Politik-Posse: Hundehalter wollten Sitzbank – dann wird’s richtig kurios
Schon lange wünschten sich die Hundehalter in Neuwiedenthal eine Sitzbank in der umzäunten Hundeauslauffläche am S-Bahnhof. Für ein paar Wochen wurde der Traum Wirklichkeit, aber über Nacht ist die Bank wieder verschwunden – Ergebnis einer Polit-Posse im Bezirk Harburg.
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Schon lange wünschten sich die Hundehalter in Neuwiedenthal eine Sitzbank in der umzäunten Hundeauslauffläche am S-Bahnhof. Für ein paar Wochen wurde der Traum Wirklichkeit, aber über Nacht ist die Bank wieder verschwunden – Ergebnis einer Polit-Posse im Bezirk Harburg.
„Eine einfache Sitzgelegenheit, irgendeine Bank, auch eine ganz alte, das war alles, was wir wollten“, sagt Ewa Nordmann (43), die jeden Tag mit ihren Mischlingshündinnen Ronja und Socke zu der umzäunten Fläche nahe dem S-Bahnhof Neuwiedenthal geht.
Die karge kleine Hundewiese ist die einzige Fläche in der näheren Umgebung, in der die Hunde ohne Leine rennen können und entsprechend beliebt bei den Hundehaltern: 103 Unterschriften sammelte Ewa Nordmann mit ihrer Petition „Verbesserung Hundewiese Hamburg Neuwiedenthal“.
Zoff um Bank in Neuwiedenthal
Und tatsächlich: Ende Mai stand sie da, die ersehnte Bank innerhalb der umzäunten Fläche. „Wir haben uns total gefreut“, sagt Ewa Nordmann – bis die Bank nach vier Wochen plötzlich wieder weg war. Was war geschehen?
Über die Sozialen Medien hatte die Bezirkspolitik schon Wochen zuvor Wind von der Sache bekommen – und wollte sich bürgernah zeigen: Die Hundehalter sollten ihre Bank bekommen, allerdings nicht wie gewünscht innerhalb des Zaunes, sondern davor. Frank Richter, Vorsitzender der tonangebenden SPD-Fraktion, erklärt auf MOPO-Anfrage: „Die Hundehalter in unserer Fraktion fürchteten, dass eine Bank innerhalb des Zaunes Alkohol trinkende Menschen vom S-Bahnhof anlocken könnte und dann könnten sich die Hunde an Scherben verletzen.“
Hundehalter protestieren vor Bezirksversammlung Harburg
Die Hundehalter vor Ort sehen das anders, zogen vor der entscheidenden Abstimmung Mitte Mai sogar mit einem Schild vor die Bezirksversammlung Harburg: „Eine Bank für die Hundewiese, nicht davor.“ Ewa Nordmann: „Wenn die Hunde spielen, kann ja immer was sein und dann macht es keinen Sinn, wenn wir vor dem Zaun sitzen.“ Und die Scherben? „Die würden wir einsammeln.“
Die Mini-Demo mit Schild und Hunden ist vergeblich: Die Bezirkspolitiker beschließen am 18. Mai eine Bank. Vor dem Zaun. Das allerdings bekam die Verwaltung nicht mit – und stellte zwei Wochen später eine Bank innerhalb der Umzäunung auf, zur großen, aber nur kurzen Freude der Hundehalter.
Nun ist die Bank weg, stattdessen prangt seit einigen Tagen eine Picknickbank mit Tisch vor dem Zaun: „Der Auftrag der Bezirksversammlung wurde umgesetzt und eine Sitzgelegenheit außerhalb der Fläche realisiert“, so der Sprecher des Bezirks, Dennis Imhäuser, zur MOPO.
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Aber war es wirklich nötig, die versehentlich aufgestellte Bank wieder zu entfernen, die keinen störte und viele freute? Der SPD-Fraktionsvorsitzende gibt sich gegenüber der MOPO zerknirscht: „Das war uns nicht klar, dass die Bank auf der Auslauffläche wieder abgebaut wurde. Die hätte da auch bleiben können, wenn sie schon mal da war.“
Aber dann könnte man sie doch einfach wieder aufbauen lassen? „Das ist ist aus formalen Gründen nicht möglich“, so Frank Richter: „Es gibt einen Beschluss, den nur die Bezirksversammlung ändern kann. Jetzt ist aber bis September Sommerpause.“ Und was sagt Ewa Nordmann? „Das ist doch alles verrückt.“