Immer mehr Unfälle mit E-Scootern: Kommt jetzt die Helmpflicht?
Aus der Hamburger Innenstadt sind die E-Scooter nicht mehr wegzudenken. Bis zu 17.500 der elektrischen Roller sind derzeit in der Hansestadt unterwegs – Tendenz steigend. Gleichzeitig steigen auch immer mehr Menschen betrunken auf die Scooter und riskieren damit Unfälle. Kritiker bringen deshalb immer lauter eine Helmpflicht und eine 0-Promille-Grenze ins Gespräch. Aber welche Regeln gelten für E-Scooter-Fahrer eigentlich aktuell?
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Aus der Hamburger Innenstadt sind die E-Scooter nicht mehr wegzudenken. Bis zu 17.500 der elektrischen Roller sind derzeit in der Hansestadt unterwegs – Tendenz steigend. Gleichzeitig steigen auch immer mehr Menschen betrunken auf die Scooter und riskieren damit Unfälle. Kritiker bringen deshalb immer lauter eine Helmpflicht und eine 0-Promille-Grenze ins Gespräch. Aber welche Regeln gelten für E-Scooter-Fahrer eigentlich?
Zum Vergleich: Als die elektrischen Roller 2019 nach Hamburg kamen, waren es gerade einmal ein paar tausend. Die Nachfrage stieg aber deutlich, weswegen die Anbieter ihre Flotte immer weiter aufstockten. Ein Chaos brach auf den Fußwegen aus. Die Stadt Hamburg traf daraufhin zusammen mit den Anbietern eine freiwillige Vereinbarung:
E-Scooter in Hamburg: Kampf gegen das Chaos
Diese beinhaltet unter anderem Parkplätze, No-Parking-Zones in der Sternschanze und eine Fußpatrouille, die achtlos umgeworfene E-Scooter wieder in Position stellt.
Doch auch während der Fahrt gibt es Ärger mit den E-Rollern: Alleine von Januar bis April dieses Jahres registrierte die Polizei insgesamt 151 Unfälle mit E-Scootern. Die allermeisten durch Eigenverschulden. Im Jahr 2021 waren es im gleichen Zeitraum gerade einmal 48 gewesen, im Jahr 2020 nur 26. Ein Sprecher der Polizei weist allerdings daraufhin, dass das auch an den „pandemiebedingten Einschränkungen“ gelegen habe.
E-Scooter in Hamburg: Unfälle nehmen immer weiter zu
Die Statistik zeigt allerdings deutlich: Auch die Anzahl der Unfälle mit betrunkenen E-Scooter-Fahrern hat zugenommen. 30 waren es in den Monaten Januar bis April 2022 im Vergleich zu sechs im Jahr 2021 und gerade einmal einem im Jahr 2020. Bei den Unfällen wurden in diesem Jahr 29 Personen verletzt.
Einer davon war im April ein Fußgänger, dem frühmorgens ein E-Scooter Fahrer auf dem Gehweg entgegen rollte. Die beiden krachten ineinander, wurden am Kopf verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Der E-Scooter-Fahrer soll noch versucht haben, zu flüchten, wurde aber von einem Zeugen und dem Unfallopfer aufgehalten. Ein Atemalkeholtest ergab einen Wert von mehr als 1,0 Promille.
E-Scooter Hamburg: Das müssen die Fahrer beachten
„Was viele vergessen, wenn sie alkoholisiert aufsteigen: Hier gelten die gleichen Regeln wie beim Autofahren und man kann den Führerschein verlieren“, warnt ADAC-Hansa-Sprecher Christof Tietgen. Bedeutet im Detail: Wer mit 0,5 bis 1,09 Promille fährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und erhält einen Bußgeldbescheid. „In aller Regel sind das 500 Euro, ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg“, so Tietgen. Alles darüber ist eine Straftat.
Diese kann aber auch schon ab 0,3 Promille vorliegen, wenn der Fahrer „alkoholbedingte Ausfallerscheinungen“ zeigt. Tietgen ergänzt: „Für alle Fahrer unter 21 oder in der Probezeit gilt übrigens die 0,0 Promille-Grenze.“
Die fordert Rechtsmediziner Klaus Püschel sogar für alle Fahrer – oder wenigstens eine 0,3 Promille-Grenze. „Im Grunde ist es erschreckend, wie die Nutzung von E-Scootern verharmlost wird“, kritisiert er im „Abendblatt“. Vor allem die „nicht geringe Geschwindigkeit“ von 20 km/h führe dazu, dass E-Scooter-Fahrer häufig in Unfälle verwickelt sein. Er bringt deshalb auch eine Helmpflicht ins Spiel – unabhängig von der Promille-Grenze.
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Soweit will der ADAC wiederum nicht gehen. „Wer häufiger damit unterwegs ist, sollte über eine regelmäßige Helmnutzung nachdenken“, so Tietgen. „So kann man schwere Verletzungen vermeiden. Hier gilt es, eigenverantwortlich zu handeln – so wie das auch für andere Verkehrsmittel eingefordert wird.“