• Die Waitzstraße ist immer wieder Schauplatz von Senioren-Unfällen. Nun soll sie sicherer gemacht werden – schon wieder.

Immer wieder Unfälle: Das soll Hamburgs langsamste Straße werden

Groß Flottbek –

Die Frage ist nicht, ob es wieder passieren wird – sondern wann. Immer wieder kracht es in der Waitzstraße, einer kleinen Einkaufsstraße am Bahnhof Othmarschen. Es sind zumeist ältere Autofahrer, die mit ihren Wagen in Schaufenstern oder auf dem Bürgersteig landen. Das Bezirksamt Altona will nun für mehr Sicherheit sorgen – und die „Waitzi“, wie Anwohner sie nennen, zur Schneckenstraße machen! 

Ein Auto ist an der Waitzstraße in eine Praxis gekracht. Davor: der umgefahrene Poller.

Ein Auto ist an der Waitzstraße in eine Praxis gekracht. Davor: der umgefahrene Poller.

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Roeer

Zuletzt ist es am 30. Mai passiert. Ein Toyota-Fahrer (87) versuchte auszuparken – und fuhr in den Eingangsbereich einer HNO-Praxis. Ende August vergangenen Jahres erwischte ein 83-Jähriger die Auslagen eines Blumenladens, am 20. Mai desselben Jahres raste eine Mercedes-Fahrerin (83) in ein Modegeschäft. Am 28. März donnerte eine 81-Jährige mit Vollgas über den Bürgersteig und krachte gegen die Fassade eines Hair-Styling-Studios. Mehr als 20 Waitzstraßen-Unfälle registrierte die Polizei allein in den vergangenen Jahren – trotz Umbaumaßnahmen.

Waitzstraße soll zur langsamsten Straße Hamburgs werden

Ende 2018 war die Straße für 2,5 Millionen Euro umgestaltet worden: Bäume, verstärkte Granitbänke, Poller und Schutzbügel wurden vor Parkplätzen aufgestellt, um als Aufprallschutz Läden bei derartigen Unfällen zu schützen. Gebracht hat die Maßnahme bisher allerdings wenig.

Waitzstraße Unfall

So wie hier fuhren immer wieder Autos ins Geschäfte in der Waitzstraße (Archiv).

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Rüga

Nun das Bezirksamt Altona weitere Maßnahmen auf der Agenda, um weitere Unfälle zu verhindern. „Wir planen, die gefährlichsten Stellen kurzfristig und provisorisch zu sichern beziehungsweise abzusperren. Auch über temporäres, streckenweises Längsparken müssen wir gemeinsam nachdenken“, sagt Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg. Die Sicherheit der Fußgänger habe oberste Priorität.

Nach Unfällen: Tempo 10 für die Waitzstraße geplant

Langfristig wäre es möglich, jeden Schrägparkplatz mit einem im Boden verankerten Vollstahlpoller gegen den Gehweg abzusichern. Außerdem strebt der Bezirk eine Temporeduzierung auf 10 km/h an! Zum Vergleich: Ein Passant ist bei normaler Schrittgeschwindigkeit mit etwa 5 km/h unterwegs, der Fahrer eines Elektro-Rollstuhls mit 6 km/h. In der Tierwelt entsprechen 10 km/h dem lockeren Traben eines Pferdes. Die Waitzstraße würde damit zur langsamsten Straße in Hamburg werden.

Tempo 10 in Hamburg wäre eine Premiere. Im Bezirk Wandsbek gab es im Jahr 2014 den Plan, Tempo 10 für die Straße Saseler Markt (Sasel) einzuführen, Verkehrsdirektion und Polizei lehnten den Beschluss der Bezirksversammlung damals ab. Die Höchstgeschwindigkeit von 30 auf 10 Stundenkilometer zu reduzieren, sei rechtswidrig, hieß es damals.

Bezirksamt Altona: Alle sollen sich an Problemlösung beteiligen

Die Bezirksamtsleiterin wünscht sich außerdem von der Polizei vor Ort, beim Thema „Verkehrsgefährdung durch Verlust der Fahrtüchtigkeit im Alter“ aktiv zu werden. „Denn wer Gas und Bremse oder den Vorwärts- mit dem Rückwärtsgang verwechselt, wird dies nicht nur in der Waitzstraße tun. Zudem erwarten wir von den Gewerbetreibenden der Waitzstraße wie auch von den dort angesiedelten Arztpraxen, dass sie mobilitätseingeschränkten Menschen Angebote machen. Alle sind aufgefordert, sich an der Lösung des Problems zu beteiligen“, so Stefanie von Berg. 

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Am Montag will das Bezirksamt die angedachten Maßnahmen im Verkehrsausschuss vorstellen und dort zur Abstimmung bringen.

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