Irrer Parkplatzstreit an der Alster eskaliert: Chaotische Szenen vor Gericht
Weil ein Mann am Jungfernstieg einen Parkplatz nicht freigab, soll ihm ein anderer mit seinem Wagen über den Fuß gefahren sein. Jetzt muss sich der 60-jährige Abdul A. vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Der Vorwurf: Gefährliche Körperverletzung und versuchte Nötigung im Straßenverkehr. Vor Gericht kommt es zu chaotischen Szenen.
Selbst für eine Gerichtsverhandlung wird eine Frage ungewöhnlich oft wiederholt: „Ja, aber was ist dann passiert? Ganz genau bitte.“ Die Richterin, die Staatsanwältin, der Verteidiger – alle haben Probleme, den Tathergang nachzuvollziehen. Immer wieder scheinen wichtige Details in den Aussagen des Angeklagten und der Zeugen auf der Strecke zu bleiben.
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Weil ein Mann am Jungfernstieg einen Parkplatz nicht freigab, soll ihm ein anderer mit seinem Wagen über den Fuß gefahren sein. Jetzt muss sich der 60-jährige Abdul A. vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Der Vorwurf: Gefährliche Körperverletzung und versuchte Nötigung im Straßenverkehr. Vor Gericht kommt es zu chaotischen Szenen.
Selbst für eine Gerichtsverhandlung wird eine Frage ungewöhnlich oft wiederholt: „Ja, aber was ist dann passiert? Ganz genau bitte.“ Die Richterin, die Staatsanwältin, der Verteidiger – alle haben Probleme, den Tathergang nachzuvollziehen. Immer wieder scheinen wichtige Details in den Aussagen des Angeklagten und der Zeugen auf der Strecke zu bleiben.
Ein Grund dafür könnten die Sprachbarrieren sein: Der Angeklagte und sein Beifahrer sprechen Dari-Persisch, der mutmaßlich Geschädigte Moussa C. (42) französisch. Beide Seiten haben deshalb einen Simultanübersetzer an die Seite gestellt bekommen, das vereinfacht die Dinge jedoch nicht immer.
Hamburg: Parkplatzstreit eskaliert – 60-Jähriger soll Mann über den Fuß gefahren sein
Vor Gericht muss Moussa C. die Geschehnisse nachspielen – der Tisch, an dem er sitzt, wird dabei zum Auto. Laut Anklage soll Abdul A. am Vormittag des 9. September vergangenen Jahres in der Straße Neuer Jungfernstieg an der Alster in eine Parklücke gefahren sein, wo der Zeuge Moussa C. (42) stand. Dieser habe A. am Parken hindern wollen und sich deshalb auf den Platz gestellt. Der Angeklagte soll auf Moussa C. zugefahren sein, damit dieser zurückweicht. Dabei sei Abdul A. dem Zeugen über den Fuß gefahren. Moussa C. erlitt eine Sesambeinfraktur. Abdul A. ist wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchter Nötigung angeklagt.
Abdul A. widerspricht der Anklage. Er lässt seinen Verteidiger eine Einlassung vorlesen: Ja, er sei in die Parklücke gefahren. Er arbeite beim Pflegedienst und hatte einen Patienten dabei. Mit diesem war er auf dem Weg zum Arzt. Moussa C. habe auf dem Parkplatz gestanden und ihm gesagt, er dürfe hier nicht parken.
Prozess vor dem Landgericht: Angaben widersprechen sich
„Ich habe nicht verstanden, was das sollte. Wollte er mir Angst machen?“, fragt der Angeklagte. Er sei aber niemals über den Fuß von Moussa C. gefahren. Sein Mitfahrer und Zeuge Ahmad W. (67) bestätigt die Erzählung. Der mutmaßlich Geschädigte Moussa C. bestreitet sie, er habe lediglich den Parkplatz für sich reservieren wollen, als er mutwillig verletzt wurde. Auch bei der Frage, wo C. genau gestanden habe, ist man sich uneinig. Auf dem Parkplatz, sagt Moussa C. Auf dem Bürgersteig, sagt der Mitfahrer.
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Abdul A. sei ihm über den rechten Fuß gefahren, sagt Moussa C., während er seinen Schuh und den Socken auszieht. Er zeigt dem Gericht seinen verletzten Fuß. Zuvor hatte der Verteidiger gesagt, es sei der linke Fuß des Angeklagten gewesen. Er bezweifelt, dass Moussa C. seine Verletzung bei dem Unfall erlitten hat. „Für mich ist eindeutig, dass der Zeuge hier eine komplette Lügengeschichte erzählt“, poltert der Verteidiger. „Für mich nicht“, erwidert die Staatsanwältin trocken.
Der Prozess wird fortgesetzt.