Ich habe im Büro LSD genommen – hätte ich das bloß nicht getan!
Es ist 8.30 Uhr, ich sitze alleine im Büro und schüttle eine sehr kleine, sehr blaue Pille aus einem Tütchen. Niedlich sieht sie aus. Doch das ist nur Tarnung – und mir ist ein bisschen mulmig zumute: Denn vor mir liegt LSD, eine der potentesten Drogen überhaupt. Ich habe zwar einschlägige Erfahrung damit, aber doch nicht morgens und vor allem nicht bei der Arbeit! Egal, runterschlucken.
Zwei klare Regeln habe ich: Arbeiten und Autofahren nur nüchtern. Ansonsten pflege ich ein eher interessiertes Verhältnis zu Drogen aller Art. Jetzt ist es Montag, 8.43 Uhr, in meinem Blut zirkuliert Lysergsäurediethylamid, kurz LSD, und ich denke: Kann es sein, dass ich schon was merke? Das wäre wirklich sehr fix. Hätte ich gewusst, was dann passiert - ich hätte auf dieses Experiment verzichtet.
Es ist 8.30 Uhr, ich sitze alleine im Büro und schüttle eine sehr kleine, sehr blaue Pille aus einem Tütchen. Niedlich sieht sie aus. Doch das ist nur Tarnung – und mir ist ein bisschen mulmig zumute: Denn vor mir liegt LSD, eine der potentesten Drogen überhaupt. Ich habe zwar einschlägige Erfahrung damit, aber doch nicht morgens und vor allem nicht bei der Arbeit! Egal, runterschlucken.
Zwei klare Regeln habe ich: Arbeiten und Autofahren nur nüchtern. Ansonsten pflege ich ein eher interessiertes Verhältnis zu Drogen aller Art. Jetzt ist es Montag, 8.43 Uhr, in meinem Blut zirkuliert Lysergsäurediethylamid, kurz LSD, und ich denke: Kann es sein, dass ich schon was merke? Das wäre wirklich sehr fix.
Ich schaue mir die bunte Spiegelung der vielen Großraumbüro-Bildschirme im Fenster an. Lausche dem Rödeln der Kaffeemaschine. Mir wird warm, mein Hirn zieht sich etwas zusammen. Eine gewisse Ruhe kehrt ein.
Microdosing mit LSD: Ein bisschen wie Schnaps trinken
Der Effekt überrascht mich. Schließlich habe ich nur zehn Mikrogramm genommen, das entspricht knapp der Zehnteldosis eines normalen „Trips“. Microdosing nennt sich das – also das gezielte Nehmen geringer Mengen in Alltagssituationen. Das Ganze ist eine Art Trend und es gibt nicht wenige Menschen, die schwören darauf, um kreativer, konzentrierter und am Ende produktiver zu arbeiten.
Man muss sich das als Laie ungefähr wie Schnaps trinken vorstellen: Einen Kurzen merkt man kaum, nach zehn Schnäpsen hat man ordentlich einen im Tee. Mit Microdosing lässt sich LSD daher, mit einiger Erfahrung, so zielgenau zur Bewusstseinsveränderung einsetzen wie Bier beim Grillabend.
1V-LSD: Die Wirkung ist stärker als erwartet
Nach ein paar Minuten der Unsicherheit pendelt sich mein Zustand ein. Ich bin voll konzentriert, arbeite stringent. Und fühle mich sehr gut.
Was ich aber schnell merke: Die Wirkung ist stärker, als ich erwartet hätte. Liegt vielleicht daran, dass ich 14 Stunden zuvor das letzte Mal gegessen habe (Intervallfasten!), schon ein Sportprogramm hinter mir habe und mein Magen jedes Molekül direkt in die Blutbahn pumpt.
Oder es liegt am LSD: Streng genommen habe ich ein Derivat genommen, in diesem Fall 1V-LSD. Diese werden mit leicht veränderter chemischer Struktur produziert, um das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen. Im Körper soll der Stoff dann in normales LSD umgewandelt werden. Das Ganze ist eine rechtliche Grauzone. Ich habe 50 blaue Pillen, offiziell nur zu „Forschungszwecken“ zugelassen, ganz legal in einem Berliner Laden bestellt, dem „Amazon des LSD“, so die Eigenwerbung.
