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  • Die Welt braucht einen Piks! Fieberhaft suchen Forscher nach einem Impfstoff gegen Corona. 
  • Foto: imago images/Michael Weber

Impfstoffe gegen Corona: Was sie können, wie weit die Forschung ist

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Mehr als 200 Forscher-Teams weltweit arbeiten derzeit an Impfstoffen gegen das Coronavirus, etwa 40 davon werden bereits an Menschen getestet. Wie weit die Forschung ist, welche verschiedene Impfstoffe es gibt – die MOPO gibt den Überblick. 

Corona: Welche verschiedenen Impfstofftypen gibt es? 

Wissenschaftler arbeiten vor allem an vier unterschiedlichen Impfstofftypen. Da gibt es zum einen genbasierte Impfstoffe, die Erbsubstanzen von mRNA (eine Art Botenmolekül) oder DNA enthalten. In Deutschland werden derzeit drei dieser genbasierten Impfstoffe mit mRNA entwickelt. 

An Impfstoffen aus inaktivierten Sars-CoV-2-Erregern, ein Prinzip, das etwa bei Tetanusimpfstoffen angewandt wird, arbeiten vor allem chinesische Forscher. Vorteil: Diese Impfstoffe sind leicht zu entwickeln, es ist jedoch aufwendig, sie in großen Mengen herzustellen.

Eine dritte Gruppe sind die Vektorvirenimpfstoffe, bei denen die genetischen Informationen des neuen Coronavirus mithilfe eines anderen Erregers in die menschliche Zelle geschleust werden. Diese Art von Impfstoffen werden bereits an Freiwilligen erprobt. In Deutschland werden derzeit vier Vektorvirenimpfstoffe entwickelt. 

Die vierte Gruppe verwendet Proteinbruchstücke des Erregers. Impfstoffe mit Proteinbruchstücken werden bereits bei Krankheiten wie Keuchhusten und Hepatits B angewandt. 

Impfstoffentwicklung

Die Übersicht zeigt, wo in Deutschland an einem Impfstoff geforscht wird. 

Foto:

vfa / Die forschenden Pharma-Unternehmen

Corona: Wie läuft die Zulassung für einen Impfstoff ab? 

Es gibt insgesamt sieben Schritte, die teils parallel laufen. Am Anfang steht die Analyse des Virus‘. Es wird unter anderem untersucht, was daran die Immunreaktion hervorruft. Als nächstes folgt das Design des Impfstoffes. Dabei geht es um die Frage, welche Teile von dem Virus und welche Zusatzstoffe enthalten sein sollen. Bei Tierversuchen werden anschließend Wirksamkeit und Verträglichkeit geprüft. Es folgt die Erprobung mit Freiwilligen. Anschließend beginnen Großproduktion und Zulassungsverfahren. Dafür ist in der EU die European Medicines Agency (EMA) zuständig. Erteilt sie grünes Licht, kann die Impfung der Bevölkerung beginnen. 

Impfstoff gegen Corona: Wie ist derzeit der weltweite Stand?

Derzeit gibt es weltweit etwas mehr als 200 Forschungsgruppen, die sich mit der Entwicklung eines Impfstoffs beschäftigen. 170 davon sind in einem eher früheren Stadium, sie beschäftigen sich mit dem Impfstoff-Design und führen Tierversuche durch. 15 Projekte befinden sich in der offiziellen Phase 1 der der Entwicklung, es werden erste Studien mit bis zu 30 Freiwilligen durchgeführt, in denen die Wirkstoffe auf Verträglichkeit geprüft werden. 15 weitere Projekte befinden sich in Phase 2. Hier wird mit bis zu 500 Freiwilligen getestet und es geht unter anderem um die richtige Dosierung und die Immunantwort. Zehn Projekte befinden sich in Phase 3, sie überprüfen mit 10.000 bis zu 60.000 Freiwilligen die Zuverlässigkeit und Verträglichkeit. Von zwei dieser Projekte wurden bereits erste Teile der Zulassungsunterlagen bei der EMA eingereicht. Komplette Zulassungsunterlagen hat noch kein Team abgegeben. 

Wie weit sind deutsche Firmen in der Entwicklung eines Impfstoffes?

Vier Unternehmen sind bereits so weit, dass ihr Impfstoff mit Freiwilligen getestet wird. Auch das UKE in Hamburg ist an zwei Forschungsprojekten beteiligt. Noch im Oktober sollen die 30 ersten Freiwilligen im Auftragsinstitut CTC North am Uniklinikum in Eppendorf die ersten Impfungen bekommen. Ein Unternehmen aus Mainz ist sogar noch weiter (siehe nächster Punkt).

Welche Forschungsteams haben bereits erste Zulassungsunterlagen eingereicht?

Bislang haben zwei Gruppen erste Teile ihrer Zulassungsunterlagen eingereicht: Oxford University (UK) mit AstraZeneca Life Sciences, die einen Vektorvirenimpfstoff entwickelt haben. Seit Ende Juni wird er in Brasilien getestet und seit Anfang September in den USA. Biontech (Mainz) in Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Pfizer ist ebenfalls sehr weit und hat erste Unterlagen bei der EMA eingereicht. Große Tests laufen seit Juli in den USA, später sollen Argentinien und Deutschland folgen. Das Projektteam hat einen genbasierten Impfstoff entwickelt. 

Wie lange dauert die Zulassung eines Impfstoffes gegen Corona?

Ein gewöhnliches Zulassungsverfahren dauert bei der EMA rund 16 Monate. Die Einrichtung hat jedoch bereits signalisiert, dass das Zulassungsverfahren zwischen nur wenige Wochen bis einige Monate dauern wird. 

Ab wann kann geimpft werden?

Das kann noch niemand genau sagen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht davon aus, dass in den ersten Monaten des kommenden Jahres endlich geimpft werden kann. Auch Hamburg bereitet sich bereits darauf vor und prüft Standorte für die Einrichtung von Impfzentren

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