Baustellen-Wut in Altona: Freier Blick aus der Küche auf das Klo
Seit 2020 werden mehrere Wohnblocks in Ottensen nun schon renoviert. Die Mieter leiden zunehmend. Bei einem wurde jetzt sogar versehentlich ein Teil der Wand zwischen Badezimmer und Küche entfernt – die Bewohner sind sauer.
Seit 2020 werden mehrere Wohnblocks in Ottensen nun schon renoviert. Die Mieter leiden zunehmend. Bei einem wurde jetzt sogar versehentlich ein Teil der Wand zwischen Badezimmer und Küche entfernt – die Bewohner sind sauer.
Es ist keine schöne Begrüßung, wenn man die Friedrich-Ebert-Höfe in Ottensen/Othmarschen betritt. Vor der Eingangstür steht eine Kloschüssel, einige Meter weiter riesige Baugeräte. Die Musik, die aus den Lautsprechern der Arbeiter auf den Gerüsten schallt, wird immer wieder vom Lärm der Maschinen übertönt.
Bauarbeiter beobachten Freundin beim Duschen
Deutlich unangenehmer wird es im Inneren der Wohnung von Nick Meißner. Seit die SAGA im Oktober 2020 mit der Sanierung der Gebäude begonnen hat, hat sich in seiner und den 288 Nachbarwohnungen viel verändert. Wie das Wohnungsbauunternehmen gegenüber der MOPO erklärt, sollen auf dem Gelände zwischen Otawiweg, Griegstraße und Friedensallee die Fassaden denkmalgerecht gedämmt, neue Holzfenster nach historischem Vorbild eingebaut sowie Dächer und Keller saniert werden.
Bei Nick Meißner wurde mit den Fensterarbeiten schon begonnen – mit fatalen Folgen für seine ganze Wohnung, denn dabei wurde ein Teil der Wand zwischen Küche und Bad versehentlich entfernt. „Es ist nicht sehr angenehm, wenn meine Mitbewohnerin beispielsweise kocht und ich nebenan mal auf die Toilette muss“, sagt Meißner. Provisorisch hat er ein Handtuch in die Lücke gehängt, um die Badnutzer wenigstens vor den Blicken aus der Küche zu schützen. Ob und wann die Wand repariert werden soll, hat man Meißner noch nicht mitgeteilt.
Und auch Blicke durchs Fenster soll es bereits gegeben haben: So hätten Bauarbeiter seine Mitbewohnerin und seine Freundin vom Gerüst aus beim Duschen beobachtet. Daraufhin hat Nick Meißner alle Fenster abgeklebt. Auch beim Einbau der Fensterbretter ist einiges schiefgegangen: Dort stehen jetzt Ecken über, an denen man sich stoßen kann. Meißners Nachbar Frank Provenzano berichtet von offenliegenden Kabeln und Löchern in der Wand im Treppenhaus. „Das ist lebensgefährlich – vor allem für Kinder!“, empört sich der Elektriker.
SAGA-Sanierung soll noch bis mindestens 2024 dauern
Die SAGA entschuldigt die lang andauernden Baumaßnahmen gegenüber der MOPO mit Betretungsverboten in den Wohnungen während der Corona-Pandemie sowie mit Lieferengpässen. Weiter heißt es: „Im Zuge des Fenstertausches können Putzausbrüche aufgrund der fast einhundert Jahre alten Bausubstanz nicht ausgeschlossen werden, so entsteht mitunter der Eindruck „offener Wände“. Selbstverständlich werden diese nach Einbau der Fenster umgehend beseitigt, so dass die beauftragte Malerfirma die Anstriche und Tapeten in den betroffenen Bereichen erneuern kann.“
Von fehlerhaft montierten Fensterbänken habe man „aktuell keine Kenntnis“. Die zuständige Bauleitung sowie eine externe Qualitätssicherung würden „die Bauleistungen regelmäßig kontrollieren“.
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Den Eindruck haben Meißner und Provenzano nicht. Die beiden haben langsam genug von den Unannehmlichkeiten. Bis zum Ende der Maßnahmen wird es aber noch eine Weile dauern – das ist nämlich erst für 2024 angesetzt.