• Moderator Markus Lanz im Dezember 2020
  • Foto: picture alliance/dpa/ZDF

Hunderttausende wollten ihn absetzen: Darum ist „Markus Lanz“ jetzt so erfolgreich

Vor einigen Jahren wollten 230.000 Menschen „Markus Lanz“ absetzen – mittlerweile feiern Kritiker die ZDF-Sendung des Wahl-Hamburgers als „härteste Talkshow für Politiker“ und „Salon der Republik“. Maßgeblich mit verantwortlich für diese Entwicklung ist ein Mann im Hintergrund: Markus Heidemanns, der die Sendung seit 2008 produziert.

„In den anderen Sendungen kommen überwiegend mehrere Politiker aus verschiedenen Parteien sowie politische Beobachter zu Wort. Und da weiß ich als Zuschauer häufig schon vorher, was kommt“, erklärt Heidemanns im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) das Erfolgsrezept der dreimal wöchentlich ausgestrahlten Show. „Das Besondere bei Markus ist das Nachfragen.“

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Daher möchte der Produzent „Markus Lanz“ auch eher als „Interviewsendung“ denn als Talkshow verstanden wissen. „Wir nehmen uns Zeit für ein wirkliches Gespräch. Und wir haben einen Moderator, der tatsächlich zuhört und Floskeln nicht durchgehen lässt“, so Heidemanns weiter. „Markus will die wirklichen Hintergründe verstehen – deshalb auch häufig die Nachfrage: ,Das war nicht die Frage.‘“

Online-Petition gegen Markus Lanz wegen Wagenknecht-Interview

Ein Interviewstil, der Lanz in der Vergangenheit eine Menge Ärger eingebracht hat. „Er bringt Haltung und Meinung mit und hat auch den Mut, eine solche strengere Situation durchzuziehen – und das mit dem Wissen, dass es mal diese Wagenknecht-Geschichte gab“, blickt Heidemanns zurück.

Gemeint ist damit ein Interview von 2014 mit damaligen stellvertretenden Parteivorsitzenden der Links-Partei, das schließlich zu der Online-Petition für Lanz‘ Absetzung führte. Der Moderator hatte Wagenknecht etliche Male unterbrochen und mit Fragen in die Ecke gedrängt, unterstützt von seinem Studiogast, dem Journalisten Hans-Ulrich Jörges.

Kritik an Lanz-Interview sogar von Hamburger FDP-Mann

Selbst politische Gegner Wagenknechts sprangen ihr damals bei: „Lanz will in Wahrheit nur seine eigene politische Agenda in seiner ‚Markus Lanz‘-Sendung kommunizieren“, zitiert das „Abendblatt“ den ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordneten Burkhardt Müller-Sönksen aus Hamburg. „Wenn sein Talk-Gast nicht die gewünschten Antworten gibt, souffliert er schon mal gerne mit Suggestivfragen, fällt andauernd ins Wort, stellt eine zweite und dritte Frage, während der Gast gerade bemüht ist seine erste zu beantworten. Schauerlich.“

Der Moderator ruderte damals zurück, nannte sein Verhalten rückblickend „rustikal und sogar persönlich“. Doch Heidemanns zufolge haben sich die Zeiten mittlerweile geändert.

Nach Shitstorm: „Markus Lanz“ von Kritikern gelobt 

„Wenn man das Gespräch von damals mit dem vergleicht, was wir heute machen, würde Frau Wagenknecht nach der Sendung heute sagen: ,Oh, da bin ich aber noch mal gut weggekommen.‘“, sagt Heidemanns dem RND. „Das ist jetzt sieben Jahre her, aber im Prinzip war es nichts anderes als das, was wir heute machen.“ (mp)

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