Selbstständig machen: Was verdient man da eigentlich?
Über Geld spricht man nicht? Oh doch! Wir machen jede Woche mit Menschen aus Hamburg den Kassensturz. Heute erzählt Linda (36) von ihrem Verdienst als selbstständige Unternehmerin im Bereich digitale Kommunikation.
Transparenz beim Thema Verdienst ist mir enorm wichtig – gerade als Frau. Wir müssen mehr über Geld sprechen, um Ungleichheiten wie den Gender Pay Gap sichtbar zu machen.
Ich bin Unternehmerin, Beraterin und Dozentin im Bereich digitale Kommunikation. Ich gebe Workshops und Seminare, berate Unternehmen zu Social Media, Online-Marketing und Content-Strategien. Früher war ich Onlineredakteurin, heute arbeite ich flexibel – nur als Seminarleiterin in einer Journalistenschule bin ich länger vor Ort.
Zwischen 90.000 und 110.000 Euro brutto in einem guten Jahr
Mein Einkommen schwankt stark. In einem guten Jahr verdiene ich zwischen 90.000 und 110.000 Euro brutto. Manche Monate bringen 17.000 Euro, andere nur 2000. Planungssicherheit geben mir langfristige Beraterverträge und die Journalistenschule.
Das ist viel Geld, aber letztlich ist es der Umsatz. Von meinem Brutto rechne ich direkt 50 Prozent weg, ich zahle Spitzensteuersatz. Dazu kommt der Höchstsatz für die Krankenversicherung (ca. 1000 Euro/Monat), private Altersvorsorge (1800 Euro), denn eine gesetzliche Rente bekomme ich nicht. Neben Standardversicherungen kommen noch spezifische Versicherungen wie Berufshaftpflicht, Cybersecurity- und berufliche Rechtsschutzversicherung dazu (170 Euro), Rücklagen für etwaige längere Ausfälle durch Krankheit (800 Euro). Dazu kommen Steuervorauszahlungen auf Gewinne, die ich noch gar nicht gemacht habe – ich muss jedes Jahr in Vorleistung gehen.
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Nach sämtlichen Abzügen inklusive Miete bleiben mir am Monatsende etwa 1200 bis 1500 Euro für meine persönlichen Ausgaben. Damit kann ich mir Essen gehen, Urlaub und den Alltag meist komfortabel leisten, aber ich überlege genau, wofür ich mein Geld ausgebe. Viele unterschätzen, dass ein hoher Bruttoverdienst in der Selbstständigkeit nicht automatisch finanziellen Spielraum bedeutet. Manche Auftraggeber rechnen einfach nach Stundenlohn, ohne zu verstehen, dass ich davon sämtliche Fixkosten tragen muss. Ich muss schon immer seriös planen. Selbstständig zu sein bedeutet Freiheit – aber auch finanzielle Unsicherheit.
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