Ich bin einen Tag Moia gefahren – und war fast immer alleine
Sie gehören mittlerweile fest zum innerstädtischen Stadtbild dazu: Die karamellfarbenen Fahrzeuge von Moia, die seit 2019 elektrisch durch die Hamburger Straßen rollen. Seitdem halten sich aber auch hartnäckig die Vorwürfe, dass die Vans die meiste Zeit des Tages leer unterwegs sind. Um das zu überprüfen, bin ich einen Tag lang in Moias unterwegs gewesen – mit gemischten Ergebnissen.
Freitagmorgen, 8.34 Uhr: Mein Blick folgt dem kleinen Bild meines bestellten Moias auf dem Handy-Bildschirm, das gerade auf dem Weg zu mir ist. Zwei Minuten später öffnet der Fahrer die Tür und ich lasse mich auf einen der bislang leeren Sitze fallen. „Hallo Annalena“, begrüßt er mich. Zum Anfang des Tages habe ich mich für eine kurze Fahrt von Eppendorf nach Eimsbüttel entschieden. Auch nach 15 Minuten sitze ich immer noch alleine in dem großen Fahrzeug, das derzeit für fünf Leute ausgelegt ist.
Sie gehören mittlerweile fest zum innerstädtischen Stadtbild dazu: Die karamellfarbenen Fahrzeuge von Moia, die seit 2019 elektrisch durch die Hamburger Straßen rollen. Seitdem halten sich aber auch hartnäckig die Vorwürfe, dass die Vans die meiste Zeit des Tages leer unterwegs sind. Um das zu überprüfen, bin ich einen Tag lang in Moias unterwegs gewesen – mit gemischten Ergebnissen.
Freitagmorgen, 8.34 Uhr: Mein Blick folgt dem kleinen Bild meines bestellten Moias auf dem Handy-Bildschirm, das gerade auf dem Weg zu mir ist. Zwei Minuten später öffnet der Fahrer die Tür und ich lasse mich auf einen der bislang leeren Sitze fallen. „Hallo Annalena“, begrüßt er mich. Zum Anfang des Tages habe ich mich für eine kurze Fahrt von Eppendorf nach Eimsbüttel entschieden. Auch nach 15 Minuten sitze ich immer noch alleine in dem großen Fahrzeug, das derzeit für fünf Leute ausgelegt ist.
Hamburg: Mit VW-Tochter-Unternehmen Moia unterwegs
„Ist das deine erste Fahrt mit Moia?“, beginnt der Fahrer einen Small-Talk. „Ja“, antworte ich wahrheitsgemäß. Er lacht. Normalerweise würden hier viele Leute mit einsteigen, gerade seien aber wenige da, sagt der Fahrer. Wann ist denn nach seiner Erfahrung mehr los? „Vor allem Donnerstag, Freitag und am Wochenende abends, wenn viele Kulturveranstaltungen sind“, antwortet er.

Ausgesetzt in Eimsbüttel buche ich mir die nächste Moia-Fahrt. Auf nach Wandsbek! Doch die App zeigt mir an: Keine Fahrten derzeit buchbar. Dann eben nach Tonndorf! Gleiche Antwort. Steilshoop? Nö. Enttäuscht fahre ich über die Karte, wie wäre es mit Fuhlsbüttel? Endlich klappt es.
Versuch: Einen Tag lang mit Moia durch Hamburg fahren
Diesmal bin ich nicht alleine! Im Wagen sitzt bereits ein Passagier, der zum Flughafen muss. Als wir durch Lokstedt fahren, blinkt auf einmal der Bildschirm auf: „Neue Fahrgäste!“ Am Airport angekommen, steigt der Mann aus, während eine Frau Platz nimmt. Als der Fahrer an meinem Haltepunkt ankommt, sehe ich bereits drei gebuchte Fahrten nach mir auf dem Display.
