Kaum Räder im Fahrradparkhaus – aber die Behörde plant das nächste
Das Fahrradparkhaus am Bahnhof Kellinghusenstraße gerät seit der Eröffnung vor knapp drei Jahren regelmäßig in die Schlagzeilen. Der Hamburger CDU-Politiker Richard Seelmaecker schimpft über „Verschwendungspolitik“ und weist gerade wieder daraufhin, dass in dem Parkhaus bisher nur wenige Räder stehen. Die Verkehrsbehörde glaubt trotzdem an den Erfolg – und plant schon das nächste.
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Das Fahrradparkhaus am Bahnhof Kellinghusenstraße gerät seit der Eröffnung vor knapp drei Jahren regelmäßig in die Schlagzeilen. Der Hamburger CDU-Politiker Richard Seelmaecker schimpft über „Verschwendungspolitik“ und weist gerade wieder darauf hin, dass in dem Parkhaus bisher nur wenige Räder stehen. Die Verkehrsbehörde glaubt trotzdem an den Erfolg – und plant schon das nächste.
Die Auslastung des Fahrradparkhauses in Eppendorf ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um gerade einmal vier Prozent gestiegen. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Anfrage von CDU-Mann Seelmaecker hervor.
Im Jahresdurchschnitt waren pro Tag rund 73 der 392 kostenlosen Plätze belegt – also gerade mal 19 Prozent. Von den gesicherten Plätzen waren es rund 56 der 145 Plätze (40 Prozent). Heißt: Von allen 537 zur Verfügung stehenden Parkplätzen waren im Durchschnitt rund 129 belegt, sprich: nur jeder Vierte.
Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße: CDU spricht von Verschwendung
„Mahnmal für die Verschwendungspolitik des grünen Verkehrssenators”, nennt Seelmaecker das drei Millionen Euro teure Parkhaus. „Wie sinnfrei und überzogen das Fahrradparkhaus ist, zeigt sich auch in Auslastung der ohnehin schon frei zur Verfügung stehenden Abstellplätze im direkten Haltestellenumfeld“, sagt er. Allein im Januar 2024 waren von 404 Stellplätzen nur 124 (31 Prozent) belegt. Seit das Parkhaus gebaut wurde, kritisiert Seelmaecker es regelmäßig.
Ist das Fahrradparkhaus ein Flop? „Das Parkhaus war nie darauf ausgelegt, nach drei Jahren voll ausgelastet zu sein, bei Fahrradparkhäusern wird eher mit zehn Jahren gerechnet“, sagt Sprecher Dennis Heinert von der Verkehrsbehörde.
„Der Radverkehr ist in den letzten vier Jahren, also seit vor Corona, um 28 Prozent gestiegen und wir wollen den Radverkehr auch weiter steigern.“ Deshalb sei es wichtig, Fahrradparkhäuser von den Dimensionen her für die zukünftige Nachfrage auszurichten.
Verkehrsbehörde: „Das braucht Zeit”
Das Fahrradparkhaus am Bahnhof Bergedorf hat mit rund 500 Plätzen ähnliche Kapazitäten. Nach der Fertigstellung 2012 wurde es auch „nicht sofort angenommen”, so Heinert. „Die Auslastung stieg dann bis 2017 auf 80 Prozent und erreichte vor der Corona-Pandemie die Vollauslastung.“
Dass Menschen ihre gewohnten Wege ändern, und das Parkhaus für sich entdecken, passiere auch nicht über Nacht. „Das braucht Zeit.“ Den Standort an der Kellinghusenstraße bewertet die Verkehrsbehörde an sich als attraktiv, dafür würden die steigende Auslastung des Parkhauses und die drumherum geparkten Fahrräder sprechen.
Nächstes Mega-Fahrradparkhaus ist schon in Planung
Trotz der positiven Entwicklung räumt die Verkehrsbehörde ein, dass noch Verbesserungen möglich sind. Unter anderem wurde die Zufahrt weiter optimiert, eine Reparaturstation ergänzt und die Kennzeichnungen am und im Parkhaus sollen deutlicher gemacht werden.
Im nächsten Fahrradparkhaus sollen diese Lerneffekte direkt zum Tragen kommen. Am Harburger Bahnhof wird bis voraussichtlich 2026 Hamburgs größtes Fahrradparkhaus mit 1200 Plätzen entstehen. „Der Bauantrag befindet sich aktuell in der Prüfung“, so Heinert. 16 Millionen Euro soll das Parkhaus kosten. 4,5 Millionen würde wohl der Bund übernehmen.
Das Fahrradparkhaus in Harburg wird im Gegensatz zum Parkhaus an der Kellinghusenstraße eine ebenerdige Zufahrt und auch einen direkten Zugang zum S-Bahnsteig erhalten. „Das sind Details, die für die Nutzer sehr zentral sind, wie wir aus der Erfahrung an der Kellinghusenstraße wissen”, sagt der Sprecher.
Bis zur vollen Auslastung kann es dauern
Für das Fahrradparkhaus in Harburg rechnet die Verkehrsbehörde auch nicht sofort mit voll besetzten Stellplätzen. In einer Machbarkeitsstudie wurde 2017 für das erste Betriebsjahr mit einer Auslastung von 240 Plätzen gerechnet, im fünften Jahr mit 500 und im zehnten mit 1200.
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„Dort hätten wir nach einem Jahr also auch nur eine 20-prozentige Auslastung – und wären gleichzeitig voll im Plan”, betont der Sprecher der Verkehrsbehörde. Zusätzlich werden weiterhin neue Bike+Ride Stellplätze an Hamburger Bahnhöfen geschaffen. Im Jahr 2024 sind bis zu 1200 neue Stationen und zahlreiche Modernisierungen geplant.