Invasion der Tigermücke: Wie groß ist die Gefahr für Hamburg?
Sie überträgt gefährliche Krankheiten und breitet sich immer weiter aus: Die Asiatische Tigermücke, die bedingt durch den Klimawandel bereits weite Teile Süddeutschlands bevölkert, könnte schon bald auch im Norden Einzug halten. Gerade in Hamburg ist die Gefahr groß, weil die Biester per Schiff als „blinde Passagiere“ einreisen könnten. Jetzt werden erste Maßnahmen ergriffen.
Sie überträgt gefährliche Krankheiten und breitet sich immer weiter aus: Die Asiatische Tigermücke, die bedingt durch den Klimawandel bereits weite Teile Süddeutschlands bevölkert, könnte schon bald auch im Norden Einzug halten. Gerade in Hamburg ist die Gefahr groß, weil die Biester per Schiff als „blinde Passagiere“ einreisen könnten. Jetzt werden erste Maßnahmen ergriffen.
In der vergangenen Woche hat das Institut für Hygiene und Umwelt vier Fallen im Hamburger Hafen aufgestellt. Ziel ist es, eine mögliche Invasion der Mücken frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Hamburg stellt Mückenfallen im Hafen auf
„Wir empfehlen die sofortige Bekämpfung“, sagt Felix Sauer, Wissenschaftler am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, welches das Mücken-Monitoring in Zusammenarbeit mit dem Hygiene-Institut durchführt. Bisher sei noch keine einzige Tigermücke in Hamburg aufgetaucht. Allerdings hat man auf einem Schiff, das aus Südamerika über Westafrika nach Hamburg kam, Mücken der Gattungen „Aedes“ und „Anopheles“ erwischt. Sie können Dengue bzw. Malaria übertragen. Die Asiatische Tigermücke wiederum kann neben Dengue auch Zika und Chikungunya übertragen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Blutsauger hier heimisch werden, wächst mit dem durch den Klimawandel ausgelösten Temperaturanstieg. „Die Asiatische Tigermücke ist eigentlich in tropischen Regionen zu Hause, findet aber inzwischen auch in Deutschland geeignete Lebensbedingungen vor“, erklärt Felix Sauer. In Süddeutschland habe sie sich so weit angepasst, dass sie sogar die Winter überstehe. Die Vermutung ist, dass sie in Fahrzeugen über die Alpen-Autobahn aus Italien nach Deutschland kam.
Dengue-Infektion in Deutschland: „Nur noch eine Frage der Zeit“
Allerdings, betont Sauer: „Nicht jede Mücke trägt ein Virus in sich.“ Damit die Mücke gefährlich werde, müsse sie erst einen Infizierten (Menschen oder auch Vogel) stechen und dann mehrere Wochen einen sehr heißen Sommer überleben, damit sich der Erreger im Körper des Insekts vermehrt. Das sei in Hamburg noch eher unwahrscheinlich.

Eine autochthone Dengue- oder Chikungunya-Infektion, also eine, die nicht im Ausland ihren Ursprung hatte, sondern hier, hat es in Deutschland daher bisher nicht gegeben. In Italien, Frankreich und Spanien allerdings schon, weshalb der erste Ausbruch für Sauer auch nur noch „eine Frage der Zeit ist“.
Für den Wissenschaftler macht die frühzeitige Bekämpfung aber auch noch aus einem anderen Grund Sinn: „Die Asiatische Tigermücke ist eine besonders lästige Art, weil sie, anders als heimische Mücken, vor allem tagsüber aktiv ist und dabei sehr aggressiv, und weil sie eher Menschen als Tiere sticht.“ Außerdem lebe sie eher in Siedlungen als in der Natur.
West-Nil-Virus breitet sich in Deutschland aus: ein Toter
Was die Ausbreitung von Malaria betrifft, kann Felix Sauer beruhigen: Anders als bei der Asiatischen Tigermücke, deren Eier trockenresistent sind und zum Beispiel in Autoreifen abgelegt um die Welt reisen können, brauchen die Eier der Malaria-Mücke Feuchtigkeit. Sie müssten also wochenlang in der Pfütze oder im Eimer auf einem Schiff nach Hamburg reisen und hier schlüpfen. Dann bräuchten sie einen infizierten Wirt plus die längere Hitzeperiode. „Das macht die Ausbreitung deutlich unwahrscheinlicher“, erklärt Sauer.
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Sorgen macht ihm eher die Ausbreitung des West-Nil-Virus‘. Denn dieser Erreger kommt über Zugvögel nach Deutschland und wird inzwischen auch von heimischen Mücken übertragen. Zwar haben 80 Prozent der Infizierten kaum Symptome und nur 20 Prozent weisen Grippe-Anzeichen auf. Bei einem Prozent der Infizierten wird es jedoch lebensbedrohlich, weil sie eine Hirnhautentzündung erleiden.
In Ostdeutschland ist bereits der erste Mensch am West-Nil-Virus gestorben. Die meisten Infektionen sind bisher im Raum Leipzig aufgetreten. Zuletzt erreichte das Virus Berlin. Von da aus ist es nicht mehr weit bis Hamburg.