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Ein Mann bekommt eine Dosis AstraZeneca gespritzt.
  • Ein Mann bekommt eine Dosis AstraZeneca gespritzt.
  • Foto: picture alliance/dpa

Impfstoff AstraZeneca: Vom Ladenhüter zum Renner bei Hamburger Patienten

„AstraZeneca? Nein, danke“, mäkelten noch vor kurzem viele ältere Patienten, für die der Impfstoff empfohlen wurde. Jetzt ist „Astra“ freigegeben für alle Impfwilligen – und entwickelt sich vom Ladenhüter zum Renner. Viele Hamburger Arztpraxen bekommen gar nicht so viel Stoff, wie sie verimpfen könnten.

Die Politik hat für AstraZeneca die empfohlenen Abstände zwischen Erst- und Zweitimpfung von zwölf auf vier Wochen verkürzt – das weckt bei vielen Hamburgern die Hoffnung, durchgeimpft und von Testpflicht und Quarantäne befreit in den Sommerurlaub zu düsen. Folge: Ein Run auf den einst ungeliebten Impfstoff, der in Hamburg allerdings nur noch in Arztpraxen verimpft wird, nicht mehr im Impfzentrum. Terminanfragen über die Nummer 116 117 sind also sinnlos.

AstraZeneca: vom Ladenhüter zum Renner bei den Patienten

„Die Anfragen, ob wir impfen, sind seit der Astra-Freigabe rasant gestiegen, die Warteliste wird immer länger“, sagt eine Hamburger HNO-Ärztin zur MOPO. Das Problem: „Wir haben bisher kein Astra bekommen, obwohl wir welches bestellt haben.“

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Auch Kai-Uwe Helmers, Hausarzt in Ottensen, hat festgestellt, dass er in der kommenden Woche zwar 30 Dosen Biontech bekommt (die bereits alle für Zweitimpfungen reserviert sind), aber nur zehn Dosen AstraZeneca: „Vor zwei Wochen hätten wir noch unbegrenzt bestellen können, waren aber zurückhaltend. Und jetzt hat der Großhandel mitgeteilt, dass die Bestellungen um 60 Prozent gekürzt werden. Plötzlich wollen alle Astra.“

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Hausarzt Kai-Uwe Helmers mit Impfspritze

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Quandt

AstraZeneca: Impfung für den Urlaub?

Auch junge Menschen, die noch nie in seiner Praxis waren, bitten nun um Termine. Aber kann jemand, der keinen Hausarzt hat, einfach an eine Praxistür klopfen und sich vorm Urlaub noch fix seine Impfung mit AstraZeneca abholen? Nein, sagt Helmers: „Wenn ich keinerlei Kenntnisse über die Krankengeschichte habe, kann ich nicht abwägen, ob der Patient oder die Patientin geeignet ist.“

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Dr. Jana Husemann, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Hamburg

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picture alliance/dpa

Jana Husemann, Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes, ist über die politische Entscheidung der verkürzten Impfabstände nicht glücklich: „Da damit auch eine verminderte Wirksamkeit verbunden ist, sehe ich das sehr kritisch.“ Sie verimpft Astra weiterhin nur an Menschen über 60 Jahren.

AstraZeneca: nicht für alle geeignet

Auch Hausarzt Helmers injiziert nicht jedem einfach so auf Wunsch AstraZeneca in den Oberarm: „Wir erwarten eine große Nachfrage, aber ich verimpfe Astra in der Regel nur an Männer über 40 und Frauen über 50 Jahren. Jüngeren rate ich, eher auf Biontech zu warten.“

Das Problem der Astra-Knappheit ist nicht auf Hamburg beschränkt: „Der Impfstoff von AstraZeneca wird so stark nachgefragt, dass die bereitgestellten Mengen nicht mehr ausreichen“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein der „Rheinischen Post“: „Viele Ärzte sind sehr verärgert, denn bereits bestehende Impftermine müssen nun storniert werden.“

England impft nicht mehr alle mit AstraZeneca

Die britische Impfkommission hat ihre Empfehlung für den AstraZeneca-Impfstoff gerade erneut geändert: Das Präparat, entwickelt von der Oxford University, soll künftig möglichst nur noch über 40-jährigen Erwachsenen verabreicht werden, Jüngere sollen mit Biontech geimpft werden.

Grund sind Hirnvenenthromosen, die als seltene Nebenwirkung vor allem bei jungen Frauen aufgetreten waren. Großbritannien meldete 79 Fälle, 19 Menschen starben, bezogen auf mehr als 20 Millionen Impfdosen.

Jana Husemann schildert, wie sie Patientinnen und Patienten mit viel Zeitaufwand am Telefon überzeugen musste, sich mit dem ungeliebten Impfstoff aus England impfen zu lassen: „Jetzt merken wir ein verstärktes Interesse an AstraZeneca, vor allem von jüngeren Patient:innen.“

Astrazeneca: EU lässt Vertrag auslaufen

Zugleich sinken die Astra-Liefermengen: In dieser Woche sind den Arztpraxen laut Bundesgesundheitsministerium bundesweit 862.430 Dosen geliefert worden. In der nächsten Woche (17. bis 23 Mai) sollen es nur noch 843.250 Dosen werden. 

Im Juni läuft der Vertrag der EU mit Astrazeneca aus und wird nicht verlängert. Dafür sollen in der letzten Maiwoche 540.000 Dosen des US-Impfstoffs Johnson&Johnson an deutsche Arztpraxen ausgeliefert werden, das sind rund zehn pro Praxis. Die Hoffnung liegt also auf Biontech: Dessen Liefermengen an Arztpraxen sollen im Juni auf 3,7 Millionen Dosen anstiegen. Pro Woche.

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