Der Kampf um die letzte „grüne Wiese” im Hafen
Seit 40 Jahren ist Moorburg Hafenerweiterungsgebiet – doch das erwartete Wachstum blieb aus. Es war lange unklar, wie es mit dem Stadtteil weitergeht. Doch nun hat die Handelskammer Ideen, will die Reserveflächen bebauen. Dafür hagelt es harsche Kritik. Ist das Konzept realitätsfern?
Die Planung der Handelskammer ist eine reine Zukunftsmusik, die an der Realität vorbeigeht“, sagt Paul Schmid vom BUND Hamburg zur MOPO. Der Großteil der betroffenen Flächen seien Schlick-Entwässerungsflächen, für die es keine alternativen Standorte gebe. „Im nordwestlichen Gebiet werden sogar hochbelastete, ölhaltige Materialien zwischengelagert“, erklärt er.
Seit 40 Jahren ist Moorburg Hafenerweiterungsgebiet – doch das erwartete Wachstum blieb aus. Es war lange unklar, wie es mit dem Stadtteil weitergeht. Doch nun hat die Handelskammer Ideen, will die Reserveflächen bebauen. Dafür hagelt es harsche Kritik. Ist das Konzept realitätsfern?
„Hamburg braucht jetzt einen Klima- und Energiehafen, um die Klimawende und die Transformation des Hafens einzuleiten“, sagt Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg. Der Hafen solle als Innovationstreiber die Hamburger Wirtschaft antreiben – und dafür brauche es auch einen Forschungsstandort.
Konkret schlägt die Handelskammer vor, das Moorburger Gebiet zwischen der A7 und der Elbe in mehrere Forschungs- und einen Gewerbepark aufzuteilen. Besonders an synthetischen Kraftstoffen, Wasserstoff und Brennstoffzellen soll hier geforscht werden. Es geht um mehr als 150 Hektar Land und 6400 mögliche Arbeitsplätze. Der alte Ortskern soll erhalten bleiben. Innovation und eine „faire Perspektive“ für die Anwohner – das soll hier Hand in Hand klappen.
Moorburgs Zukunft: Anwohner begrüßen Konzept
Dieser Vorstoß setzt den Senat unter Druck. Der Stadt gehören mehr als 90 Prozent der betroffenen Fläche. Einen neuen Hafenentwicklungsplan gibt es aber noch nicht. Der Senat habe deutlich gemacht, dass er eine Hafenerweiterung in den nächsten Jahren für politisch nicht umsetzbar hält, so Aust. Man könne aber nicht abwarten – die Infrastruktur in Moorburg könne entwickelt werden, ohne am Status des Hafenerweiterungsgebiets zu rütteln.

Aus letzterem wollen die meisten Anwohner ihren Stadtteil zwar endlich entlassen sehen, trotzdem begrüßen sie das Konzept der Handelskammer: „Diese Initiative gibt uns zum ersten Mal das Gefühl, es könnte sich etwas entwickeln“, sagt Lisa-Mia Schaich, Sprecherin der Initiative „Runder Tisch Moorburg“. „Wir wollen an dem Prozess beteiligt werden.“
BUND Hamburg: Planung der Handelskammer geht an der Realität vorbei
Doch es gibt auch harsche Kritik: „Die Planung der Handelskammer ist eine reine Zukunftsmusik, die an der Realität vorbeigeht“, sagt Paul Schmid vom BUND Hamburg zur MOPO. Der Großteil der betroffenen Flächen seien Schlick-Entwässerungsflächen, für die es keine alternativen Standorte gebe. „Im nordwestlichen Gebiet werden sogar hochbelastete, ölhaltige Materialien zwischengelagert“, erklärt er. „Wohin sollen diese Nutzungen denn verdrängt werden? Das lässt die Handelskammer vollkommen außer Acht.“
Für die umstrittene A26 Ost und eine Erweiterungsfläche von Daimler würden zudem wertvolle Moor- und Torfflächen zerstört. „Das Konzept ist nicht umsetzbar“, resümiert Schmid.
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„Es ist ironisch, dass freie Flächen überbaut werden sollen, um dort Forschung für den Klimaschutz anzusiedeln“, kritisiert auch Jonas Voß vom NABU Hamburg. Es würden unnötig noch mehr Flächen versiegelt: „Es stehen ausreichend ungenutzte Flächen zur Verfügung, die bereits versiegelt sind“, sagt Voß. „Bevor man weiter Flächen zubaut, sollte die Stadt die Flächennutzung im Hafen dringend optimieren. Sie ist absolut ineffizient.“
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Auch die zuständige Behörde für Wirtschaft und Innovation hält sich gegenüber der MOPO bedeckt. Man verstehe das Konzept als „Diskussionsbeitrag“, heißt es. Für den Senat aber bleibe der Koalitionsvertrag maßgeblich, nach dem die aktuelle Wohnnutzung in Moorburg fortgeführt und die Lebensbedingungen verbessert werden sollen.
Was das konkret bedeutet, bleibt offen. Nur eins steht fest: Das Gebiet soll „in dieser Legislaturperiode für die Hafennutzung nicht in Anspruch genommen werden.“