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  • In dieser Stadtvilla in Alsternähe lebte Jan Marsalek von 2013 bis 2017.
  • Foto: Florian Quandt 

Weltweit gesucht: Milliarden-Betrüger wohnte in Hamburger Villa

Nach ihm wird weltweit mit internationalem Haftbefehl gefahndet: Die Rede ist von Jan Marsalek, dem mutmaßlichen Haupttäter der 1,9-Milliarden-Euro-Bilanzfälschung beim Konzern Wirecard. Jetzt enthüllt die MOPO: Der 41-jährige Wiener hat jahrelang mitten in Hamburg gelebt – in einer Altbau-Villa in Alsternähe. 

Im Hausflur des prachtvollen Gebäudes angekommen stutzen wir: Dort hängt ein Fahndungsplakat mit Marsalek drauf – im Goldrahmen! Darunter ein kleines Messingschild mit dem Text: „Unser lieber früherer Mitbewohner”. Humor scheinen sie in diesem Haus ja zu haben. Die Villa ist in drei Einheiten aufgeteilt und gehört einem Hamburger Unternehmer und Firmenchef.

Hamburg: Ex-Wirecard-Vorstand zahlte Miete zwei Jahre im Voraus

Er empfängt uns zwei Tage später in seinem Büro und spricht über seinen prominenten Mieter. „Das war ein netter Kerl, der hatte so einen österreichischen Charme. Ich hab mich nur gewundert, dass er 2013 die Miete gleich für zwei Jahre im Voraus überwies.” Marsalek zog damals mit seiner früheren Partnerin ein, einer Managerin aus der Beauty-Branche.
Im Nachhinein erklärt sich der Hausbesitzer Marsaleks Verhalten damit, dass er schon damals damit rechnete, plötzlich untertauchen zu müssen, und er deswegen wohl seine Freundin abgesichert sehen wollte.

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Und abgesichert hat sich das ehemalige Wirecard-Vorstandsmitglied auch selbst. Auf eigene Kosten ließ er die Wohnungstür extrem sichern. Der Vermieter fand das damals nicht ungewöhnlich, schließlich wird in Alsternähe ja öfter eine Villa von Einbrechern heimgesucht.

Marsaleks Fahndungsplakat hat der Eigentümer des Hauses im Goldrahmen im Flur aufgehängt. Florian Quandt 
Das Fahndungsplakat von Jan Marsalek, eingerahmt in Gold
Marsaleks Fahndungsplakat hat der Eigentümer des Hauses im Goldrahmen im Flur aufgehängt.

Als Mieter war Marsalek extrem pflegeleicht, sagt der Hausbesitzer. Meist war er in der Welt unterwegs und kam nur gelegentlich mit dem Taxi (einen Führerschein hat Marsalek nicht) vorgefahren und blieb übers Wochenende in der Villa.

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Beim Vermieter trafen während seiner Abwesenheit schon mal Mails aus der Atacama-Wüste in Chile ein und Marsalek teilte mit, er sei nun auf dem Weg zu den Osterinseln. Wenn er Weihnachten daheim war, nahm der Manager aber gerne am „Vorweihnachtlichen Abhängen” der Hausgemeinschaft teil. Marsalek an den Vermieter: „Wir freuen uns auf ein Wiedersehen bei einer (oder mehrerer) guten Flasche Wein.”

Ein kleiner Gruß an den alten Mit-Mieter: Humor scheinen sie im Haus zu haben. Florian Quandt 
Inschrift auf einem Goldrahmen: "unser lieber früherer Mitbewohner"
Ein kleiner Gruß an den alten Mit-Mieter: Humor scheinen sie im Haus zu haben.

Die 200-Quadratmeter-Wohnung (Warmmiete: 5000 Euro) wurde hauptsächlich von Marsaleks Partnerin genutzt. Es stand sogar im Raum, dass Marsalek die Wohnung oder sogar die ganze Villa kaufen wollte. Marsalek zum Eigentümer: „Das Haus ist wirklich superschön.” Doch zu einem Verkauf kam es dann doch nicht und 2017 zog Marsalek aus. 
Da waren in der „Financial Times” bereits erste Berichte über Unregelmäßigkeiten bei Wirecard erschienen. 2020 musste das Unternehmen eingestehen, dass 1,9 Milliarden Euro „verschwunden” sind. Jan Marsalek gilt als einer der Hauptverantwortlichen für diesen Mega-Geldschwund und mutmaßlich hat er viele Millionen Euro irgendwo gebunkert.

Jan Marsalek: 200-Quadratmeter-Wohnung kostete 5000 Euro warm

Zuletzt hatte Marsalek in einer Villa in München gelebt, zuletzt gesehen wurde er im Juni 2020 in Wien. Von dort flog er von einem Privatflugplatz mit unbekanntem Ziel davon. Angeblich soll Marsalek mit einem falschen Pass über Minsk nach Russland geflohen sein. Dort soll er heute unter „Aufsicht” des russischen Militärgeheimdienstes leben.

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