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  • Die Corona-Krise ist für das Prostitutionsgewerbe zur Existenzkrise geworden. Während der Großteil der Läden wie Massage-Salons, Friseure und Kosmetiker unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen, müssen Sex-Dienstleistungsgewerbe weiterhin geschlossen bleiben, zu groß sei die Gefahr der Ansteckung. Die Prostituierten des Hamburger Kiezes haben sich durch Demonstrationen Gehör verschafft – und ein realistisches und umfangreiches Hygienekonzept ...

Hygieneplan für Hamburgs Bordelle: So soll der käufliche Sex Corona-sicher werden

St. Pauli –

Die Corona-Krise ist für das Prostitutionsgewerbe zur Existenzkrise geworden. Während der Großteil der Läden wie Massage-Salons, Friseure und Kosmetiker unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen, müssen Sex-Dienstleistungsgewerbe weiterhin geschlossen bleiben, zu groß sei die Gefahr der Ansteckung. Die Prostituierten des Hamburger Kiezes haben sich durch Demonstrationen Gehör verschafft – und ein realistisches und umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet. 

„Die Menschen da draußen müssen verstehen, dass wir schon immer sehr hygienisch gearbeitet haben, das ist fester und unabdingbarer Bestandteile unserer Arbeit, wir wollen doch auch gesund bleiben“, erklärt die Bordell-Wirtschafterin Anne-Marie.

Ein jedes Bordell soll einen individuellen Plan erarbeiten. Wie der Plan der Herbertstraße aussieht, beschreibt die Wirtschafterin ausführlich. Der Plan ist lang, sehr detailliert und wahrscheinlich umfassender als in jeder anderen Branche.

Hamburg: Bordelle entwickeln Corona-Pläne

Neben vielen anderen Maßnahmen, werden die Laken nach jedem Gast gewechselt und auf höchster Temperatur gewaschen. Bordellbesucher müssen ihre Kontaktdaten angeben, mehrmals die Hände desinfizieren, sich waschen, nur bestimmte Sexualpraktiken sind zugelassen und ein Mundschutz ist Pflicht.

Darüber hinaus gibt es zwischen jeder Schotte (Abschnitte in den Schaufenstern, in denen sich Prostituierte präsentieren) Plexiglasscheiben und Besucher werden von der Wirtschafterin bis zum Zimmer begleitet und auch wieder bis zum Ausgang.

Bezirksamt Hamburg-Mitte für Neustart des Sex-Gewerbes

All die Mühen und vor allem der Zusammenhalt der Prostituierten zahlen sich aus. Falko Droßmann, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, positioniert sich klar für die Wiedereröffnung des Sex-Gewerbes: „Sexarbeit findet statt, allerdings nicht von diesen angemeldeten, selbstbestimmten, steuerzahlenden, gesundheitsversicherten und hygieneachtenden Damen hier“, sondern durch illegale Prostitution, wie in Parks oder Privatwohnungen.

Eine frustrierende Situation für die Betroffenen, die sich wie Menschen zweiter Klasse fühlen und diese Ungerechtigkeit nicht auf sich sitzen lassen wollen.

„Wir geben den Gästen eine Dienstleistung, für die wir bezahlt werden. Ich habe mein Leben um meinen Verdienst herum aufgebaut, das steht jetzt alles auf dem Spiel“, so Caroline.

Hamburger Prostituierte: „Wer würde uns denn einstellen?“

Aber nicht nur finanzielle Sorgen plagen die Prostituierten, auch psychisch kommen sie an Ihre Grenzen. Seit Monaten sitzen sie ohne Arbeit zu Hause, die Ungewissheit quält – man vermisse die Beschäftigung und die Kollegen. „Unser Job ist unsere Berufung, wir machen das freiwillig. Es macht uns Spaß und ich will nicht gezwungen werden etwas anderes machen zu müssen!“, so Caroline, und: „außerdem, wer würde uns denn einstellen?“

Aber egal wie groß die Wut oder wie gut das Hygiene-Konzept ist, „die Wiedereröffnung steht und fällt mit dem Sinken oder Steigen der Corona-Zahlen“, erklärt Droßmann. Wenn die Fallzahlen weiterhin niedrig bleiben, auch nachdem die Mallorca-Urlauber wieder in Deutschland angekommen sind, gebe es keinen Grund, nicht wieder zu eröffnen.

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