Der junge Gründer sieht sich auf einer politisch-schöpferischen Mission, propagiert den regelmäßigen Konsum, warnt zugleich vor Missbrauch. Denn LSD ist bei höheren Dosierungen eine extrem potente und damit potentiell gefährliche Droge, die schwere psychologische Störungen (z.B. Depressionen, Verfolgungswahn, Psychosen) auslösen kann. LSD macht zwar nicht körperlich abhängig, eine psychische Abhängigkeit ist aber möglich. Auch gibt es bei regelmäßigem Konsum eine Toleranzbildung, d.h. die Dosis muss für den gleichen Effekt erhöht werden.
Die LSD-Pillen sind sehr, sehr günstig
Meine Pillen jedenfalls kommen ein paar Wochen nach der Bestellung (die Nachfrage ist offenbar groß) per Post, der Preis ist sehr günstig: 86 Cent kostet eine „Mikrodosis“.
Zurück ins Büro: Multitasking, das wird schnell deutlich, ist in diesem Zustand nicht mehr meine Stärke. Blöd nur, dass genau das jetzt gefragt ist.
In meinem Job muss ich mehrere Bildschirme mit Informationen im Blick haben, auf diversen Kanälen parallel kommunizieren, dabei ein relativ großes Team operativ koordinieren, Schwerpunkte definieren und abstimmen, Aufträge erteilen, Konferenzen leiten – das ist schon nüchtern recht fordernd, jetzt wird es ziemlich schnell ziemlich anstrengend, überhaupt den Überblick zu behalten.
Puh, erstmal einen Gang zurückschalten!
10 Uhr: Ich frage mich: Und, bist du jetzt kreativer? Zu viel Stress, ruft das rotierende Hirn zurück!
Immerhin bin ich bestens gelaunt, Scherze mit den Kollegen und versuche, nicht noch albernere Witze als sonst zu machen. Ob die Mitarbeiter was bemerken?
LSD und Arbeiten: Klappt nicht so gut
Ich surfe die Welle so gut es geht – dann bricht sie über mir zusammen. Mir wird alles zu viel. Konzentriert an einem Thema arbeiten – ja, das könnte ich jetzt sehr gut. Aber unter Zeitdruck mit zig Bällen zu jonglieren – das geht nur bedingt. Dazu fühle ich mich eindeutig intoxikiert. Oder anders gesagt: ich bin ein bisschen breit.
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Dazu fühle ich mich ausgezehrt, auch wenn ich nicht wirklich Hunger habe – ein bekannter Effekt von LSD. Einen Veggieburger und `ne Pommes später sieht die Lage schon deutlich besser aus. Das Flatterhafte ist weg, das Breitnis-Gefühl auch. Einen leichten Effekt spüre ich weiterhin, und der ist sehr angenehm. Jetzt einen schönen Kaffee trinken und fokussiert ackern, denke ich – doch da klingelt mein Handy. Die Kita ruft an. Kind hat sich übergeben, bitte abholen. Sofort.
Auch das noch! Oma anrufen – die kann nicht. Frau anrufen – kann auch nicht. 45 Minuten später öffne ich die Haustür mit dem kranken Kind im Arm, da ergießt sich ein Strahl Erbrochenes erst über mich, dann über den Boden. Ich fühle mich wie in einer mittelmäßigen Daddy-in-Not-Komödie, während ich das Kita-Mittagessen (Nudeln in Sahnesoße) vom Boden pule und denke: den Tag habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Aber naja, als Vatti ist man ja einiges gewohnt, 20 Minuten später sitze ich mit Laptop neben dem schlafenden Kind auf dem Sofa – und muss über mich selbst lachen. Ich arbeite bis in den Abend, ganz in Ruhe, im Hintergrund läuft Musik – so macht das richtig Spaß. Ich spüre, wie die Wirkung ausklingt, fühle mich ein bisschen ermattet, aber zugleich energetisiert und immer noch bestens gelaunt. Aber eines ist klar: Bei der Arbeit bleibe ich künftig wieder nüchtern. Immerhin: Die Kollegen haben wirklich nichts von meinem Experiment bemerkt – ob das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, ich weiß es nicht.
Der Autor (40) lebt und arbeitet in Hamburg.