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Moia selbst teilt diese Eindrücke und bezieht sich auf die Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). „Moia wird vor allem für die Freizeit und für Pendlerverkehre genutzt. Die Studie zeigt, dass die meisten Fahrten abends oder nachts stattfinden, wenn insgesamt weniger Verkehr auf den Hamburger Straßen ist“, so Sprecherin Jennifer Langfeldt. Lediglich jeder fünfte Weg sei beruflich.
Moia wehrt sich gegen Eindrücke der Leerfahrten
Das Unternehmen wehrt sich gegen den Vorwurf der Leerfahrten. „Dass die Fahrzeuge überwiegend leer herumfahren, ist nicht richtig und eine eher subjektive Wahrnehmung“, so Langfeldt. „Personen sind beispielsweise nur schwer von außen sichtbar, wenn sie im hinteren Teil des Fahrzeugs sitzen.“ 60 Prozent aller Fahrten bei Moia seien gepoolt. Diese Pooling-Quote beschreibe den Anteil der getitelten Fahrten mit Zustieg an zwei verschiedenen Haltepunkten. „Aber natürlich kommt es auch noch zu Leerfahrten“, gibt sie dann doch zu. „Die Moias fahren dann aber nicht ziellos durch die Stadt, sondern sind in 90 Prozent der Fälle zu einem Ziel unterwegs, zum Beispiel um einen neuen Gast aufzusammeln.“

Laut der Studie machen Moia-Fahrten derzeit erst 0,1 Prozent aller Wege im Gesamtverkehr in Hamburg aus, der durchschnittliche Besetzungsgrad liegt bei 1,33 Personen. Das soll sich in den kommenden Jahren allerdings ändern und könnte auf bis zu drei Prozent steigen – sofern Moia dann auf einer Fläche von 700 Quadratkilometern 5000 autonom fahrende Sammeltaxis einsetzen wird. Derzeit sind es noch circa 250 Taxen auf einem Gebiet von etwa 190 Quadratkilometern unterwegs.
So könnte Moia für die Verkehrswende eine Rolle spielen
Das Fahrgebiet von Moia spielt für die Mobilitätswende eine zentrale Rolle. „Gerade in der äußeren Stadt kann Ridepooling eine Erschließung an den ÖPNV sicherstellen“, sagt Gerrit Fuß, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen zur MOPO. Moia bestätigt, dass zum Beispiel im schlechter ans ÖPNV-Netz angeschlossene Winterhude häufig Fahrten gebucht werden. Konkrete Pläne, wann das Gebiet vergrößert wird, gibt es allerdings noch nicht. Laut Langfeldt konzentriere sich das VW-Tochter-Unternehmen zunächst auf die Normalisierung des corona-eingeschränkten Betriebs.
Meine nächste Moia-Fahrt geht von Fuhlsbüttel nach Altona. Zunächst bin ich wieder alleine, im Grindelviertel steigt noch ein Mann dazu. 30 Minuten später verlassen wir kurz nacheinander das Moia. Meine nächste Fahrt zurück nach Eppendorf kann ich dann erneut ganz exklusiv genießen. Gleiches gilt für meine vorletzte Fahrt am Abend nach Fuhlsbüttel – fast schon voll wird es dann nachts um 1 Uhr nachts zurück nach Eppendorf: Unterwegs steigen zwei Frauen ein, dann ein weiterer Mann.
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Mein Fazit: Auch wenn zurzeit häufig leere Vans durch die Stadt surren, könnte Moia für die Verkehrswende eine Rolle spielen – vor allem im Zusammenspiel mit Bus und Bahn. Das Problem ist, dass Moia derzeit den Fokus noch vollständig im innerstädtischen Bereich hat. Selbst für Menschen in Stadtteilen wie Wandsbek oder Steilshoop, die bereits im Bediengebiet liegen, ist es schwierig, eine Fahrt zu bekommen. Auch Bezirke wie Harburg müssten ordentlich angeschlossen werden – erst dann kann On-Demand eine sinnvolle Ergänzung in der Mobilitätswende sein.