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  • Früher war es ein Feuchtbiotop, jetzt bestimmen Beton und kahle Baumstümpfe das Bild neben der S-Bahnstation Diebsteich.
  • Foto: Quandt

Initiative empört: Kahlschlag für den Bahnhof am Diebsteich

Wo im vergangenen Jahr noch Enten und Amphibien schwammen, liegt jetzt grauer Beton. Für den Umzug des Altonaer Fernbahnhofs an den Diebsteich mussten ein gesamtes Feuchtbiotop und etliche Bäume weichen. Die Initiative „Prellbock Altona“ protestierte vor Ort gegen den Umbau des Bahnhofs – sie spricht von über 400 gefällten Bäumen. Die Deutsche Bahn gibt 42 Bäume an.

„Die Deutsche Bahn zählt nur die genehmigungspflichtigen Bäume, diese müssen ab einer Höhe von 1,30 Metern einen Umfang von über 25 Zentimetern aufweisen“, sagt Michael Jung, Sprecher der Inititaive, zur MOPO. Nur für diese Bäume gebe es auch Ersatzpflanzungen.

Biotop beherbergte seltene Tierarten

Der sogenannte Posttrog mit den Bäumen ringsherum war ein Feuchtbiotop am Diebsteich. Er führte vom Betriebsbahnhof Langenfelde bis zum Plöner Stieg am S-Bahnhof Diebsteich. Dort siedelten sich im Laufe der Zeit Tier- und Pflanzenarten an, darunter seltene Vögel wie die Teichralle oder gefährdete Arten wie das Teichhuhn.

Genau an diese Stelle plant die Deutsche Bahn, den Fernbahnhof Altona zum Jahr 2027 hin zu verlegen. Deshalb ist nun der Posttrog leergepumpt und mit Kies befüllt.

Hamburg: Wieder Ärger um geplanten Fernbahnhof Diebsteich

„Generell gilt, dass wir bei all unseren Aktivitäten stets die größtmögliche Schonung von Pflanzen und Tieren von Beginn an im Blick haben und wir bei unvermeidbaren Eingriffen in den Naturhaushalt immer Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen leisten“, sagt eine Bahnsprecherin.

Michael Jung, Sprecher der Initiative „Prellbock Altona", vor den Stümpfen der abgeholzten Bäume.

Michael Jung, Sprecher der Initiative „Prellbock Altona“, vor den Stümpfen der abgeholzten Bäume.

Foto:

Quandt

Die Deutsche Bahn will 42 gefällte Bäume durch Nachpflanzungen von insgesamt 91 Bäumen kompensieren. Michael Jung sagt: „Wir haben mal wirklich alle Bäume gezählt und sind allein auf der südlichen Seite auf 225 Bäume gekommen. Auf der nördlichen Seite befanden sich ungefähr nochmal so viele.“

Verwirrung um Anzahl der gefällten Bäume

42 oder 400 Bäume? In einer Präsentation der Deutschen Bahn zu den geplanten Maßnahmen sind neben den Einzelbäumen auch mehrere Gehölzflächen angegeben. Die dort stehenden Pflanzen haben zwar einen Stammdurchmesser von bis zu 50 Zentimetern, werden allerdings nicht als Einzelbäume gezählt.

Die Hamburger Baumschutzverordnung werde in diesem Verfahren gar nicht angewandt, so die Bahn-Sprecherin. Maßgeblich sei hier die naturschutzrechtliche  Eingriffsregelung und damit eine flächenhafte Betrachtung der Gehölzbestände. Die Gehölze seien als „flächige Biotope mit dem entsprechend höheren Wert erfasst und kompensiert“.

So grün sah das Feuchtbiotop am Diebsteich im letzten Jahr noch aus.

So grün sah das Feuchtbiotop am Diebsteich im vergangenen Jahr noch aus.

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Großteil der neuen Bäume kommt nach Wedel

Ein weiterer Streitpunkt: Die Ausgleichspflanzungen. 29 der neuen Bäume wurden laut Bahn „unmittelbar im Vorhabengebiet“ gepflanzt. Die 62 übrigen Bäume sollen im Bereich Wedel unterkommen. „Bäume haben im Sommer in der Stadt einen kühlenden Effekt. Die Ausgleichspflanzungen finden aber irgendwo am Stadtrand wie in Wedel statt. Da haben die Städter nichts mehr von diesem Effekt“, sagt Jung.

Mit diesen Fahnen macht die Initiative „Prellbock Altona" am Diebsteich auf ihren Protest aufmerksam.

Mit Plakaten wie diesem macht die Initiative „Prellbock Altona“ am Diebsteich auf ihren Protest aufmerksam.

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Quandt

Initiative gegen Neubau des Fernbahnhofs

Das ganze Projekt des neuen Fernbahnhofs ist der Initiative seit Beginn an ein Dorn im Auge. „Der Bahnhof Altona hat eine gute Anbindung und ist voll funktionsfähig“, so Jung. „Nun soll trotzdem ein Fernbahnhof in Diebsteich entstehen, obwohl dort die Anbindung schlechter ist und durch den Bau extrem hohe Kosten entstehen.“

Reale Kosten für Diebsteich weiter unklar

Die aktuellste Kostenschätzung der Bahn stammt aus 2013. Inzwischen dürften sich die Kosten von damals 360 Millionen Euro deutlich erhöht haben. Von einer Bahnsprecherin heißt es, es wäre „unseriös“, sich zum jetzigen Zeitpunkt zu den finalen Kosten zu äußern.

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Klar sei jedoch, dass die Finanzierung des Projekts gesichert ist. Finanziert wird der Neubau vom Bund und der Bahn. „Für den Abriss des jetzigen Kopfbahnhofs Altona samt der Gleisanlagen muss die Stadt selbst aufkommen, das könnte ebenfalls teuer werden“, sagt Jung. 

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