Jahrelanger Leerstand: Verfällt jetzt dieses Hamburger Denkmal?
Ein wunderschönes mehr als hundert Jahre altes Gebäude liegt in Farmsen seit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf – ein historischer Wasserturm. Seit Jahren ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude eingerüstet, doch mehr passiert nicht. Wird hier mal wieder ein historischer Schatz dem Verfall preisgegeben?
Rund um die August-Krogmann-Straße ist gerade unheimlich viel los. Überall wurde und wird gebaut. Und das könnte endlich auch den Wasserturm aus seinem Schlaf erwecken – seine Nutzung solle schon bald „zum entstehenden Wohnquartier passen“, wie es von verantwortlicher Stelle heißt. Doch bisher passierte beim Wasserturm: nichts.
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Ein wunderschönes mehr als hundert Jahre altes Gebäude liegt in Farmsen seit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf. Der historische Wasserturm auf dem Gelände von fördern&wohnen an der August-Krogmann-Straße. Seit Jahren ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude eingerüstet, doch mehr passiert nicht. Wird hier mal wieder ein historischer Schatz dem Verfall preisgegeben?
Rund um die August-Krogmann-Straße ist gerade unheimlich viel los. Überall wurde und wird gebaut. Und das könnte endlich auch den Wasserturm aus seinem Schlaf erwecken. Der prächtige Turm samt Waschhaus gehörte einmal zu einem Armenhaus, nach dem 2. Weltkrieg wurde es zu einem Pflegeheim umgewandelt. Durch die Neuorganisation des Pflegeheims Farmsen sollen jetzt auf dem Gelände 350 Wohnungen gebaut werden. Auch von den unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden wurde bereits eines saniert und an Mitarbeiter des Pflegeheims vermietet.
Nur beim Wasserturm passiert bisher nichts. „Aber das Gebäude verfällt auf keinen Fall“, versichert Susanne Schwendtke, Sprecherin des städtischen Betreibers fördern&wohnen, dem der Wasserturm gehört. Der Backsteinbau, der etwa 1912 erbaut wurde, soll nun endlich eine neue Nutzung bekommen. Schwendtke: „Sie soll zum neu entstehenden Wohnquartier passen.“
Hamburger Wasserturm: In Farmsen passiert nichts
Gemeinsam mit Vertretern des Bezirks und des Denkmalsschutzamtes werde gerade geprüft, was da infrage komme. „Zunächst stehen allerdings aufwendige Sanierungsarbeiten an.“ Wann die beginnen und wie lange sie dauern – all das steht immer noch nicht fest.
Das Gebäude beherbergte neben dem Wasserturm früher ein Waschhaus mit Brause- und Wannenbädern und einer Wäscherei. Sie versorgte Anfang des 20. Jahrhunderts das „Werk- und Armenhaus“ in Barmbek und Farmsen. Heute befindet sich nur noch eine große leere Halle in dem Gebäude, die bis 2017 als Lager für Möbel für die Unterkünfte von fördern&wohnen genutzt wurde.
Der Wasserturm selbst, der früher das Gelände mit Brunnenwasser versorgte, ist großenteils vom metallenen Wasserspeicher ausgefüllt.
Gedenkort für Opfer des Nazi-Regimes?
In dem Haus soll wahrscheinlich auch ein Platz für ein historisches Gedenken geschaffen werden. Denn das gesamte Arbeitsheim, zu dem auch das Turmgebäude gehört, hat eine erschütternde Geschichte. Zunächst wurde es 1903 als „Werk- und Armenhaus“ gebaut. Die bis zu 800 armen Bewohner wurden zur Arbeit in der Landwirtschaft, der Fabrik, der Gärtnerei, der Wäscherei und anderen Arbeitsbereichen herangezogen.
Im Nationalsozialismus wurden sogenannte asoziale Menschen dort zwangseingewiesen, darunter Behinderte, Alkoholkranke, Prostituierte und Homosexuelle. Es kam zu Entmündigungen von Menschen und Zwangs-Sterilisationen. Viele Menschen nahmen sich das Leben. Ab 1941 wurden Insassen aus dieser Anstalt in Lager deportiert und dort ermordet.
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Bisher gibt es zwar fünf Stolpersteine, aber darüber hinaus kein Denkmal zur Erinnerung an dieses Unrecht. Die Politik will das ändern. Bezirkssprecherin Claudia Petschallies: „Ein Erinnerungszeichen an die Opfer der NS-Verbrechen ist in Vorbereitung.“