Immer mehr Druck auf Ungeimpfte – doch bringt das wirklich was?
Bundesweit wird es für Ungeimpfte gerade ungemütlich. Auch in Hamburg wird ihnen der Zugang zu immer mehr Freizeiteinrichtungen und Dienstleistungen verwehrt. In den meisten Bundesländern zeigen die Maßnahmen langsam Wirkung und die Impfquoten gehen nach oben. Nur in Hamburg täuschen die langen Schlangen vor den Impfstellen.
Nach wie vor gibt es eine zu hohe Zahl von Impfverweigerern. „Zu viele Menschen lassen die Chance auf Impfschutz verstreichen. Das will einfach nicht in meinen Kopf“, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) der MOPO am Dienstag – und drohte Konsequenzen an.
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Bundesweit wird es für Ungeimpfte gerade ungemütlich. Auch in Hamburg wird ihnen der Zugang zu immer mehr Freizeiteinrichtungen und Dienstleistungen verwehrt. In den meisten Bundesländern zeigen die Maßnahmen langsam Wirkung und die Impfquoten gehen nach oben. Nur in Hamburg täuschen die langen Schlangen vor den Impfstellen, denn diese Menschen kommen nicht für den ersten Piks – sondern für den dritten.
Nach wie vor gibt es aber eine zu hohe Zahl von Impfverweigerern. „Zu viele Menschen lassen die Chance auf Impfschutz verstreichen. Das will einfach nicht in meinen Kopf“, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) der MOPO am Dienstag – und schloss eine Impfpflicht nicht aus, wenn sich das nicht ändert.
Seit dem Wochenende haben in Hamburg nur noch Geimpfte und Genesene Zugang zu bestimmten Bereichen wie Gastronomie, Bars und Clubs. Gleiches gilt für Sport in geschlossenen Räumen, für Freizeitchöre und Orchester sowie für körpernahe Dienstleistungen – sofern es sich nicht um Friseure, Fußpflege und medizinische Behandlungen handelt. Am Montag soll die 2G-Regelung auf Beherbergungs- und Kulturbetriebe wie Theater, Kinos, Freizeiteinrichtungen und Hotels ausgeweitet werden.
Druck führt in Hamburg nicht zu mehr Erstimpfungen
In vielen anderen Bundesländern zeigen ähnliche Verschärfungen ihre Wirkung: In Niedersachsen zum Beispiel legte die Zahl der Erstimpfungen am Dienstag im Vergleich zur Vorwoche von rund 4000 auf mehr als 7000 zu. Im Saarland – ohnehin schon das Bundesland mit der zweithöchsten Quote an Erstimmunisierten – stieg die Quote der Erstimpfungen pro Tag je Million Einwohner (7-Tage-Durchschnitt) seit dem 1. November um 93 Prozent. Bundesweit haben sich am Dienstag mit 84.478 Menschen so viele zum ersten Mal piksen lassen wie zuletzt am 23. September.
Lange Schlangen vor den Impfstellen weckten in den letzten Tagen die Hoffnung, dass es auch in Hamburg eine solche Entwicklung geben könnte. Doch weit gefehlt. Fragt man die Menschen in den Warteschlangen, warum sie hier sind, bekommt man zumeist die Antwort: „Was für eine Frage – ich will mich boostern lassen!“ Erstimpflinge dagegen findet man selten.
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Während sich im Zeitraum vom 12. bis zum 16. September noch 8546 Hamburger zum ersten Mal piksen ließen, also durchschnittlich 1709 am Tag, waren es zwischen dem 7. und dem 11. November nur noch 6738 – durchschnittlich 1347 am Tag. Und das, obwohl sich im Zeitraum dazwischen die Ausweitung der 2G-Regel deutlich abzeichnete. Und während sich die Zahl der Erstimpfungen seit dem ersten November im Saarland laut RKI um 93 Prozent erhöhte, waren es in Hamburg gerade einmal 15 Prozent – der vorletzte Platz im bundesweiten Vergleich.
Bürgermeister sieht Impfpflicht als letzten Ausweg
Die Verschärfung der Zugangsregeln für Ungeimpfte scheint also wenig Wirkung zu zeigen in der Hansestadt. Eine deutschlandweite Umfrage des Hamburg Center for Health Economics zwischen dem 7. und 21. September zeigte sogar, dass Maßnahmen wie 2G und kostenpflichtige Tests bei rund 30 Prozent der Befragten zu einer Gegenreaktion führen: Die Menschen wollen sich aus Trotz erst recht nicht impfen lassen. „Zwei von drei Ungeimpften fühlen sich durch Politik und Gesellschaft unter Druck gesetzt“, sagte Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE dazu. Zu hoher Druck ist damit einer der Hauptgründe, sich nicht impfen zu lassen.
Ist der letzte Ausweg also eine Impfpflicht? Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) schließt sie ebenso wie seine Stellvertreterin Katharina Fegebank inzwischen nicht mehr aus. „Ich halte eine allgemeine Impfpflicht nicht für ausgeschlossen, wenn eine ausreichende Impfquote auf andere Weise nicht erreicht werden kann“, sagte Tschentscher am Dienstag.
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Fegebank erklärte: „Es ist nicht akzeptabel, dass Menschen sterben, schwer erkranken und das Leben wieder eingeschränkt wird, weil einige sich nicht impfen lassen wollen.“ Alle, die bisher noch zögerten, müssten sich jetzt impfen lassen. „Wenn wir das nicht hinkriegen, brauchen wir eine allgemeine Impfpflicht“, meinte die Grünen-Politikerin.