werden sollen.
Aber auch handfest konnte es zugehen, ein SPD-Mann behauptete zumindest in der „Zeit“, er habe sogar Prügel von Kahrs Gefolgsleuten angedroht bekommen.
Kahrs bestritt stets unlautere Methoden
Kahrs, der 1998 zum ersten Mal in den Bundestag einzog, hat stets bestritten, dass er zu unlauteren Methoden greifen würde. Die Machtkonzentration auf seine Person, ausgehend von seinem Machtzentrum in Hamburg-Mitte, ist in jedem Fall gewaltig gewesen. „Johannes Kahrs war die Überfigur schlechthin“, sagte sein Nachfolger als Vorsitzender der SPD-Mitte, Hansjörg Schmidt, mal der MOPO.
Die „Überfigur“ mag parteiintern umstritten gewesen sein, doch Kahrs lieferte stets ab. Gut an den zig Millionen von Euros abzulesen, die er im Bundestag nach Hamburg lotste. Als Vorsitzender des konservativen Seeheimer Kreises der SPD und Haushaltspolitiker nutzte er seinen Einfluss konsequent in Berlin und schaufelte so Gelder von der Spree an die Elbe – zuletzt 120 Millionen Euro fürs Hafenmuseum und die Rettung des Schiffs „Peking“.
Plötzlicher Rückzug aus der Politik
Als er 2020 Wehrbeauftragter des Bundestags werden will, ihm die eigene Partei aber einen Strich durch die Rechnung macht, wirft er von heute auf morgen hin und zieht sich aus der Politik zurück.
Zuletzt war es leise um ihn geworden, lediglich, dass er der neue neue Vorsitzende der Otto-von-Bismarck-Stiftung ist, wird bekannt.
Ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zurück bringen ihn nun der Cum-Ex-Skandal und das 200.000-Euro-Schließfach. Solange die Herkunft des Geldes ungeklärt ist, stellt sich die Frage, ob es für irgendwelche ominösen Gegenleistungen gezahlt worden sein könnte. Kahrs soll auch als Türöffner für Treffen zwischen Warburg-Banker Christian Olearius und dem damaligen Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz fungiert haben. Bekannt ist mittlerweile, dass Kahrs Kreisverband Mitte Zehntausende Euros an Spenden von der Warburg Bank erhielt.
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Dass der SPD, die Kahrs solange gewähren ließ, nun wo er gar keine Politik mehr macht, sein Schaffen auf die Füße fällt, ist eine ganz eigene Wende der Geschichte.