• Der Angeklagte am Dienstag vor Gericht.
  • Foto: Marius Röer

In Hamburg vor Gericht: So dreist wollte ein Enkeltrick-Betrüger seine Opfer abzocken

Sie versuchten, Senioren um ihr Erspartes zu bringen. Sechs Mal soll Jacek L. (41) gemeinsam mit Kumpanen mit dem Enkeltrick versucht haben, Geld und Schmuck zu ergaunern. Eine 79-Jährige aus Harvestehude durchschaute das Vorhaben, er wurde festgenommen. Seit Dienstag steht Jacek L. vor dem Landgericht. Der Vorwurf: Bandenmäßiger Betrug. 

Der Angeklagte befindet sich seit März 2020 in Untersuchungshaft. Ruhig hört sich Jacek L. die Vorwürfe an. Über seinen Anwalt teilt er mit, dass er sich nicht äußern will. 

Hamburg: Mutmaßlicher Enkeltrickbetrüger vor Gericht

Ihm wird vorgeworfen, mit einer organisierten Bande von 2013 bis 2020 Senioren mit dem sogenannten Enkeltrick betrogen zu haben. Insgesamt werden ihm sechs Fälle zur Last gelegt, wovon fünf jedoch nicht geglückt sind. 

Hannover, Hamburg, Dortmund, Berlin, Essen – in diesen Städten sollen die Täter zugeschlagen haben, meist durchschauten die Opfer das Vorhaben jedoch rechtzeitig. Die Bande ging in Arbeitsteilung vor: Eine Person rief das Opfer an. In einigen Fällen kann angenommen werden, dass dies L. war. Die Opfer wurden aufgefordert zu erraten, mit wem sie telefonierten, um sich so die passende Identität aneignen zu können. Als Entschuldigung für die veränderte Stimme wurde eine Erkältung vorgeschoben. Der nächste Schritt: Einen fiktiven Vorfall erschaffen, der dringend Bargeld erfordert. Das Opfer soll schnell eine hohe Summe Geld an den Abholer übergeben – mal an einen angeblichen Anwalt oder einen guter Freund.

Enkeltrick in Hamburg: Seniorin durchschaut Vorhaben

Im Februar 2013 etwa wollte die Bande laut Anklage einer 93-Jährigen in Dortmund Schmuck und Geld im Wert von 100.000 Euro abluchsen. Am Telefon gab sich einer von ihnen als Enkel aus, der angeblich dringend Geld für den Kauf eines Autos benötigte. Die Seniorin fiel darauf herein – wurde jedoch von einem Familienmitglied gewarnt. Zur Übergabe kam es nicht.

Nächster Tatort war Berlin. In November 2013 wollte die Bande laut Anklage von einer 70-Jährigen 15.000 Euro sowie von einer 81-Jährigen 20.000 Euro ergaunern. Ihre Lügengeschichte: vermeintlich hilfsbedürftige Familienangehörige bräuchten dringend Geld.  

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Im März dieses Jahres war in Hamburg Schluss mit der Betrugstour. Bei einer Frau (79) aus Harvestehude meldete sich der angebliche Enkel Daniel, der zur Regulierung eines Verkehrsunfalls sofort 18.000 Euro in bar benötige. Doch die Frau durchschaute den Schmu und informierte die Polizei. Bei der Übergabe wurde Jacek L. festgenommen. 

Sein Anwalt schließt ein Geständnis seines Mandanten nicht aus, er strebt einen Deal an. Die nächste Verhandlung soll am 2. September stattfinden. Ingesamt sind zwölf weitere Verhandlungstage geplant, mit einem Urteil wird am 28. Oktober gerechnet. 

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