Rüstungs-Gigant übernimmt Hamburger Werften: Das steckt hinter dem Mega-Deal
Deutschlands größter Rüstungskonzern will der Bremer Werftengruppe Lürssen deren Militärsparte abkaufen. Dazu gehört auch „Blohm + Voss“ in Hamburg. Anfang 2026 soll das Geschäft vollzogen sein – sofern die Kartellbehörden kein Veto einlegen.
Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall steht vor der Übernahme der Marinesparte der Bremer Werftengruppe Lürssen. Dazu gehören „Blohm + Voss“ und die „Norderwerft“ in Hamburg, die „Peene-Werft“ in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) sowie die „Neue Jadewerft“ in Wilhelmshaven.
Man habe sich mit Lürssen auf die wesentlichen Bedingungen geeinigt und werde die Transaktion kurzfristig formal abschließen, teilte Rheinmetall in Düsseldorf mit. Sollten die Kartellbehörden zustimmen, könnte die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) Anfang 2026 vollzogen werden.
Kauf von „Blohm + Voss“: So reagiert die Politik in Hamburg
Doch genau da hofft David Stoop, friedenspolitischer Sprecher der Linksfraktion, auf Ablehnung: „Mit Kriegsproduktion lassen sich derzeit fette Gewinne erwirtschaften – leider! Allein im letzten Jahr konnte Rheinmetall sein operatives Ergebnis um 61 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro steigern. (…) Doch anstatt die Übergewinne zu besteuern, lässt der Staat es zu, dass wenige Konzerne immer mächtiger werden und – wie jetzt Rheinmetall im Hamburger Hafen – auf Shoppingtour gehen können. Das sollte auch die Kartellbehörde im Blick haben, die dem Deal noch eine Absage erteilen kann.“
Ganz anders die Meinung der CDU. „Der nun beschlossene Kauf von Blohm+Voss durch Rheinmetall zeigt, dass Hamburg als Standort für Marineschiffbau und Verteidigungsindustrie von nationaler Bedeutung ist. Umso wichtiger ist es, dass der Schutz dieser Einrichtungen konsequent sichergestellt wird. Verteidigungswichtige Infrastruktur und Standorte müssen geschützt werden“, sagt Dr. Antonia Goldner, hafenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion.
Milliarden-Deal: Rheinmetall übernimmt Naval Vessels Lürssen
Zum Kaufpreis für NVL wurde Stillschweigen vereinbart. Angesichts der Milliardenumsätze beider Firmen dürfte aber eine gewaltige Summe an die Lürssen-Eigner fließen. NVL hat den Angaben zufolge rund 2100 Beschäftigte, 2024 betrug der Umsatz rund eine Milliarde Euro. Zu den Standorten im Norden kommen weitere in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei. NVL baut Schiffe für Deutschlands Marine und die Marine anderer Staaten sowie für Behörden.
Rheinmetall hat laut eigenen Angaben rund 40.000 Beschäftigte an 174 Standorten. 2024 lag der Umsatz bei 9,8 Milliarden Euro.
Rheinmetall: Drohnen, Panzer und Flugabwehr
Der Düsseldorfer Konzern stellt bislang keine Schiffe her, sondern vor allem Rüstungsgüter für die Landstreitkräfte, etwa Panzer, Artillerie oder Flugabwehr. Als Zulieferer ist das Unternehmen auch an der Herstellung des US-Kampfjets F35 beteiligt, außerdem fertigt die Waffenschmiede Drohnen und bald auch militärische Satelliten. Nun sticht der Rüstungskonzern, der angesichts des Ukraine-Krieges auf einem steilen Wachstumskurs ist und bei Umsatz und Auftragsbestand von einem Rekordwert zum nächsten eilt, gewissermaßen in See.
Die Marine nutzt bereits Schiffsgeschütze und Lasermodule von Rheinmetall, künftig werden es auch Schiffe sein – vorausgesetzt, der Deal geht wie erwartet über die Bühne. „Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. „Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus.“
Zudem treibe man die Konsolidierung der deutschen Verteidigungsindustrie voran. „In Verbindung mit den Rheinmetall-Kompetenzen schaffen wir ein vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe – ein Powerhouse“, sagte Papperger. Auch im maritimen Bereich komme es immer mehr auf militärische Durchsetzungsfähigkeit an.
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Bei Lürssen verbleibt eine Firma, die Jachten baut. Dieses Unternehmen hat rund 2000 Beschäftigte. Der Chef der Beteiligungsgesellschaft, Friedrich Lürßen, sagte: „Wir freuen uns, mit Rheinmetall einen vertrauensvollen und starken Partner gefunden zu haben, der NVL und ihren Mitarbeitenden eine erfolgreiche Zukunft sichern kann.“
Man wolle den Weg für die politisch seit langem gewünschte Konsolidierung in der deutschen Verteidigungsindustrie ebnen. Diese Konsolidierung sei vor dem Hintergrund der verschärften Bedrohungslage notwendig und sinnvoll. „Nur so lässt sich eine schnelle Wehrfähigkeit unseres Landes sicherstellen.“ (dpa/mp)
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