Immobilien-Spekulant: Aufstieg und Fall des frechen Milliarden-Jongleurs
„Die Nummer 1 auf dem Deutschen Immobilienmarkt“: So warb Christoph Gröner noch vor ein paar Jahren für seine Unternehmungen. Sein Immobilienportfolio bezifferte er auf sagenhafte 9,6 Milliarden Euro. Und heute? Da fehlen ihm ein paar lächerliche Millionen, um sein Vorzeigeprojekt in Hamburg – das „Bahrenfelder Carrée“ an der Von-Sauer-Straße – fertigzustellen. Aufstieg und Fall dieses Großsprechers machen deutlich, wie die Gier Spekulanten wie Gröner, aber eben auch Elbtower-Investor René Benko im Immobilienboom nach ganz oben trug – bis ihre Kartenhäuser zusammenstürzten.
- Deutsch (Deutschland)
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„Die Nummer 1 auf dem Deutschen Immobilienmarkt“: So warb Christoph Gröner noch vor ein paar Jahren für seine Unternehmungen. Sein Immobilienportfolio bezifferte er auf sagenhafte 9,6 Milliarden Euro. Und heute? Da fehlen ihm ein paar lächerliche Millionen, um sein Vorzeigeprojekt in Hamburg – das „Bahrenfelder Carrée“ an der Von-Sauer-Straße – fertigzustellen. Aufstieg und Fall dieses Großsprechers machen deutlich, wie die Gier Spekulanten wie Gröner, aber eben auch Elbtower-Investor René Benko im Immobilienboom nach ganz oben trug – bis ihre Kartenhäuser zusammenstürzten.
An der Baustelle des „Bahrenfelder Carrées“ prangt seit 2021 ein großes Plakat mit der Überschrift: „Wir lassen Fakten sprechen. Hier geht’s weiter.“ Leere Versprechungen – die Baustelle ist verwaist.
Bauherr Christoph Gröner wollte per Plakat mit dem Autor dieses Textes abrechnen, er fühlte sich in der MOPO zu negativ dargestellt. Tatsächlich hatten wir schon 2018 getitelt: „Bau-Genie oder Blender?“ Die MOPO stand damals allein auf weiter Flur, andere Zeitungen druckten unkritische Lobeshymnen („Stillstand ist für den Selfmademan ein Fremdwort“) und zitierten Gröner mit Sätzen wie: „Wir werden am Eingangstor zur Stadt ein architektonisches Highlight schaffen.“
Nein, Gröner meinte nicht den Elbtower, sondern ein Projekt am Billwerder Neuen Deich. Daraus wurde nichts, genauso wenig wie aus den weiteren prahlerischen Ankündigungen Gröners von Mega-Projekten in der Hansestadt.
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Dabei begann die Karriere des Mannes, der so etwas wie das Gesicht des Immobilienbooms in Deutschland war, durchaus vielversprechend. 1989 fängt er nach eigenen Angaben als 21-jähriger Bauhelfer in Karlsruhe an. Nach der Wende beginnt Gröner mit Altbau-Sanierungen in Leipzig, verdient dort seine ersten Millionen.
Gröner verliert die Bodenhaftung
Spätestens als seine Unternehmungen stark wachsen und er mit Hunderten Mitarbeitern nach Berlin zieht, verliert Gröner die Bodenhaftung. Der Unternehmer kauft Grundstücke in ganz Deutschland und lässt sich von Fernsehteams begleiten. Vor der Kamera gibt er denkwürdige Statements, dass er sein Geld im Immobilienboom aus dem Fenster schmeißen könnte, es käme dann zur Tür wieder rein.
Nun ist die Tür geschlossen und Gröner ist klamm. Statt – wie angekündigt – für 3500 Wohnungen in mehreren Großprojekten reichte es in der Hansestadt gerade mal zum eingangs erwähnten „Bahrenfelder Carrée“ mit ein paar Hundert Wohnungen. Für 125 Millionen Euro hatte er den Bau an das schwedische Immobilienunternehmen „Catella“ verkauft. Doch nun kann er es nicht fertigstellen.
Wie dreist Christoph Gröner all die Jahre vorging, das zeigt ein Artikel aus dem „Abendblatt“. Noch im Februar dieses Jahres ließ er sich stolz vor dem „Bahrenfelder Carrée“ ablichten und dröhnte, dass er gerne das „Holsten-Quartier“ übernehmen und fertigstellen wolle. Zur Erinnerung: Derselbe Gröner war maßgeblich an den Spekulationen um das Wohnungsbauprojekt auf dem Gelände der Holsten-Brauerei beteiligt, die zum heutigen Stillstand nach dem Abriss des Standortes geführt hatten.
Gröner inszenierte sich frech als Retter, der in Hamburg noch ganz viel bauen wolle, behauptete: „Die finanziellen Mittel hätten wir.“ Daran darf man heute zweifeln. Aber vielleicht pumpt Gröners „persönlicher Berater“ ihm ja etwas. Sein Name: Gerhard Schröder. Gröner hat in schönster Großmannssucht neben weiteren Ex-Politikern auch den Altkanzler und Putin-Freund engagiert.