• Jennifer Kloth ist wegen ihres geplatzten Brustimplantats vor das Hamburger Landgericht gezogen.
  • Foto: Marius Röer

Jahrelang rätselhafte Beschwerden: Brust-Implantat geplatzt – Hamburgerin wehrt sich

Seit das eingesetzte Brust-Implantat in ihrem Körper platzte, will sie vor allem eins: die Anerkennung der Krankheit „Breast Implant Illness“ und die Entschädigung betroffener Frauen. Jennifer Kloth (41) aus Langenhorn organisiert eine Sammelklage gegen den Pharmakonzern Allergan, schon 800 Frauen haben sich bei ihr gemeldet. Derzeit klagt die Hamburgerin vor Gericht gegen den Arzt, der ihr die Implantate eingesetzt hat.

Mehr als sieben Jahre ist es her, dass sich Jennifer Kloth ihre Brüste in der privaten Schönheitsklinik „Medical One“ an der Borsteler Chaussee vergrößern ließ. Im September 2013 wurden ihr damals zwei Polster von je 400 Gramm eingesetzt.

Hamburg: Jennifer Kloths Implantat platzte im Körper

Bald nach der OP gingen rätselhafte Beschwerden los: Sie bekam Wassereinlagerungen, Migräne und wurde von ständiger Müdigkeit geplagt. Mehrere Mediziner diagnostizierten ihre Symptome als psychosomatisch. Dazu kamen unter anderem Atemnot, Fieberschübe und Schwindelattacken.

Die MRT-Aufnahme zeigt das geplatzte Implantat

Die MRT-Aufnahme zeigt das geplatzte Implantat.

Foto:

hfr

Nachdem ein Arzt eine Autoimmunerkrankung festgestellt hatte, bestätigte Ende 2018 ein MRT Kloths Verdacht: Das Implantat war in ihrem Körper geplatzt. Ein Test auf Schwermetalle zeigte zudem eine Arsen-Vergiftung.

Hamburgerin gründet Gruppe „Breast Implant Illness“

Vor zwei Jahren hat Jennifer Kloth die Gruppe „Breast Implant Illness Germany“ gegründet. „Inzwischen haben sich 800 von einer Allergan-Vergiftung betroffene Frauen gemeldet“, so Kloth. Sie unterstütze aber natürlich auch Betroffene anderer Implantate. Das Ziel: Eine Sammelklage inklusive Entschädigung.

US-Pharmakonzern Allergan zog 2019 Implantate zurück

Der US-Pharmakonzern Allergan hatte die Inhaltsstoffe der Implantate lange geheim gehalten. Weltweite Berichte von Vergiftungen zwangen die Firma dann zur Offenlegung: Darunter unter anderem Arsen und Blei. 2019 rief Allergan die Implantate zurück — zu spät für Jennifer Kloth und Andere.

Die Hamburgerin ließ die Implantate für 8000 Euro wieder entfernen. „Diese wurden aber nicht mit Kapseln rausgeholt, die habe ich immer noch im Körper“, erzählt Kloth. Ihr gehe es auch nach der Retransplantation immer noch schlecht. „Natürlich habe ich weniger Symptome als davor aber immer noch genug“, sagt die Immobilienmaklerin. „Es kommt in Schüben.“

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Derzeit steht ihre persönliche Klage gegen Allergan, Arzt und Klinik am Landgericht Hamburg an. Kloth kommt an diesem Donnerstag mit einem vollbepackten Leitz-Ordner zum Ziviljustizgebäude am Sievekingplatz. In der Verhandlung geht es um die Frage, ob der beklagte Arzt sie vor der Operation ausreichend über die Risiken aufgeklärt hat.

Landgericht Hamburg: Verhandlung über Aufklärung der Risiken

„Mir wurde gesagt, es kann so gut wie nichts passieren!“, sagt Kloth auf die Frage der Vorsitzenden Richterin. „Mir wurden die Standardrisiken beschrieben, wie Lungenembolie oder der Eingriff an sich.“ Sie habe dem Arzt vertraut.

Das geplatzte Implantat nach der Entnahme.

Das geplatzte Implantat nach der Entnahme.

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Der Arzt wehrt sich. Er habe nicht über Risiken aufklären können, die damals noch gar nicht bekannt waren. 2013 seien die Implantate von Allergan mit die besten weltweit gewesen. „Ich habe bei den Gesprächen auch gesagt, dass die Implantate kaputt gehen können.“ Während seiner Ausführungen schüttelt Kloth immer wieder empört den Kopf, vergräbt ihn schließlich in ihren Händen. Die Entscheidung des Landgerichts Hamburg soll am 6. Mai fallen. 

Bis zur Entscheidung: Jennifer Kloth will weiter aufklären 

Die Hamburgerin zeigt sich nach der Verhandlung enttäuscht. „Ich hatte gehofft, mehr Zahlen über die Auswirkungen und Opfer einzubringen“, sagt Kloth. Jetzt heißt es abwarten. Solange will sie weiter über Brustimplantate und ihre Risiken aufklären.

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