Ihr Herz schlägt für Arusha: Esther Prohl – die Patin aus Harburg
In Tansania erfuhr die Hamburger Abiturientin Esther Prohl was es heißt, wenn Eltern kein Geld haben, um ihre Kinder in die Schule zu schicken. Um das zu verhindern, hat sie ehrenamtlich ein Pat:innennetzwerk aufgebaut. Die 24-Jährige hat schon einiges erreicht – sieht sich aber noch lange nicht am Ende.
Esthers Herz ist immer ein wenig in Arusha, der Metropole im Nordosten Tansanias, in der eine halbe Million Menschen leben. Arusha, die Stadt, in der die heute 24-jährige Hamburgerin vor vier Jahren ihre Bestimmung entdeckte. Tansania das Land, in das sie sich „verliebt hat.“
2018 zieht es Esther Prohl aus Hamburg fort. Sie hat das Abitur seit dem Sommer 2017 in der Tasche, möchte nicht sofort studieren oder arbeiten gehen. „Nach der Schule hatte ich den Drang, über den Tellerrand hinauszuschauen, eine andere Perspektive einnehmen und die eigene Wohlfühlzone zu verlassen“, erinnert sich Esther heute. Im Netz stößt sie auf „StepAfrika“, eine kleine, sehr familiär geführte Organisation, die Freiwilligendienste in dem „schwarzen Kontinent“ anbietet. Im März 2018 landet Esther so für fast drei Monate in Arusha, arbeitet dort in einem Kindergarten der „Twiga Vision“, einer gemeinnützigen Organisation, die sich vor allem für Familien aus schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen einsetzt.
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In Tansania erfuhr die Hamburger Abiturientin Esther Prohl was es heißt, wenn Eltern kein Geld haben, um ihre Kinder in die Schule zu schicken. Um das zu verhindern, hat sie ehrenamtlich ein Pat:innennetzwerk aufgebaut. Die 24-Jährige hat schon einiges erreicht – sieht sich aber noch lange nicht am Ende.
Esthers Herz ist immer ein wenig in Arusha, der Metropole im Nordosten Tansanias, in der eine halbe Million Menschen leben. Arusha, die Stadt, in der die heute 24-jährige Hamburgerin vor vier Jahren ihre Bestimmung entdeckte. Tansania das Land, in das sie sich „verliebt hat.“
2018 zieht es Esther Prohl aus Hamburg fort. Sie hat das Abitur seit dem Sommer 2017 in der Tasche, möchte nicht sofort studieren oder arbeiten gehen. „Nach der Schule hatte ich den Drang, über den Tellerrand hinauszuschauen, eine andere Perspektive einnehmen und die eigene Wohlfühlzone zu verlassen“, erinnert sich Esther heute. Im Netz stößt sie auf „StepAfrika“, eine kleine, sehr familiär geführte Organisation, die Freiwilligendienste in dem „schwarzen Kontinent“ anbietet. Im März 2018 landet Esther so für fast drei Monate in Arusha, arbeitet dort in einem Kindergarten der „Twiga Vision“, einer gemeinnützigen Organisation, die sich vor allem für Familien aus schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen einsetzt.
Die ersten Wochen sind für Esther ein Schock. „Ich habe dort das pure Elend gesehen, darauf kann man sich nicht vorbereiten“, erinnert sie sich. Dann spricht 24-Jährige, die inzwischen soziale Arbeit studiert hat, von Kindern, die während der Regenzeit in Lehmhütten ertrinken und Eltern, die kein Geld haben, um ihren Nachwuchs zu ernähren oder gar zur Schule zu schicken. Als Esther erfährt, dass eines der Kinder, mit denen sie arbeitet, die Kindertagesstätte nicht mehr besuchen kann, weil die Mutter die Gebühren nicht zahlen kann, übernimmt Esther kurzerhand den Beitrag.
Da keimt in ihr eine Idee: „Wieso helfe ich nicht nachhaltig und versuche, Patenschaften zu vermitteln?“ Patenschaften, die mehr Kindern die Möglichkeit geben, Bildung zu erhalten, mehr alleinerziehenden Müttern die Zeit, arbeiten zu gehen, während sie ihr Kind in guter Obhut wissen. Gedacht, getan. Die erste Patin wird Esther selbst, es folgen ihre Eltern, ihr Freund, mit dem sie inzwischen in Harburg zusammenlebt, dann kommen weitere Verwandte und Freunde hinzu. Nach nur drei Monaten hat Esther 2840 Euro Spenden zusammen und 23 Patenschaften vermittelt. Das Patenschaftsprojekt rollt an.
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Mai 2022: Inzwischen haben 204 Kinder aus Arusha Pat:innen in Deutschland und Österreich gefunden, die mit 20 Euro pro Monat ihren Aufenthalt in der Kita oder den Schulbesuch finanzieren, inklusive Mittagessen, Arbeitsmaterialien und Schuluniform. Esther organisiert diese Patenschaften noch immer, aber sie ist nicht mehr allein – vier weitere Koordinator:innen kümmern sich mit ihre um die Pat:innen. Sie alle arbeiten ehrenamtlich, so gibt es keinen teuren Verwaltungswasserkopf und die Spenden kommen direkt in Arusha an.
Weitere Paten werden dringend gesucht (www.homeofmalaika.com), damit noch mehr Kinder in den Kindergarten gehen und die Schule besuchen können. Langfristige Patenschaften sind erwünscht – am liebsten ist es Esther und ihren Mitstreiter:innen, wenn die Pat:innen ihren Schützlingen zehn Jahre lang zur Seite stehen, und ihnen so lange den Kita- und Schulbesuch finanziell garantieren. Bei über 200 Patenkindern ist die Förder-Struktur und auch die gesamte Organisation viel professioneller geworden, geblieben ist aber der direkte Austausch zwischen Esther, den Spendern und den Familien aus Arusha, deren Kinder nun an staatlicher Bildung teilhaben können.
Vor kurzem war Esther zum zweiten Mal in Tansania, hat sich vor Ort angeschaut, wie sich die Patenkinder, aber auch die Kitas und Schulen, mit denen sie inzwischen zusammenarbeitet, entwickeln und hat den Startschuss für den Bau eines Projekt-Hauses gegeben, indem viele Aktivitäten für die Kinder zusammengefasst werden sollen.
Zurück in Hamburg, geht fast jede freie Stunde, die ihr die Arbeit lässt, für die Patenschaftsarbeit drauf. Zeit, die ihr für ihre Freunde und ihre Familie fehlt. So etwas Feierabend kenne sie nicht, berichtet Esther. Warum sie sich trotzdem seit Jahren so intensiv engagiert? „Es ist ein Herzensprojekt“, erklärt die junge Frau und zeigt ein paar Bilder, auf denen sie mit „ihren“ Patenkindern zu sehen ist. Ein Blick auf diese Schnappschüsse lässt ahnen, was Esther meint, wenn sie sagt: „Ich bringe viel ein, aber ich bekomme noch viel mehr zurück.“