Weniger Demonstranten als erwartet: Zerbröselt „Fridays For Future“?
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“, hieß es am Freitag, als Hamburg sich am elften globalen Klimastreik von „Fridays For Future“ beteiligte. Wieder gingen Tausende auf die Straße – und doch scheint die Bewegung nicht mehr das zu sein, was sie einmal war.
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“, hieß es am Freitag, als Hamburg sich am elften globalen Klimastreik von „Fridays For Future“ beteiligte. Wieder gingen Tausende auf die Straße – und doch scheint die Bewegung nicht mehr das zu sein, was sie einmal war.
Bei den ersten Kundgebungen ab 14 Uhr bot sich ein trauriges Bild auf der Willy-Brandt-Straße: Wo die Demonstranten sonst von der Brandstwiete bis zur Michaliskirche standen, endete die Menge jetzt schon auf der Hälfte der Strecke. Der Veranstalter hatte 20.000 Teilnehmer erwartet, doch den MOPO-Reportern vor Ort kam die Anzahl deutlich geringer vor.
„Haben gesagt, was wir wollen. Jetzt muss gehandelt werden“
Auch viele Teilnehmer zeigten sich enttäuscht: „Von unserer Schule sind nicht einmal 20 Leute hier. Das ist von Mal zu Mal weniger geworden“, sagt der 16-jährige Emil. Er und seine sechs Freunde gehören zu den wenigen Schülern auf der Demonstration: Viele Teilnehmer sind deutlich älter als 40, einige Eltern demonstrieren mit ihren Kleinkindern. Auch das war mal anders. Warum immer weniger Demonstranten kommen? „Es gibt so viele Krisen auf der Welt: Krieg, steigende Energiepreise, Inflation. Die Klimakrise rückt in den Köpfen der Menschen und der medialen Berichterstattung in den Hintergrund“, sagt Emils Mitschülerin Nila (17).
Noni (22) und Nadine (23) gehen seit zehn Jahren für den Klimaschutz auf die Straße und waren glücklich über die große Aufmerksamkeit, die das Thema seit den ersten „FFF“-Streiks bekommt. „Wie jede Bewegung scheint aber auch diese langsam auszulaufen“, sagt Noni. Nadine fügt hinzu: „Wir haben jetzt gesagt, was wir wollen. Es ist an der Zeit, dass die Verantwortlichen handeln.“
Mutter Lea (32) ist mit der zweijährigen Lilli gekommen und sieht Krieg und Inflation nicht als Grund, nicht mehr für das Klima auf die Straße zu gehen. „Eine gesunde Erde ist die Voraussetzung für unser gesamtes Leben“, sagt sie. „Wenn wir die nicht haben, brauchen wir uns über andere Krisen gar keine Gedanken mehr zu machen.“
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Laut „FFF“ waren am Freitag auf allen Kontinenten Demonstranten unterwegs. Für Deutschland sprachen die Organisatoren von 280.000 Teilnehmern in mehr als 270 Städten. In Hamburg kamen bis Demonstrationsende um 18 Uhr noch einige hinzu, sodass „FFF“ am Ende von 19.000, die Polizei von 15.000 sprach. Trotz der Enttäuschung vieler Teilnehmer blieb eine Rednerin optimistisch: „Wir müssen weitermachen, wahrscheinlich noch jahrelang. Wir werden weiterkämpfen, bis wir endlich Klimagerechtigkeit haben!“
Und „FFF“ versuchte auf Twitter, den Streik in den Kontext der momentan krisengeplagten Welt zu rücken: „19.000 Menschen in Hamburg auf der Straße beim Klimastreik. Unfassbar in diesen Zeiten!“