• Klaudine und Kurt Haster (82 und 83) hätten auch gern einen Impftermin erhalten. Bei der Hotline hingen sie nur in der Warteschleife.
  • Foto: Patrick Sun

Impftermin-Desaster in Hamburg: Hotline überlastet: Senioren sind sauer

An alle Hamburger über 80 Jahren gingen diese Woche per Post Informationen zur Vereinbarung eines Impftermins raus. Sie gehören zur nächsten Risikogruppe, die an der Reihe ist. Viele verärgerte Senioren haben sich daraufhin bei der MOPO gemeldet. Denn die Terminvereinbarung gestaltet sich mühselig.

„Meine Frau und ich haben von der Behörde beide die Einladung erhalten“, sagt der 83-jährige Kurt Haster zur MOPO. In dem Schreiben werden die beiden dazu aufgefordert, bei der bundesweiten Hotline 116117 einen Impftermin zu vereinbaren. „Am Mittwoch sind wir nicht durchgekommen. Am Donnerstag haben meine Frau und ich es abwechselnd versucht. Schließlich wurde uns gesagt, dass keine Termine mehr frei sind und wir es später versuchen sollen.“

Claus Günther erzählt im Buch „Heile, heile Hitler“ von seiner Jugend unterm Hakenkreuz.

Claus Günther erzählt im Buch „Heile, heile Hitler“ von seiner Jugend unterm Hakenkreuz.

Foto:

Olaf Wunder

Nicht nur Kurt Haster und seine Frau Klaudine (82) haben dieses Problem. Claus Günther (89) aus Stellingen schreibt: „Ich bin sauer.“ Minutiös schildert er, wie er seit einer Woche versucht, einen Impftermin zu erhalten. Weder per Telefon noch über das Internet hatte er dabei Erfolg. Stets wurde ihm gesagt, er solle morgen anrufen, manchmal hing er einfach nur in der Warteschleife.

Hotline für Impftermine überlastet: Hamburger Senioren sauer

„Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Wenn Menschen in Heimen – Patienten und Pflegepersonal – zuerst geimpft werden, ist das gerechtfertigt“, sagt Günther. „Wenn nicht genügend Impfstoff vorhanden ist, ist das zu bedauern. Wenn aber alle Versuche innerhalb einer Woche fehlschlagen, überhaupt einen Impftermin zu ergattern, finde ich das nicht fair gegenüber uns Oldies.“

CDU-Fraktionschef Dennis Thering kritisiert, der Senat hinke aktuell bei den Impfungen hinterher und riskiere damit die Impfbereitschaft vieler älterer Bürger. Gerade bei der Terminanmeldung müsse der Senat „dringend nachbessern und die Versorgung der Risikogruppe sicherstellen“.

Hamburg: Zu wenige Impftermine für Senioren

Dazu gehöre ebenfalls, dass die Stadt die Fahrtkosten von mobilitätseingeschränkten Bürgern zum Impfzentrum in den Messehallen vollständig übernehmen sollte. Es brauche „ein gutes Verkehrskonzept für die Erreichbarkeit des Impfzentrums unter Einbeziehung der Taxiunternehmen“.

Impftermine für Alte: Wer zahl de Fahrtkosten?

„Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für Fahrten, wenn sie im Zusammenhang mit einer Leistung der Krankenkasse aus zwingenden medizinischen Gründen notwendig sind“, so die Sozialbehörde auf Nachfrage der MOPO. Sofern ältere Menschen aufgrund ihrer körperlichen Verfassung keinerlei Möglichkeit sehen, in das Impfzentrum zu gelangen, könnten zu einem späteren Zeitpunkt Möglichkeiten zur Impfung bestehen.

Sas könnte Sie auch interessieren:Wie steht es um die Impfbereitschaft der Hanseaten?

Impf-Hotline überlastet: Das sagt Melanie Leonhard

Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) zeigte Verständnis für die Verärgerung der Senioren, die vergeblich versuchten, einen Impftermin über die Hotline zu vereinbaren. „Als Länder haben wir uns darauf verlassen, damit Bürgerinnen und Bürger mit der 116117 eine einheitliche Rufnummer nutzen und sich kein Hotline-Wirrwarr erschließen müssen“, so Leonhard. „Dass das Anrufaufkommen hoch sein würde, war vorher klar“, sagte sie am Donnerstag. Leonhard forderte Nachbesserungen vom Bund.

Hotline für Impftermine in Hamburg

„Die Erreichbarkeit der Hotline 116117 lag am Donnerstag bei etwa 68 Prozent; über 11000 Anrufe wurden angenommen“, hieß es dann am Freitag aus der Sozialbehörde. Gut zwei Drittel der Anrufe fanden also einen Abnehmer. „Es wurden seitens des Betreibers Verbesserungen bei Erreichbarkeit und Servicequalität zugesagt“, versicherte die Sozialbehörde.

Corona-Impfstoff knapp in Hamburg

Bisher seien rund 20000 Impftermine vereinbart worden (Stand 15. Januar). Bei rund 114000 Hamburgern über 80 Jahren wären das etwa 18 Prozent, die einen Termin erhalten haben. „Die Belieferungssituation ist weiter angespannt und die Verlässlichkeit zugesagter Impfstofflieferungen bleibt problematisch”, so die Behörde.

Impftermine in Hamburg ausgebucht

Daher könnten derzeit keine weiteren Termine vereinbart werden. Sobald aufgrund verlässlicher Lieferzusagen von Impfstoff wieder Termine verfügbar sind, will die Stadt öffentlich darüber informieren.

Entspannen könnte sich die Situation Ende Februar. Dann wird womöglich auch der zweite zugelassene Impfstoff des US-Hersteller Moderna in nennenswerter Menge geliefert werden.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp