„Infantil, unehrlich, manipulativ“: Richterin rechnet mit Intim-Chirurgin ab
Der Fall klingt nach Sonntagabend-Krimi, nichts für schwache Nerven: Die Hamburger Ärztin Lotta N. (49) und ihr Ehemann Thomas N. (52) sollen versucht haben, im Darknet einen Auftragskiller zu bestellen. Im Visier: ihr ungeliebter Ex-Partner und Vater ihrer Tochter. Der Prozess gibt Einblicke in ein Leben aus Lügen, Hass und Manipulation. Am Dienstagmorgen ist das Urteil gefallen.
Der Fall klingt nach Sonntagabend-Krimi, nichts für schwache Nerven: Die Hamburger Ärztin Lotta N. (49) und ihr Ehemann Thomas N. (52) sollen versucht haben, im Darknet einen Auftragskiller zu bestellen. Im Visier: N.s ungeliebter Ex-Partner und Vater ihrer Tochter. Der Prozess gibt Einblicke in ein Leben aus Lügen, Hass und Manipulation. Am Dienstagmorgen ist das Urteil ergangen.
Am Dienstag war sein Geburtstag – doch statt Glückwünschen erwarten Thomas N. mehrere Jahre Knast. Er ist zum Mittäter geworden, des Familienfriedens wegen. Er hat seiner Ehefrau Lotta N. geholfen, einen vermeintlichen Auftragskiller im Darknet zu engagieren, der ihren Ex-Mann umbringen sollte.
„Lotta N. war die treibende Kraft, ohne sie wäre Thomas N. nie in die Tat involviert gewesen“, sagt die Richterin. „Sie hat zwei Familien zerstört, ihre alte und ihre neue.“ Das Motiv der Ärztin: Sie will das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter im Grundschulalter, die sie mit ihrem Ex-Partner Thomas R. hat.
Hamburg: Ärztin will Ex-Partner durch Auftragskiller beseitigen lassen
Vor Gericht wird das Ausmaß des Irrsinns deutlich, der in dem Auftragsmord gipfelte: 2019 verlässt Lotta N. ihren Partner, nimmt das Kind mit. Der Vater wirft ihr Kindesentzug vor, sie ihm Gewalt. Die Vorwürfe gegen den Vater seien frei erfunden, fasst die Richterin am Dienstag zusammen.
Ihren jetzigen Ehemann und Mitangeklagten Thomas N. lernt die Ärztin im Herbst 2020 über die Online-Partnerbörse Elitepartner kennen. Aufgrund einer körperlichen Erkrankung muss sie ihre Praxis, wo sie Straffungen im Intimbereich vornahm, aufgeben. Thomas N. findet in Stuttgart einen Job, das Paar zieht mit der Tochter 2021 dorthin. Im Juli heiraten sie. Der Streit mit dem Ex um die Tochter flammt erneut auf – der Vater erhält das Sorgerecht.
Lotta N. wird depressiv, sucht sich zunächst Hilfe. Sie hat eine Überweisung für den Besuch bei einer Psychiaterin, geht jedoch nur zweimal hin. Das Zusammenleben mit ihr wird immer schwieriger, die heile Familienwelt mit ihrem neuen Ehemann bekommt Risse. Im Dezember beginnt das Paar den teuflischen Plan zu schmieden: Sie wollen den Ex-Mann und Vater der Tochter loswerden, es soll aussehen wie ein Unfall.
Am Ende ist es pures Glück, das den Vater Thomas R. rettet. Denn das Ehepaar landet auf der Webseite von Betrügern – was der Name schon nahelegt: #1hitmanservice. Deren Werbeslogan: „Günstig, sicher, anonym.“ Doch Lotta N. wird nicht misstrauisch. Unter dem Pseudonym „Eppentown67“ postet sie dort das Foto und die Adresse ihres Ex-Partners sowie den Auftrag zum Mord. Er sei ein Pädophiler, der sich auch an der Tochter vergriffen habe, schreibt sie als Begründung. 15.000 US-Dollar in Bitcoin überweist sie auf ein Treuhand-Konto.
Richterin nennt Ehepaar „manipulativ“ und „unehrlich“
Doch es gibt keinen Hitman-Service auf dieser Webseite, keine Killer, die lästige Ehemänner umbringen. Das FBI kam dem Paar rechtzeitig auf die Schliche und meldete das geplante Verbrechen an die Behörden in Hamburg. Lotta und Thomas N. kommen im Juni 2022 in U-Haft. Während des Prozesses habe das Paar keinen guten Eindruck gemacht, so die Richterin. Sie hätten „viel Theater geboten, aber schlechtes“. Beide seien manipulativ und unehrlich. Lotta N. habe eine Anpassungsstörung, sei aber nicht – wie behauptet – traumatisiert. Die Idee für den Auftragsmord sei aus „rein egoistischen Gründen“ gewachsen. „Wenn sie etwas nicht hören oder sehen will, reagiert sie infantil“, sagt die Richterin über die Ärztin. Sie halte sich die Ohren zu, werfe sich sogar auf den Boden.
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Das Urteil: Fünf Jahre und sechs Monate für Lotta N., fünf Jahre und drei Monate für ihren Mann. Das Gericht sieht die versuchte gemeinschaftliche Anstiftung zum Mord als erwiesen an.