Hamburgs „tote“ Straße: Kann sie der Mega-Umbau wiederbeleben?
Es gab mal eine Zeit, so um das Jahr 1900, da fuhren stündlich bis zu 72 Straßenbahnen durch den Großen Burstah. Attraktive Geschäfte reihten sich hier aneinander und Alsterhaus-Gründer Hermann Tietz eröffnete dort 1897 sein erstes Kaufhaus. Weltkriegsbomben und Bausünden machten dem geschäftigen Treiben in der früher so attraktiven Einkaufsstraße ein Ende. Doch nun ist mit dem Hamburger Unternehmen Bilton eine Firma angetreten, die dem Quartier am Großen Burstah neues Leben einhauchen will.
Doch bevor wir Ihnen die Pläne von Bilton erläutern, müssen wir nochmals in die Vergangenheit zurückgehen, und zwar mal eben 1000 Jahre. Denn da, wo sich heute in etwa der Große Burstah befindet, gab es damals die „Neue Burg“. Diesen Nachfolgebau der Hammaburg ließ im Jahr 1021 Sachsen-Herzog Bernhard II. errichten.
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Es gab mal eine Zeit, so um das Jahr 1900, da fuhren stündlich bis zu 72 Straßenbahnen durch den Großen Burstah. Attraktive Geschäfte reihten sich hier aneinander und Alsterhaus-Gründer Hermann Tietz eröffnete dort 1897 sein erstes Kaufhaus. Weltkriegsbomben und Bausünden machten dem geschäftigen Treiben in der früher so attraktiven Einkaufsstraße ein Ende. Doch nun ist mit dem Hamburger Unternehmen Bilton eine Firma angetreten, die dem Quartier am Großen Burstah neues Leben einhauchen will.
Doch bevor wir Ihnen die Pläne von Bilton erläutern, müssen wir nochmals in die Vergangenheit zurückgehen, und zwar mal eben 1000 Jahre. Denn da, wo sich heute in etwa der Große Burstah befindet, gab es damals die „Neue Burg“. Diesen Nachfolgebau der Hammaburg ließ im Jahr 1021 Sachsen-Herzog Bernhard II. errichten.
Großer Burstah: Keimzelle der Kaufmannsstadt Hamburg
Das Bauwerk hatte immerhin einen Durchmesser von 160 Metern. 67 Jahre später gründete hier wiederum Graf Adolf III. von Schauenburg die gräfliche Neustadt und lockte Scharen von Handwerkern und Kaufleuten aus dem Rheinland ins unwirtliche Hamburg. Befreiung von Grundzins und Abgaben waren die Lockmittel des Grafen.
Dazu erteilte der Schauenburger Graf den Neu-Hamburgern das Recht, zweimal jährlich einen großen Jahrmarkt abhalten zu dürfen. Die Straße „Neue Burg” an der Trostbrücke erinnert bis heute an dieses geschichtsträchtige Areal, welches die Keimzelle der Kaufmannsstadt Hamburg ist. Der heute so sprichwörtliche „Hamburger Pfeffersack“ war geboren und brachte der Hansestadt später riesigen Reichtum.
Großer Burstah: Die Straße ist am Abend „tot“
Nun aber zurück in die Neuzeit. In den vergangenen Jahren hatte wohl kein Kaufmann ungetrübte Freude am Standort Großer Burstah. Viele Ladenbesitzer gaben auf, es gibt Leerstand. Die Straße ist am Abend „tot“.
Adam Filipiak ist angetreten das zu ändern. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer der Bilton Real Estate GmbH. Im Gegensatz zu anderen Projektentwicklern verkauft Bilton Immobilen nach der Entwicklung nicht sofort, sondern behält sie im Bestand. Hinter Bilton steht ein sehr solventer Zweig der Hamburger Kaffee-Dynastie Tchibo.
Großer Burstah: Investor zahlt 300 Millionen Euro
Zur MOPO sagte Bilton-Chef Filipiak: „Wir möchten dem Quartier am Großen Burstah etwas von seinem einstigen Glanz zurückgeben.“ Zur Verfügung stehen dafür mal eben 300 Millionen Euro und mit diesem Geld betreibt der Arbeitgeber des Ingenieurs nicht weniger als eine wichtige Stadtreparatur.
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1971 war nämlich an der Ecke Großer Burstah/Hahntrapp das monströse Allianz-Hochhaus fertiggestellt worden. Dafür wurden gnadenlos Altbauten abgerissen und die Bohnenstraße verschwand.
2018 ist diese 1970er-Jahre-Bausünde abgerissen worden und Bilton errichtet hier jetzt vier Neubauten, restauriert den denkmalgeschützten „Globushof“ und lässt die Bohnenstraße wiederauferstehen!
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Das Megaprojekt in Zahlen: vier Neubauten, darunter der zehngeschossige „Trident“ an der Ecke Großer Burstah/Bohnenstraße. Es entstehen 2000 Arbeitsplätze, 63 Wohnungen und 200 Tiefgaragenstellplätze. Das Nikolaifleet ist künftig von einer Terrasse zu bestaunen. Dort wird das Lokal „60 Seconds to Napoli“ eröffnen, welches echte neapolitanische Pizza anbietet. Schon im kommenden Jahr soll die frühere Prachtstraße wieder in neuem Glanz erstrahlen – ganz wie vor 120 Jahren.