Immer mehr Bettler in U- und S-Bahn: Soll ich Geld geben – oder besser nicht?
Für Fahrgäste von S- und U-Bahn sind Bettler schon fast an der Tagesordnung: Seit dem Ende der Corona-Pandemie scheint es noch mehr Menschen zu geben, die in den Zügen um Geld oder Essen bitten – viele davon sind in sichtbar verwahrlostem Zustand. Bei vielen Fahrgästen löst dies ein beklemmendes Gefühl aus. Und man stellt sich die Frage: Soll ich was geben – oder mache ich damit die Situation der Bettler noch schlimmer? Die MOPO stellte diese schwierige Frage verschiedenen Experten – und bekam zumindest von einem eine sehr überraschende Antwort.
Für Fahrgäste von S- und U-Bahn sind Bettler schon fast an der Tagesordnung: Seit dem Ende der Corona-Pandemie scheint es noch mehr Menschen zu geben, die in den Zügen um Geld oder Essen bitten – viele davon in sichtbar verwahrlostem Zustand. Bei vielen Fahrgästen löst dies ein beklemmendes Gefühl aus. Und man stellt sich die Frage: Soll ich was geben – oder mache ich damit die Situation der Bettler noch schlimmer? Die MOPO stellte diese schwierige Frage verschiedenen Experten – und bekam von einem eine sehr überraschende Antwort.
Worin sich alle einig sind: Die Frage, ob man bettelnden Menschen mit Geld hilft, ist vor allem eine moralische. Grundsätzlich sei es deshalb jedem Menschen selbst überlassen, ob und wie viel man geben möchte, sagt Sybille Arendt von „Hinz&Kunzt“ der MOPO. Wichtig sei, „zu berücksichtigen, dass Menschen in prekären Situationen oft keine Chance haben, selbst Geld zu verdienen“. Für sie steht fest: Wer helfen möchte, könne das gut auch durch direkte Geldspenden tun.
Betteln in Hamburg: Sollen Fahrgäste Geld oder Sachen spenden?
Auch Mechthild Greten von der Caritas Deutschland spricht sich für das Geben von Geld aus. „Letztendlich liegt es in der Eigenverantwortung der bedürftigen Menschen, sich Dinge des täglichen Lebens zu kaufen.“ Schließlich wüssten Obdachlose, besonders bei Hitze oder Kälte, selbst am besten, was sie brauchen.
Wer lieber in Sachspenden investieren möchte, solle aber nicht einfach irgendetwas kaufen, sondern die bettelnde Person höflich fragen, was sie braucht. Andernfalls gibt es Organisationen, die Sachspenden gerne annehmen und dann an Bedürftige verteilen, so Greten.
Was tun bei alkohol- oder suchtkranken Menschen?
Viele bettelnde Menschen sind sichtbar alkohol- oder drogenabhängig. Da fragt man sich, ob eine Spende nicht einfach nur in den nächsten Schuss bzw. die nächste Flasche Schnaps investiert wird – und ob es dann nicht besser ist, gar nichts zu geben. Für Greten ist klar: Sucht ist eine Krankheit, und Fahrgäste sollten Bedürftigen mit Suchtkrankheiten trotzdem Geld geben.
Ein Berater der Hamburger Suchtberatung Seehaus, die Menschen aus der Abhängigkeit hilft, spricht sich allerdings klar dagegen aus: „Menschen können nur so lange konsumieren oder süchtig sein, wie Geld da ist“, sagt er.
Wer Geld spendet, kaufe „im Prinzip Drogen“ und halte „die Menschen in der Sucht“, so die überraschende Antwort des Suchtberaters. „Geld geben verhindert keine Not“. In Hamburg gebe es ja zahlreiche Hilfsstellen mit Therapieangeboten sowie Essensausgaben. Wen in der Bahn das schlechte Gewissen plagt, der solle lieber das kaufen, wonach der bedürftige Mensch fragt – etwa Essen oder ein Bahnticket – sich jedoch nicht auf einen Streit einlassen, wenn dieser das am Ende gar nicht will, was recht häufig vorkommt.
Betteln in der Bahn: Wie ist die rechtliche Lage?
Wer sich belästigt fühlt, kann über Sprechstellen an Haltestellen und in Zügen um Hilfe bitten, so die Hochbahn. In S-Bahnen und an den Bahnhöfen seien außerdem Sicherheitskräfte unterwegs, die Betteln untersagen und Bedürftige an „Anlaufstellen und Hilfsangebote“ verweisen, erklärt die Deutsche Bahn auf Nachfrage.
Sowohl in den Zügen der S-Bahn als auch der Hochbahn sei es aufgrund der Beförderungsbedingungen untersagt, zu betteln. Die Hochbahn wisse jedoch um die schwierige Situation von Menschen in prekären Lebenslagen. Deshalb sei für Mitarbeitende in Bezug auf bettelnde Menschen „ein möglichst respekt- und würdevoller Umgang entscheidend“, so eine Sprecherin.
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Auch Mechthild Greten von der Caritas gibt zu bedenken, dass obdachlosen und bettelnden Menschen Respekt zusteht. „Das sind auch Menschen wie Sie und ich“, deshalb solle man höflich mit ihnen umgehen.