Randale in der Hamburger City: Jagd auf filmende Passanten
Es sollte ein Werbe-Gag sein – doch der ging richtig nach hinten los: Ein angesagtes Modelabel wollte angeblich Kleidung verschenken, doch dann kamen so viele Interessenten, dass die Aktion komplett aus dem Ruder lief. Am Ende attackierten Jugendliche Passanten und Polizeikräfte. Es gab Verletzte und Festnahmen. Ein entsetzter Zeuge spricht in der MOPO über die Vorfälle auf der Mönckebergstraße. Randale statt Klamotten!
Es sollte ein Werbe-Gag sein – doch der ging richtig nach hinten los: Ein angesagtes Modelabel wollte angeblich Kleidung verschenken, doch dann kamen so viele Interessenten, dass die Aktion komplett aus dem Ruder lief. Am Ende attackierten Jugendliche Passanten und Polizeikräfte. Es gab Verletzte und Festnahmen. Ein entsetzter Zeuge spricht in der MOPO über die Vorfälle auf der Mönckebergstraße. Randale statt Klamotten!
Das Modelabel „Reternity“ aus Oldenburg hat sich mit Streetwear im höherpreisigen Segment einen Namen gemacht. Die Klamotten sind für viele Jugendliche aber eher unerschwinglich, Pullover kosten gerne mal 100 Euro aufwärts. Der Internet-Aufruf des Labels, Kleidung zu verschenken, lockte am Samstag entsprechend Hunderte an. Bis zu 400 Interessierte, zumeist Jugendliche, versammelten sich ab 13.30 Uhr beim Brunnen, um eines der begehrten Kleidungsstücke zu ergattern.
Das Label behauptet auf der Social-Media-Plattform „Tik Tok“, dass der Andrang so groß gewesen sei, dass es das Event hätte abbrechen müssen. Bei der Polizei geht man weiter von einer absichtlichen Falschmeldung in mehreren Social-Media-Kanälen aus, mit der die Jugendlichen in die Mönckebergstraße gelockt worden seien. Nachdem die Polizei ihnen mitgeteilt habe, dass keine Kleidung verschenkt werde, sei die Situation eskaliert.
Jugendliche gehen auf Passanten und Polizisten los
Stefan Klippstein (38) war eigentlich nur zum Shoppen in der Einkaufsstraße und geriet in einen Tumult. „Ich sah die vielen Jugendlichen. Sie standen auf der Straße, kein Bus und kein Taxi kam mehr durch. Dann rückten rund 20 Polizisten an und versuchten der Lage Herr zu werden“. Mit krassen Folgen.
Einige Jugendliche stürmten aggressiv auf die Beamten zu, berichtet der Zeuge. Diese zogen sich zunächst zurück, forderten Verstärkung an. Doch das dauerte. Ein Großteil der einsatzbereiten Hundertschaften war wohl am Volksparkstadion beim HSV-Spiel gegen Nürnberg zugegen.

Nachdem die Verstärkung eingetroffen war, gingen Polizeiketten vor und versuchten, die Straße zu räumen. Ihnen flogen laut Polizeiangaben Flaschen, Böller und Steine entgegen. Scheiben von zwei Streifenwagen gingen zu Bruch, drei Beamte wurden verletzt.
Passanten, die mit ihren Handys filmten, gerieten in den Fokus des aufgebrachten Mobs und wurden körperlich attackiert. Sie wurden offenbar für Zivilpolizisten gehalten, darunter auch Klippstein. „Auch auf mich entstand eine regelrechte Jagd“, erzählt er. Am Ende wurde er zu Boden gerissen und dabei verletzt. Zwei tatsächliche Zivilfahnder retteten ihn.

Erst nach Stunden brachte die Polizei die Lage unter Kontrolle, erst gegen 18.10 Uhr zogen die letzten Beamten ab. Laut eines Sprechers seien mehrere Strafverfahren gegen mutmaßliche Täter wegen diverser Straftaten eingeleitet worden, darunter schwerer Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung. Dazu werden noch Bilder von Überwachungskameras und aus den Handys von Zeugen ausgewertet. Das LKA ermittelt.
Gewaltbereite Jugendliche außer Kontrolle – Polizisten verletzt
Nach MOPO-Informationen prüft die Polizei, ob sie das Modelabel für die entstandenen Schäden in Regress nehmen und die Kosten für den Einsatz aufbrummen kann.
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Die Macher von „Reternity“ reagierten geschockt. In dem Video-Statement sagt ein Sprecher: „Wir müssen eingestehen, dass wir die Situation völlig falsch eingeschätzt haben. Das war ein Fehler.“ Und: „Es ist uns wichtig, dass wir uns von den Ausschreitungen und dem Fehlverhalten von einigen Personen distanzieren.“