Hamburger verlor mit 13 ein Bein: „Ich würde meine Geschichte niemals eintauschen“
Er kann in der Wildnis Feuer machen, ohne Nahrung in der Natur überleben und weiß sich im Wald zu orientieren. Wenn er nicht gerade fern ab der Zivilisation unterwegs ist, studiert er in Hamburg Sportwissenschaften und arbeitet als Personal Trainer. Carlos Creutzburg liebt das Leben, träumt von einem eigenen Gym und einem Leben im Tiny House – dass er nur ein Bein hat, gerät dabei fast in Vergessenheit. Jetzt hat er sich sogar bei einer Survival-Show beworben.
Er kann in der Wildnis Feuer machen, ohne Nahrung in der Natur überleben und weiß sich im Wald zu orientieren. Wenn er nicht gerade fern ab der Zivilisation unterwegs ist, studiert er in Hamburg Sportwissenschaften und arbeitet als Personal Trainer. Carlos Creutzburg liebt das Leben, träumt von einem eigenen Gym und einem Leben im Tiny House – dass er nur ein Bein hat, gerät dabei fast in Vergessenheit.
Der 22-jährige Carlos Creutzburg aus Alsterdorf steht mit einer Balance auf seinem linken Bein, für die ihn viele Yogis beneiden würden. Zur Fortbewegung hat er seine „Hightech-Krücken“, rutschfest und handgelenkschonend. Seine Prothese nutzt er kaum, sie stört ihn nur. Aber auch seine innere Ausgeglichenheit ist beneidenswert: „Ich ärgere mich nicht über Dinge, die ich nicht ändern kann“, sagt er.
Schickalsschlag: Creutzburg verlor mit 13 ein Bein
Im Alter von 13 Jahren verlor Creutzburg sein rechtes Bein. Eine seltene Genmutation hatte dazu geführt, dass es immer größer wurde („Riesenwuchssyndrom“) und schließlich – nachdem man Creutzburg im Alter von einem Jahr bereits den Fuß abgenommen hatte – ganz amputiert werden musste. Monatelang lag er im Krankenhaus – unter anderem wegen lebensbedrohlicher Blutvergiftungen, nachdem er sich eine Glasscherbe in den Fußstumpf eingetreten hatte. „Das war schon eine harte Zeit“, erinnert sich der heute 22-Jährige.

Hinzu kamen die Mobbing-Attacken seiner Mitschüler. „Das ging über verbale Beleidigungen bis zum Krücken klauen und verstecken“, so Creutzburg. „Nur wenige haben sich damals hinter mich gestellt“. Doch er ließ sich nicht unterkriegen, wehrte sich mit Worten, und – wenn es nicht anders ging – auch körperlich. „Einmal habe ich einen vom Rollstuhl aus in den Schwitzkasten genommen.“
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Mit 16 entdeckt Creutzburg seine Liebe zum Kraftsport – und mit der körperlichen wuchs auch seine mentale Stärke. Mittlerweile studiert er Sportwissenschaften im fünften Semester und trainiert als Nebenverdienst andere Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Sein Traum: „Irgendwann ein eigenes Gym mit Geräten für eingeschränkte Menschen aufmachen. So etwas gibt es bisher kaum.“
Einbeiniger unternimmt Survival-Abenteuer
Und Creutzburg hat noch einen weiteres Hobby: Regelmäßig unternimmt er Survival-Abenteuer alleine in der Natur – ausgestattet nur mit ein paar Werkzeugen und seiner Kamera, damit er im Nachhinein alles auf YouTube teilen kann. Vor Kurzem hat er sich außerdem bei der zweiten Staffel der Reality-Show „7vsWild“ beworben, in der sieben Teilnehmer für sieben Tage mit nur sieben Gegenständen auf einer tropischen Insel ausgesetzt werden sollen, um dort täglich eine noch geheime Aufgabe zu bewältigen.

„Ich möchte beweisen, dass ein Mensch mit einem Bein die gleichen, wenn nicht sogar bessere Leistungen erbringen kann“, sagt Creutzburg dazu. Zwar wurde er in diesem Jahr nicht genommen – doch davon lässt sich Creutzburg nicht unterkriegen und will es im nächsten Jahr nochmal versuchen.
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Er beweist jeden Tag, dass er sich mittlerweile gut von der Meinung anderer distanzieren kann. Unangebrachte Kommentare und Blicke quittiert er mit dem Lächeln, mit dem er den meisten Situationen zu begegnen scheint und nimmt sich Zeit, Kinderfragen auf der Straße zu beantworten. „Jeder hat mit Rückschlägen zu kämpfen. Ich würde meine Geschichte niemals für ein gesundes Bein eintauschen“, so Creutzburg. Und so stellt er sich Tag für Tag den Herausforderungen des Lebens – das dem 22-Jährigen bereits mehr Stolpersteine in den Weg gelegt hat, als den meisten anderen.