Hamburg bekommt ein XXL-Loch – zur Klimarettung
Wer sehen will, wie die Energiewende in Deutschland aussehen könnte, muss meist den Kopf in den Nacken legen. Wind- und Sonnenenergieanlagen werden allerorts gebaut, um Strom zu produzieren und die Abhängigkeit von Kohle und Gas zu beenden. In Wilhelmsburg schaut man in die Tiefe. Den unter unseren Füßen und viele Meter unter der Oberfläche der Stadt schlummert eine kaum genutzte Energiequelle: Erdwärme. Und besteht auf Hoffnung auf einen Energie-Kreislauf, der vermutlich nie endet.
- Deutsch (Deutschland)
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Wer sehen will, wie die Energiewende in Deutschland aussehen könnte, muss meist den Kopf in den Nacken legen. Wind- und Sonnenenergieanlagen werden allerorts gebaut, um Strom zu produzieren und die Abhängigkeit von Kohle und Gas zu beenden. In Wilhelmsburg schaut man in die Tiefe. Denn unter unseren Füßen und viele Meter unter der Oberfläche der Stadt schlummert eine kaum genutzte Energiequelle: Erdwärme.
Am Dienstag starteten in Wilhelmsburg erste Bohrungen. 3500 Meter gräbt sich der Bohrkopf dabei in die Tiefe. In der Hoffnung, dort heißes Thermalwasser zu finden. Das hat eine Temperatur von über 100 Grad. Das Wasser kann nach oben gepumpt und dann in das Fernwärme-Netz der Stadt eingespeist werden. Kaltes Wasser fließt dann wieder nach unten – und erhitzt sich dort erneut. Grund dafür ist die Nähe zum 5000 Grad heißen Erdkern. So entsteht ein Energie-Kreislauf, der vermutlich nie endet.
Wilhelmsburg: Energiequelle in 3500 Metern Tiefe
Ein Kraftwerk, das die Energie aus dem heißen Wasser für Hamburger Haushalte nutzbar macht, soll bis 2024 in Wilhelmsburg entstehen. Es ist das erste dieser Art in Hamburg. In ganz Deutschland produzieren solche Anlagen nur rund eineinhalb Prozent des Wärmebedarfs – ihr Potenzial ist um ein vielfaches höher. Drei Viertel der benötigten Wärmeleistung in Deutschland könnte man mit Erdwärme abdecken, schätzen Experten – und das mit kaum CO₂-Ausstoß. Das wäre ein riesiger Gewinn für die Energiewende. Schließlich ist Wärme für 20 bis 30 Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgase verantwortlich.
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Da stellt sich die Frage, warum nicht viel mehr Wärmekraftanlagen gebaut werden. Ein Grund sind die hohen Kosten. Zunächst muss eine Wärmequelle im Untergrund ausgemacht werden, dann folgen die aufwändigen Bohrungen. Und dabei besteht immer die Gefahr, am Ende nicht fündig zu werden. Auch in Wilhelmsburg kann die Stadt sich nicht zu 100 Prozent sicher sein, wirklich auf heißes Wasser zu stoßen. Seismische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Chancen gut stehen. Die Ergebnisse der Bohrungen liegen außerdem vor, bevor das Kraftwerk fertiggestellt ist. Wenn es die heiße Quelle gibt und sie angezapft wird, könnten immerhin 5000 Haushalte in Wilhelmsburg mit Wärme versorgt werden. Ein kleiner Schritt, der aber große Signalwirkung haben könnte.