Corona in Hamburg: Warum die sinkenden Zahlen trügerisch sind
Drei Wochen in Folge ist die Corona-Inzidenz in Hamburg gesunken. In einigen norddeutschen Nachbarländern zeichnen sich ähnliche Tendenzen ab. Bundesweit sind die Fallzahlen seit ein paar Tagen rückläufig. Ist die Sommerwelle jetzt etwa vorbei? Die MOPO hat die Hamburger Sozialbehörde und die Vorsitzende des Hausärzteverbands um Einschätzungen gebeten.
Drei Wochen in Folge ist die Corona-Inzidenz in Hamburg gesunken. In einigen norddeutschen Nachbarländern zeichnen sich ähnliche Tendenzen ab. Bundesweit sind die Fallzahlen seit ein paar Tagen rückläufig. Ist die Sommerwelle jetzt etwa vorbei? Die MOPO hat die Hamburger Sozialbehörde und die Vorsitzende des Hausärzteverbands um Einschätzungen gebeten.
Die 7-Tage-Inzidenz in Hamburg lag am Dienstag laut Sozialbehörde bei 680,0. In der vergangenen Woche hatte der Wert noch 751,9 betragen, in der Woche davor 825,3. Eine ähnliche Abwärtsbewegung lässt sich auch aus den Zahlen des RKI und bei der Zahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken ablesen.
Hamburger Inzidenz sinkt, weniger Patienten in den Kliniken
Am 9. Juli lag der Inzidenz-Wert des RKI für Hamburg noch bei 799,7. Am Dienstag dieser Woche lag er nur noch bei 533,4. Dazu muss man wissen: Aufgrund unterschiedlicher Berechnungsgrundlagen liegt die von der Hamburger Behörde angegebene Inzidenz über der des Robert Koch-Instituts (RKI).

Auch in den Hamburger Kliniken werden weniger Patienten wegen Covid-19 behandelt als noch vor einer Woche: 379 Patienten waren es mit Stand Montag in Hamburger Krankenhäusern, davon 26 auf Intensivstationen. In der Vorwoche waren es 392 beziehungsweise 39.
So sieht es mit den Inzidenzen im Norden aus
In den Nachbarbundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen sinken die Zahlen ebenfalls seit einigen Tagen. Bremen hat womöglich sein Plateau erreicht. Nach mehreren Tagen mit einer Inzidenz um die 859, sank der Wert am Dienstag auf 745,4.
In Mecklenburg-Vorpommern ist laut des RKI weiterhin ein leichter Anstieg der Inzidenz zu verzeichnen, hier lag der Wert am Dienstag bei 589,5. Die bundesweite Inzidenz ist zuletzt an drei aufeinanderfolgenden Tagen auf 744,2 am Dienstag gesunken.
Der Einfluss von Sommerferien und PCR-Tests
Ist die große Corona-Sommerwelle in Hamburg jetzt vorbei? Tatsächlich könnten die sinkenden Zahlen in Wirklichkeit nur ein kurzes Aufatmen bedeuten. „Erfahrungsgemäß geht mit den sommerlichen Bedingungen ein Rückgang von Atemwegserkrankungen einher“, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde auf MOPO-Anfrage.

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Dieser Effekt mache sich derzeit bemerkbar. Zu berücksichtigen sei auch, dass wegen der Ferienzeit zahlreiche Menschen nicht in der Stadt sein dürften und deren Testergebnisse nicht hier gemeldet würden.
Hausärzteverband: „Verfrüht, von Trendwende zu sprechen“
Jana Husemann, erste Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbands, sagt auf MOPO-Anfrage, es sei noch verfrüht, von einer Trendwende zu sprechen. Mögliche Gründe für ein Absinken der Inzidenz sehe sie ebenfalls in den Sommerfreien, außerdem würden sich nach einem positiven Selbsttest weniger Menschen noch mit einem zertifizierten PCR-Test testen lassen.
„Nach wie vor ist deswegen von einer großen Dunkelziffer auszugehen“, so Husemann. Für eine genauere Einschätzung der Lage sei beispielsweise ein Abwassermonitoring hilfreich, wie es in San Francisco oder Stockholm durchgeführt wird.
Sozialbehörde: „Nach den Ferien wieder mehr Fälle erwartbar“
Hamburg hatte im Februar ebenfalls ein Projekt gestartet, um Corona im Abwasser nachweisen zu können, erste Ergebnisse werden laut Sozialbehörde allerdings erst im 3. oder 4. Quartal dieses Jahres erwartet.
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„Die sinkenden Zahlen der hospitalisierten Menschen mit einem positiven Covid-19 Test sind ein kleiner Lichtblick, aber auch da wird man abwarten müssen, wie sich die Zahlen nach dem Ende der Sommerferien entwickeln“, so Husemann weiter. Laut Behördensprecher Helfrich sei es „völlig erwartbar, dass uns nach den Ferien wieder mehr Fälle gemeldet werden.“