• Jürgen Pelch (74) päppelt mit Tochter Stephanie (43) „Mini“ (l.) und „Henry“  auf.
  • Foto: Quandt

In Hamburgs Süden: Mini-Störche vor dem sicheren Tod bewahrt

Kirchwerder –

„Mini“ und „Henry“ sind echte Feinschmecker. Die fünf Wochen alten Storchen-Jungen bevorzugen Seelachs, Hering oder auch mal Schnecken. Jürgen Pelch aus Kirchwerder ist der Nabu-Storchenvater und füttert die Kleinen mehrfach am Tag. Lesen Sie hier, wie der 74-Jährige sie vor dem sicheren Tod bewahrte.

Zu feucht, zu kalt – ganz Hamburg stöhnt über diesen versauten Frühling. Ganz Hamburg? Nein! Den Störchen macht das alles wenig aus. Rekordverdächtige 39 Brutpaare haben dieses Jahr für Nachwuchs gesorgt. Drei Nester befinden sich in Harburg, der Rest in den Vier- und Marschlanden. Und dort schlüpften in einem fünf kleine Störche. Das ist extrem selten. Normalerweise ziehen Storchenpaare nur zwei bis drei Küken auf. „Rudi“ und „Regina“ sind die stolzen Eltern und sie leben bei Familie Lütten am Kirchwerder Hausdeich. Mithilfe einer Kamera am Nest verfolgt die Familie die Aufzucht und schlug nun Alarm.

Hamburg: Zwei Storchenküken drohten zu verhungern

Drei der kleinen Störche wuchsen schnell heran und schnappten ihren zwei Geschwistern immer wieder das Futter weg. Da konnte nur noch der Storchenvater vom Naturschutzbund Nabu helfen. Jürgen Pelch macht den Job als „Storchenbetreuer“ schon seit 1976, er nahm die beiden Kleinen kurzerhand aus dem Nest und baute ihnen auf dem Gelände seines Gartenbaubetriebs am Süderquerweg ein eigenes Zuhause.

Den etwas größeren taufte Pelch „Henry“ und der nahm schon ordentlich zu – dank des Gourmetfutters. Der Storch wiegt jetzt fast ein Kilogramm, doch sein Bruder „Mini“ wiegt erst 600 Gramm. Der hätte wohl keinen weiteren Tag überlebt, wenn ihn Pelch nicht zu sich genommen hätte. Doch nun muss „Mini“ noch ordentlich fressen. Erst wenn die Kleinen etwa 1,5 Kilogramm wiegen, sind sie aus dem Schneider. Dann sucht der Nabu in den Vierlanden ein geeignetes Storchenpaar, dem man die beiden Waisen unterschieben kann. Zurück ins Nest zu ihren drei Geschwistern können sie nicht mehr.

Storchbabys 1

Die beiden fünf Wochen alten Küken fressen Seelachs und Schnecken.

Foto:

Quandt

Beim MOPO-Fototermin klappert der Storchen-Nachwuchs zur Begrüßung, was das Zeug hält. Das Klappern geht in ein Piepsen über und dann werden schon die Schnäbel aufgerissen und das große Fressen beginnt. Beeindruckend, wie sauber die kleinen Störche sind. Sie erleichtern sich nicht etwa im Nest, sondern halten ihren Po brav über den Nestrand.

Hamburg: So viele Storchen-Brutpaare wie vermutlich nirgendwo

Hamburg dürfte die Storchenhauptstadt Europas sein. So viele Brutpaare gibt es vermutlich nirgendwo. Im viel größeren Berlin brüten nur drei Paare.

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In ganz Deutschland, auch in Hamburg, finden die Störche aber zu wenig Nahrung. Die Vögel sind Allesfresser und mampfen Würmer, Frösche, kleine Fische und selbst Ringelnattern. Aber auch Mäuse und einen verendeten oder tot geschossenen Fasan oder Hasen verschmähen sie nicht. Da aber Feuchtgebiete und unbebaute saftige Wiesen immer weniger werden, ist die Nahrung bundesweit knapp geworden. 

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