Starkes Projekt in Hamburg: Hier gibt’s jetzt Iglus für Obdachlose
Sie sind eine Innovation, die Leben retten soll: unscheinbare graue Behälter mit dreieckigem Querschnitt, gerade mal so lang, dass ein Erwachsener ausgestreckt darin liegen kann. Und von innen dick isoliert: Iglus werden die Kälteschutz-Hütten für Obdachlose genannt, die auf dem Gelände des Hans-Fitze-Hauses stehen. Das Zentrum für Suchtgefährdete in Harburg wagt damit ein Experiment, die Betroffenen selbst waren völlig überrascht von dem Angebot: „Das sogenannte Obdachlosen-Prekariat wird ja sonst überall weggejagt“, sagt der Projektleiter. Der MOPO hat ein Obdachloser erzählt, wie es sich in den Thermo-Hütten schläft.
Sie sind eine Innovation, die Leben retten soll: unscheinbare graue Behälter mit dreieckigem Querschnitt, gerade mal so lang, dass ein Erwachsener ausgestreckt darin liegen kann. Und von innen dick isoliert: Iglus werden die Kälteschutz-Hütten für Obdachlose genannt, die auf dem Gelände des Hans-Fitze-Hauses stehen. Das Zentrum für Suchtgefährdete in Harburg wagt damit ein Experiment, die Betroffenen selbst waren völlig überrascht von dem Angebot: „Das sogenannte Obdachlosen-Prekariat wird ja sonst überall weggejagt“, sagt der Projektleiter. Der MOPO hat ein Obdachloser erzählt, wie es sich in den Thermo-Hütten schläft.
Es sei das sogenannte „Prekariat der Obdachlosen“, die bei Olaf Bohn zu Gast sind. Der Leiter des Hans-Fitze-Hauses zieht eine klare Trennlinie zwischen denen, die durch einen „dummen Zufall“ obdachlos geworden seien, der „Mittelschicht“, die noch Bürgergeld bekomme, und einer letzten Gruppe: „Das sind die, die keinen Anspruch auf Leistungsansprüche haben. Meist kommen sie aus Osteuropa.“
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Bohns Zentrum zur sozialen Integration suchtgefährdeter Menschen, so die Eigenbeschreibung des Hauses, hat einen Garten mit Schutzzaun gegen den Verkehrslärm den nahen B73. Tagsüber können Personen sich waschen, Wäsche reinigen und für einen Euro eine warme Mahlzeit bekommen.
Zum Haus zählt zudem ein „Clubraum“, im zweiten Stock gibt es Beratungsstellen rund um das Thema Job und Suchtberatung. „Das Einzige, das noch fehlte, um die Sache rund zu machen“, so Bohn, „war eine Schlafmöglichkeit.“

Wärme-Iglus: Obdachlose können ihr Glück kaum fassen
Zuerst konnten die Personen die Sache mit den Iglus gar nicht glauben. „Das sogenannte Obdachlosen-Prekariat wird überall weggejagt“, erklärt Bohn. „Zumeist fallen sie negativ durch ihren Alkoholkonsum auf. Es sind die, die kaum Deutsch sprechen und nicht wie die anderen von einer alten Frau nochmal Geld zugesteckt bekommen.“ Vorher habe die Personengruppe viele Probleme im Haus bereitet. „Aber seitdem die Iglus da sind, sind sie lammfromm. Grüßen, machen Räume selbstständig sauber. Wissen gar nicht, wie ihnen geschieht“, so Bohn.
Im Garten stehen Seite an Seite die neuen Behausungen. Ihren Namen haben sie von dem gewölbten Dach, das einem Iglu ähnelt. Von innen schützt eine Isolier-Schicht vor der Kälte. Mehr als 15 Grad wärmer als im Freien soll es im Iglu sein. 120 Euro kostet eine Behausung, finanziert größtenteils durch Spendengelder. Es ist eine Neuerung, das hat es Bohn zufolge vorher noch nicht gegeben. Das Hans-Fitze-Haus sieht sich als Vorreiter.

Nur zehn Wärme-Iglus stehen beim Hans-Fitze-Haus
Pavel (44) ist einer der Bewohner der neuen Iglus. Er erzählt von Alkoholproblemen und von „Problemen vom Kopf“. Er spricht nur gebrochenes Deutsch, manches versteht er nur beim zweiten Mal. Das Iglu sei nicht perfekt, aber es sei besser als auf der Straße. Ein gutes Projekt.
Dabei hat Pavel selbst ziemlich Glück gehabt. Auf dem Grundstück des Hans-Fitze-Hauses stehen nur fünf Behausungen, die alle belegt sind. Insgesamt könnten bis zu zehn Hütten auf dem Grundstück Platz finden. Ab Sommer werden die Kälte-Iglus dann gegen eine Sommer-Variante ausgetauscht. Bis April dürften die Obdachlosen laut Bohn in den Iglus wohnen bleiben. Oder eben so lange, bis sie Hausverbot bekommen.
Iglus für Obdachlose: Erstmal nur ein Experiment
Die erste Nacht sei ruhig gewesen, berichtet Pavel, es habe keinen Stress gegeben. Dabei hänge das ganze Projekt eigentlich am seidenen Faden: Denn niemand weiß, ob das Ganze nicht doch nochmal aus dem Ruder läuft. „Wir hoffen, dass alles ruhig bleibt“, sagt Bohn. Rundherum gege es nur Gewerbe, sodass niemand nachts gestört werde. „Aber wir wollen natürlich nicht, dass es sich zu einem neuen Drogenumschlagplatz entwickelt“, stellt Bohn klar. „Sollte es zu Polizeibeschwerden kommen, müssen wir das Experiment abbrechen.“
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Eine Wachperson kann sich das Zentrum momentan nicht leisten. Bohn hofft nun, dass noch zwei weitere Iglus geliefert werden. Im Herbst will er weitere Waschmaschinen und Trockner aufstellen. Ob Pavel dann auch im nächsten Winter wieder im Garten seinen Iglu bekommt, wird sich zeigen.