Hamburg: Jetzt rollt die große Hilfswelle für die Ukraine an
Seit knapp einer Woche tobt mitten in Europa ein Krieg. Hunderttausende Ukrainer fliehen vor Tod und Verwüstung, die die russische Armee in ihr Land bringt. Sie haben, wenn überhaupt, nur das Nötigste dabei – und sind dringend auf Unterstützung angewiesen. In Hamburg gibt es zahlreiche Initiativen, die Hilfsgüter in die Kriegsgebiete liefern wollen.
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Seit knapp einer Woche tobt mitten in Europa ein Krieg. Hunderttausende Ukrainer fliehen vor Tod und Verwüstung, die die russische Armee in ihr Land bringt. Sie haben, wenn überhaupt, nur das Nötigste dabei – und sind dringend auf Unterstützung angewiesen. In Hamburg gibt es zahlreiche Initiativen, die Hilfsgüter in die Kriegsgebiete liefern wollen.
Die vergangenen Tage waren für Iryna Thater von einem Gefühl dominiert: Angst. Die ganze Familie der in Hamburg lebenden Mode-Bloggerin aus der Ukraine schwebt in ihrem Heimatland seit dem russischen Angriff in großer Gefahr. Ihr Bruder wurde aufgehalten, als er mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern aus der Ukraine fliehen wollte: Männer dürfen das Land derzeit nicht verlassen, sollen gegen die Angreifer kämpfen. Ein Großteil von Iryna Thaters Familie ist dort geblieben – nur eine Cousine und deren Freundin sind mit ihren Töchtern gekommen. Nach drei Tagen Flucht, kaum Schlaf und 24 Stunden Wartezeit an der polnischen Grenze sind sie endlich in Hamburg – in Sicherheit.
Vor allem viele Frauen sind in diesen Tagen auf der Flucht. Über ihren Instagram-Kanal versucht Iryna Thater ihnen zu helfen, organisiert Wohnungen, stellt den Kontakt zu Hilfsorganisationen her.
Spendenaufruf: Gruppe von Hamburgern gründet Initiative
Die Solidarität mit den Menschen ist groß. Innerhalb von zwei Tagen hat eine Gruppe von Deutschen und Ukrainern um den Hamburger Chris Lemke eine Initiative gegründet, die vor allem dringend benötigtes medizinisches Material, aber auch militärische Schutzausrüstung, Lebensmittel und Hygieneartikel an die Grenze zu Polen und so weit wie möglich auch ins Landesinnere der Ukraine bringen will. Außerdem sollen Flüchtende nach Deutschland geholt werden. „Wir konnten bisher drei Lkw und fünf Reisebusse organisieren. Zwei Sprinter sollen so schnell wie möglich medizinische Ausrüstung hinbringen“, sagt Chris Lemke im Gespräch mit der MOPO.
Seine Frau Anastasia hat gemeinsam mit anderen Ukrainern aus der Gruppe den Kontakt zu einer Gebietsverwaltung und dem Militär vor Ort hergestellt. So können sie sicherstellen, dass die Güter auch wirklich da ankommen, wo sie gebraucht werden. Das St.-Adolf-Stift in Reinbek habe bereits Medikamente und Verbandmaterial im Wert von 5000 Euro gespendet, berichtet Chris Lemke. Zudem sei man im Gespräch mit großen Lebensmittelhändlern, die die Initiative unterstützen wollen.
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Mittlerweile habe die Initiative mit „Hafen hilft e.V.“ einen Dachverband gefunden. Doch man sei auf Spenden der Hamburger angewiesen (Konto: DE79 2003 0000 0010 3372 51, UniCreditBank / HypoVereinsbank; BIC HYVEDEMM300, Kontoinhaber DER HAFEN HILFT e.V.; Betreff: „Hilfe für die Ukraine“). In den nächsten Tagen wolle man eine Liste der Sachgüter anfertigen, die gespendet werden können.
Große Hilfsbereitschaft für Ukrainer auf der Flucht
Mitglieder der Hilfsinitiative des Großflottbeker Tennis-, Hockey- und Golfclubs (GTHGC) haben in der Nacht zu Dienstag bereits Güter in die Ukraine gebracht und sind gerade mit einer flüchtenden Familie an Bord auf dem Rückweg nach Deutschland. Was mit einem kleinen Aufruf auf dem Nachbarschaftsportal nebenan.de begonnen hat, ist innerhalb weniger Tage größer geworden, als Initiator und Hockeyspieler Dirk Wullkopf erwartet hatte.
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Eigentlich wollten er und Mitinitiator Andries de Groen nur mit dem Transporter des GTHGC aufbrechen. Doch innerhalb eines Tages kamen so viele Hilfsgüter zusammen, dass drei weitere organisiert werden mussten – die Internationale Schule, der Smiley’s-Pizzadienst in Eppendorf und der Betriebskindergarten der Helm AG stellten sie zur Verfügung. Zudem kamen 55.000 Euro Spenden zusammen. Eine zweite Fahrt ist bereits geplant. Mindestens eine weitere Lkw-Ladung befindet sich im GTHGC-Lager. Und es wird täglich mehr.