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  • An einigen Hamburger Schulen darf Wechselunterricht angeboten werden. (Symbolbild)
  • Foto: imago images/Silke Heyer

Hybrid-Unterricht in Hamburg: Betroffen sind vor allem die ärmeren Stadtteile

Seit die Corona-Infektionszahlen trotz Lockdown Light weiter ansteigen, werden Forderungen nach einer Schließung der Schulen immer lauter und vehementer. In Hamburg haben 23 Schulen jetzt von der Schulbehörde die Möglichkeit bekommen, Hybrid-Unterricht anzubieten. Davon betroffen sind vor allem Einrichtungen in den ärmeren Hamburger Stadtteilen.

Am Dienstag hatte die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina eine drastische Verschärfung der Maßnahmen gefordert. Darin auch enthalten: Die Aufhebung der Schulpflicht bereits ab dem 14. Dezember. Diese Lösung früher Weihnachtsferien lehnte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Mittwoch für die Hansestadt ab.

Corona in Hamburg: Schulen können Wechselunterricht anbieten

Am Donnerstag präzisierte er allerdings, wo und wie an welchen Schulen wegen höherer Ansteckungszahlen Wechselunterricht ab der 8. Klasse möglich ist. Das betrifft 18 Stadtteilschulen und fünf Gymnasien im gesamten Stadtgebiet. 

Beim Hybrid-Unterricht sollen die Klassen in zwei gleich große Lerngruppen geteilt werden. Die eine Hälfte lernt im Klassenzimmer, die andere zu Hause, beispielsweise über Video-Gespräche mit der Lehrperson. Allerdings gibt es auch mehrere Bedingungen. Das Modell gilt zum Beispiel nicht für Abschlussklassen – damit bleiben in der Praxis nur die 8., 11. und die 12. Klasse an den Stadtteilschulen übrig.

Corona in Hamburg: Besonders Stadtteilschulen von Infektionen betroffen

Was auffällt: Die betroffenen Schulen liegen vor allem in den einkommensschwächeren Stadtteilen von Hamburg, alleine drei davon in Wilhelmsburg. Weitere Schulen sind in Veddel, Mümmelmannsberg, Horn, Lurup und Jenfeld. Und auch die Stadtteilschulen werden im Durchschnitt von mehr Schülerinnen und Schülern aus prekären Verhältnissen besucht.

Manche sozialen Gruppen sind also stärker gefährdet als andere. Das hat unter anderem etwas mit engen Wohnverhältnissen und niedrig entlohnten Berufen zu tun, bei denen die Arbeitnehmer beispielsweise oftmals nicht ins Homeoffice wechseln können. Dazu passt, dass derzeit ein ärmerer Bezirk wie Hamburg-Mitte bei den Corona-Infektionen mit einer Inzidenz von 192,01 weit vor den restlichen Bezirken liegt. 

Schüler aus ärmeren Stadtteilen betroffen? Das sagt die Gesundheitsbehörde

Die Gesundheitsbehörde antwortet auf MOPO-Nachfrage, dass bisher keine Erkenntnisse dazu vorlägen, ob vergleichsweise ärmere Familien in Hamburg stärker von Corona-Fällen betroffen seien. „Was wir aus den bisherigen Infektionszahlen ablesen können ist, dass Stadtteilschüler sich häufiger mit Corona infizieren als beispielsweise Gymnasiasten“, so eine Sprecherin. An der Auswahl der Schulen für den Hybrid-Unterricht sei die Sozialbehörde allerdings nicht beteiligt gewesen.

Schulbehörde und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg sind sich währenddessen einig, dass der Präsenzunterricht solange wie möglich aufrechterhalten werden soll – und warnen vor den Folgen. „Wir sehen vermehrt Kinder mit psychischen Belastungen und Kinder mit neu aufgetretenen oder verstärkten Verhaltensauffälligkeiten. Wir sehen eine deutliche Verschlechterung der Sprachkompetenz Deutsch und ein Aufgehen der Bildungsschere“, sagt Landesverbandsvorsitzender Dr. Stefan Renz. Denn fehlende Ressourcen wie ein ruhiger Arbeitsplatz, ein eigenes Zimmer mit Schreibtisch und Computer fördern die Benachteiligung ärmerer Schüler.

Corona und Schule: Wie ansteckend sind Kinder wirklich?

Indes zeigt eine noch unveröffentlichte Auswertung eines Massentests an österreichischen Schulen, dass Corona genauso viele Schüler wie Lehrer befällt. Die Universitäten Graz, Linz und Innsbruck hatten im Spätsommer eine Schulstudie gestartet. Laut „Spiegel“ sei die bisherige Erkenntnis, dass sich Schulkinder unter 14 Jahren ähnlich häufig infizierten, wie Lehrerinnen und Lehrer. 

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