Oma ohne Enkel: Hamburger Rentnerin sucht über Facebook eine Familie
„Ich suche eine Familie, die eine Oma sucht“, mit diesem Posting rührt Regina Koenig (63), Rentnerin aus Langenhorn, Hamburgerinnen und Hamburger auf Facebook. Die Reaktionen sind herzzerreißend: Familien bieten sich an, Leser reden ihr gut zu. Rund 600 Menschen gefällt der Beitrag, fast 70 Kommentare wurden verfasst. Wer ist Regina Koenig? Und was bringt sie zu diesem Aufruf? Die MOPO hat mit ihr gesprochen – und ein trauriges Schicksal erfahren.
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„Ich suche eine Familie, die eine Oma sucht“, mit diesem Posting rührt Regina Koenig (63), Rentnerin aus Langenhorn, Hamburgerinnen und Hamburger auf Facebook. Die Reaktionen sind herzzerreißend: Familien bieten sich an, Leser reden ihr gut zu. Rund 600 Menschen gefällt der Beitrag, fast 70 Kommentare wurden verfasst. Wer ist Regina Koenig? Und was bringt sie zu diesem Aufruf? Die MOPO hat mit ihr gesprochen – und von einem traurigen Hintergrund erfahren.
Sie balanciert mit einem Bein über einen am Boden liegenden Baumstamm. In der rechten Hand hält sie einen aufgespannten Regenschirm. Sie lacht. Was nach Mary Poppins klingt – dem Kindermädchen, das vom Himmel fällt – ist Regina Koenig auf ihrem Facebook-Profilbild. Eine Frau, die Lebensfreude ausstrahlt. Aber auch: Eine Frau, die allein ist.
„Ich möchte in eine Familie aufgenommen werden“
„Ich möchte in eine Familie aufgenommen werden“, sagt die 63-Jährige. Sie möchte für jemanden da sein. Wieder gebraucht werden.
Vor zweieinhalb Jahren verstarb ihr Mann. Er litt an Parkinson. Langsame Bewegungsabläufe, Gangstörungen, Zittern, Versteifung der Muskeln: All das war sein, aber auch Regina Koenigs Alltag. Hinzu kam Demenz. Doch die 63-Jährige kämpfte. Sie wollte ihren Mann nicht aufgeben. Ein Pflegeheim kam für sie nicht in Frage. „Das hatte er nicht verdient“, sagt sie.
Es war eine schwere Zeit für sie. „Irgendwann kroch ich auf allen Vieren über den Boden. Ich konnte einfach nicht mehr“, so die 63-Jährige. Sie erlitt einen Herzinfarkt, rappelte sich wieder auf und kümmerte sich weiter. Dann kam Corona. Ihre Stimme stockt. „Ich habe in der Zeit all meine Freunde verloren. Ich war bis zum letzten Tag nur für meinen Mann da. Und nun bin ich ganz allein“.
Hamburgerin wünscht sich eine Familie
Regina Koenig hat selbst Kinder – einen Sohn im Alter von 42 und eine Tochter im Alter von 32. Kontakt besteht kaum bis gar nicht. Sie würde ihre Kinder gern sehen, mit ihnen sprechen, sie umarmen, mit ihnen Zeit verbringen. Doch sie hat mittlerweile akzeptiert, dass ihre Kinder ihr eigenes Leben haben, wie sie sagt.
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Daher sucht sie Ersatz-Kinder und -Enkel, solche, die sie brauchen. Reginas Traum: „Ich möchte eine typische Oma sein. Bei der man mehr darf als Zuhause. Bei der alles besser schmeckt. Und zu der man ungefragt vorbeikommt und sagt ‚Ich wollte nur mal eben einen Kaffee mit dir trinken‘“. Sie möchte kein Geld. Regina Koenig möchte einfach nur eine Familie. Und nicht länger allein sein.